Bydgoszcz – Die Wasserstadt an Weichsel und Brahe

Bydgoszcz, Speicher an der Brahe, Foto. B.Jäger-Dabek

Wahrzeichen von Bydgoszcz (Bromberg) sind die mächtigen Speicher an der Brda
(Brahe). Wo in vergangenen Jahrhunderten Getreide und andere Nahrungsmittel gelagert wurden, wird heute Kunst ausgestellt. Die 360.000 Einwohner zählende Hauptstadt der Woiwodschaft Kujawsko-Pomorskie (Kujawien-Pommern) zählt zu den unentdeckten Perlen unter den polnischen Großstädten. Sie hat sich in den vergangenen Jahren von der Industriestadt zum modernen Dienstleistungs- und Kulturzentrum entwickelt und ist eine Stippvisite wert.

Bydgoszcz, das einstige Bromberg, ist geprägt durch das Wasser. Die an Brda und Wisła (Weichsel) gelegene Stadt ist ein Wasserknotenpunkt – über die Internationale Wasserstraße E70 gibt es direkte Verbindungen nach Berlin und Warschau. Nicht nur beim jährlichen Wasserfest „Ster na Bydgoszcz“ (Kurs auf Bydgoszcz) im Juni kann man die Stadt auf dem Wasser erleben.

Die von der Brda und dem Mühlengraben umflossene Mühleninsel ist ein beliebter Treffpunkt im Stadtzentrum und wurde in den vergangenen Jahren aufwändig saniert. Schöne Wege laden zum Promenieren am Ufer ein. Die gegenüber der Insel liegende pittoreske Häuserreihe trägt den Namen Wenecja Bydgoska (Bromberger Venedig). Am Rande der Mühleninsel entstand Ende 2012 eine moderne innerstädtische Marina. Unweit davon erhebt sich am Ufer der Brda die Opera Nova. Das moderne Opernhaus besteht aus drei sich überlappenden kreisförmigen Gebäudeteilen. Der größte Saal fasst mehr als 800 Besucher. Im Frühjahr findet dort das renommierte Opernfest von Bydgoszcz statt.

Südlich der Brda befindet sich das Gebiet der Altstadt, die im 14. Jahrhundert planmäßig angelegt worden war. Rund um den rechteckigen Stary Rynek (Alter Markt) blieben zahlreiche historische Gebäude, vorwiegend im klassizistischen Stil, erhalten. Das an der Westseite gelegene Rathaus entstand Mitte des 17. Jahrhunderts als Hochschule der Jesuiten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Marktes kann man jeden Tag um 13.13 und 21.13 Uhr ein besonderes Schauspiel erleben. Dann zeigt sich in einem Giebelfenster des Hauses Nummer 15 die Figur des Pan Twardowski und verneigt sich höhnisch vor dem Publikum. Herr Twardowski, eine Art polnischer Doktor Faustus, war ein Zauberer, der sich nach einer Legende im Jahr 1560 in Bydgoszcz aufgehalten hatte.

Bydgoszcz, Jugendstilhotel Pod Orłem, Foto. B.Jäger-Dabek

Die ul. Mostowa verbindet die Altstadt mit dem modernen Bydgoszcz. Gleich neben der Brücke wurde 2004 anlässlich des EU-Beitritts von Polen die moderne Skulptur des nur mit Sandalen bekleideten Seiltänzers über der Brda enthüllt. Gleich hinter der Brücke beginnt die ul. Gdańska, eine beliebte Geschäftsstraße mit zahlreichen gründerzeitlichen Gebäuden. Zu den schönsten Bauwerken gehört das Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Jugendstilhotel Pod Orłem (Zum Adler) in der ul. Gdańska 14. Zahlreiche weitere sehenswerte Jugendstilbauten sind in den Seitenstraßen zu finden. Die Kirche St. Vincent in der ul. Ossolinskich wurde 1925-1937 in neoklassizistischem Stil und in Anlehnung an das Pantheon in Rom erbaut. Sie ist nicht nur das größte Gotteshaus in Bydgoszcz, sondern auch eines der größten in ganz Polen und fasst rund 12.000 Besucher.

Die 2002 eröffnete Łuczniczka-Halle mit ihren 8.000 Plätzen dient als Arena für große Sportveranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen. So ist denn Bydgoszcz auch Spielort der Volleyball-Weltmeisterschaft der Herren, die mit 24 teilnehmenden Mannschaften vom 30. August bis 21. September 2014 in den sechs polnischen Städten Krakau, Łódż,  Bydgoszcz, Sopot, Warschau (Eröffnungsspiel) und Kattowitz (Endspiel) stattfindet. Die polnische Mannschaft selbst gehört zu den Topteams und liegt derzeit auf Platz fünf der Weltrangliste. Bereits vor der Volleyball-WM wird dort am 22. Juni 2014 das Spitzenspiel zwischen den Herren-Volleyball-Teams von Polen und Weltmeister Brasilien im Rahmen der Volleyball World League ausgetragen.