Badetod-Hochburg Masuren: Immer mehr Menschen ertrinken beim Baden

Zweimal so viele Badetote in Polen als EU-weit

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Immer häufiger in Polen: Badetod durch Ertrinken Foto: pixabay.com, CC0 Public Domain

Die Zahlen alarmieren: Polen sterben zweimal häufiger als die durchschnittlichen EU-Bürger durch Ertrinken. Das Nationale Hygiene-Institut erarbeitete gemeinsam mit dem Nationalen Institut für Öffentliche Gesundheit eine Studie die belegt, dass zwischen 2000 und 2011 von 100.000 Einwohnern in Polen Jahr für Jahr 2,2 ertranken. EU-weit traf dieser Badetod nur 1,2 Menschen pro Jahr. In dieser Zeit starben 12.700 Polen also durch Ertrinken. Die Hälfte dieser Todesfälle fiel in die Urlaubssaison in den Monaten Juni bis August.

Nur 3,7 % aller Todesfälle durch Ertrinken ereignete sich an der polnischen Ostseeküste, alle anderen Opfer ertranken in Flüssen oder Seen. Als gefährlichstes Terrain entpuppten sich dabei die masurischen Seen, wo auf 1000.000 Einwohner gerechnet 4,6 Menschen pro Jahr ertranken. Demographisch gesehen ist das Risiko zu ertrinken für Männer fünf Mal so hoch, als für Frauen, Männer mit niedrigem oder gar keinen Berufsabschluss tragen ein siebenmal höheres Todesrisiko durch Ertrinken als Männer mit hohem oder akademischen Bildungsabschluss. Das höchste Risiko für einen tödlichen Badeunfall tragen nach der Studie Männer im Alter zwischen 45 und 59 Jahren mit niedrigem Bildungsabschluss. Während der untersuchten Periode von 2000 bis 2011 stand ein Viertel der Badetoten in Polen unter Alkoholeinfluss. Das aber erschien den Untersuchenden und der Polizei nur als Spitze des Eisbergs, denn nur bei 40% der Toten waren überhaupt Messungen des Blutalkoholgehalts durchgeführt worden. Die Zahl der durch Alkohol verursachten Todesfälle durch Ertrinken könnte also noch erheblich höher sein.

In diesem Jahr könnte die polnische Statistik der Badetoten auf eine Rekordhöhe ansteigen. Zwischen Anfang Mai und Anfang Juli ertranken polenweit 120 Menschen

Trotz der langjährigen Regierungskampagne „Ich schwimme ohne Promille“ hat sich an den Zahlen nichts geändert, im Gegenteil. Immer mehr Bars und Kioske an den Badestellen verführen zum Alkoholkonsum. Große Hitze wie in diesem Sommer verstärkt die Gefahr auch exzessiven Trinkens. Dazu kommen die hitzebedingten Kreislaufbelastungen – man springt mit Bravour ins Wasser, ohne sich abzukühlen und überfordert das eigene Kreislaufsystem.

Masuren – Spitzenreiter bei den Badetoten

Zu selten sieht man auch noch Menschen, die versuchen offensichtlich betrunkene Menschen am Baden zu hindern, wissen die Rettungsschwimmer. Die aber sind natürlich an den vielen „wilden“ Badestellen vor allem an den so zahlreichen masurischen Seen gar nicht vorhanden. Besonders gilt das für die masurischen Seen. Zwar ist in Polen Schwimmunterricht in den Schulen Pflicht, doch schützt das nicht vor Selbstüberschätzung durch alkoholbedingte Enthemmung im Erwachsenenalter und Unterschätzung der wetterbedingten Kreislaufbelastung oder der Gefahren von Flüssen und Seen. Immer öfter bleibt da nur noch die Leichensuche im Schilf.

Bereits vor dem Beginn der polnischen Schulferien Ende Juni waren in Masuren 14 Menschen ertrunken. Doch alle Appelle von Polizei und der Rettungsschwimmerorganisation WOPR zu besonderer Umsicht, Rücksicht auf die Kreislaufbelastung bei großer Hitze und dem unbedingten Verzicht auf den Genuss von Alkohol nützen nicht.

Allein am Sontag, dem 9. August, einem heißen, sonnigen Tag ertranken in Masuren sechs Menschen. Im Spirdingsee (jez. Śniardwy) ertrank. Ein Ehepaar war auf einer großen Luftmatratzen auf dem Wasser eingeschlafen und mitten auf den See hinausgetrieben. Als sie aufwachten, versuchten sie wieder an Land zu kommen. Doch der zunehmende Wind und die Wellen machte das schwierig. Der Mann rutschte ins Wasser, um die Luftmatratze zu ziehen und verschwand plötzlich in den Fluten. Vom Ufer hörte ein Mann später die Frau um Hilfe rufen, und half ihr an Land zu kommen. Die Rettungsschwimmer und ein Taucher fanden später nur noch die Leiche des 58-jährigen.

Eine andere Tragödie geschah am Materschobensee (jez. Sasek Wielki) nordwestlich von Szczytno (Ortelsburg). Die Leiche eines 55-jährigen trieb in der Nähe der Fußgängerbrücke. Dort wurde sie von zwei Warschauer Urlaubern gefunden. Die Polizei erklärte später, der Tote sei stark alkoholisiert gewesen.

Ein weiterer Todesfall wurde von der Polizei in Johannisburg gemeldet. Ein 51-jähriger Mann hatte noch gar nicht geschwommen, sondern war nur zum Abkühlen untergetaucht. Er tauchte nicht wieder auf. Seine Leiche wurde später nur zehn Meter vom Ufer gefunden.

Weitere Badetote wurden vom Rheiner See (jez. Ryńskie) gemeldet, wo eine 45-jährige Frau ertrank, vom Geserichsee (jez. Jeziorak), wo ein 65-jähriger Mannden Badetod fand und vom Warnold-See (jez. Warnołty), wo die Leiche einer 42-jährigen Frau aus Weissuhnen (Wejsuny) gefunden wurde.

Mit diesen Badeunfällen erhöhte sich die Zahl der in Ermland und Masuren in diesem Jahr ertrunkenen Menschen auf 27.

Als begeisterte Wassersportlerin langjährige Rettungsschwimmerin empfehle ich Ihnen für einen sicheren Badeurlaub in Masuren:

  • Sorgen Sie für ausreichenden Sonnenschutz und unterschätzen Sie nicht die Kraft der Sonne, denn das Sonnenlicht wird vom Wasser reflektiert.
  • Sorgen Sie für Schatten durch einen Sonnenschirm oder eine Strandmuschel
  • Bleiben Sie nicht den ganzen Tag in der Sonne, Sie riskieren einen Hitzschlag oder Sonnenstich
  • Bei großer Hitze natürlich viel trinken – aber auf gar keinen Fall Alkohol
  • Kühlen Sie sich zwischen durch immer wieder ab, halten Sie die Füße ins Wasser, gehen Sie am Strand mit den Füßen im Wasser spazieren.
  • Springen Sie nicht kopfüber ins Wasser und werfen Sie sich nicht mit Anlauf ins Wasser. Kühlen Sie sich im Wasser ab, gehen Sie langsam bis zum Bauch ins Wasser, machen Sie Arme und Gesicht nass und gleiten Sie sanft ins Wasser. Sind Sie gut abgekühlt, können Sie immer noch herumtollen, plantschen und ins Wasser springen.

So wird es ein entspannter, erholsamer Urlaub in den Seen von Ermland und Masuren !!