Chełmno: Polens Stadt der Verliebten

Rathaus von Chełmno (Kulm)
Rathaus von Chełmno (Kulm), Foto: Jerzy Strzelecki, CC BY 3.0

Chełmno  und der Valentinstag

Chełmno, das alte Kulm liegt unweit von Toruń (Thorn) an der Weichsel ist Polens Hauptstadt der Verliebten. Auch in Polen wird seit einigen Jahren der 14. Februar wieder als Gedenktag Valentins, des Schutzpatron der Liebenden gefeiert. Nach Polen kam der Valentinstag erst Mitte der 90er Jahren und ist vor allem bei den jüngeren Generationen längst fester Bestandteil des Kalenders aller Verliebten.

Chelmno, die Stadt mit dem hübschen mittelalterlichen Stadtkern an der Route der “Europäischen Route der Backsteingotik“, die hoch droben über der Weichsel liegt spielt beim polnischen Valentinstag eine besondere Rolle.

Anlass für die zentrale Rolle von Chelmno beim Valentinstag ist eine Reliquie vom Schädelknochen des Heiligen Valentin, die in einer achteckigen Silberdose mit Glasdeckel in der Pfarrkirche “Maria Himmelfahrt” in der mittelalterlichen Stadt aufbewahrt wird. Bereits zum 14. Mal wird in diesem Jahr ein großes Stadtfest rund um den Valentinstag organisiert. Es findet vom 11. bis zum 15. Februar statt. Dieses Jahr wird zugleich ein Wettbewerb für die am schönsten dekorierten Schaufenster der Stadt veranstaltet.

Traditionell gibt es zum Valentinstag ein großes Konzert auf dem Marktplatz. Gaststar ist diesmal der polnische Reggae-Sänger und Komponist Kamil Bednarek. Überall in der Stadt leuchten Herzen, die Bäcker stellen zum Valentinstag spezielle Brötchen in Herzform her. Sie sind mit einer Prise Liebstöckel gewürzt, das als aphrodisierend gilt. Darüber hinaus gibt es in Chełmno zahlreiche weitere Veranstaltungen rund um den Valentinstag.

Ein Blick in die Stadtgeschichte von Chełmno

Doch ist Chelmno beileibe nicht nur am Valentinstag sehenswert. Die kleine Stadt hoch droben über der Weichsel hat einen sehenswerten intakten mittelalterlichen Stadtkern und ein schönes Rathaus. Chelmno war ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Deutschen Ritterordens, markierte sie doch den Übergang des Deutschen Ordens über die Weichsel und den Beginn der Ostkolonisation.

So übereignete Herzog Konrad von Masowien, der den Deutschen Orden zu Hilfe gegen die prussischen Nachbarn gerufen hatte, Kulm bereits 1226 dem Deutschen Orden. Die Ordensritter begannen 1232 mit dem Bau der Burg. Schon 1233 erhielt der Ort die Stadtrechte, nach der Kulmer Handfeste, die eigens für Kulm und Thorn entworfen wurde und später als Muster auf zahllose neue Städte angewandt wurde. Die große Blütezeit der Hansestadt war das 13. und 14. Jahrhundert, als die Kulmer Altstadt schachbrettartig angelegt wurde mit einem Marktplatz im Zentrum. Auch Kulm kam nach dem II. Thorner Frieden zu Polen, wo es mit einer kurzen Unterbrechung bis 1772 verblieb. Nach der Ersten polnischen Teilung wurde Kulm preußisch und ab 1920 wieder polnisch.

Sehenswertes in Chełmno

Noch immer wird die Kulmer Altstadt von seiner Stadtmauer mit den 17 Türmen fast völlig umschlossen, aber mit dem Graudenzer Tor ist nur noch eines von sieben Stadttor erhalten. Der Marktplatz ist von schönen Bürgerhäusern mit überwiegend klassizistischen Fassaden umstanden und wird vom ursprünglich gotischen Rathaus aus dem Jahre 1298 dominiert, das Mitte des 16. Jahrhunderts im Renaissance-Stil umgebaut wurde und gegen 1596 seinen Turm bekam. Das Rathaus ist heute Sitz des Museums zur Kulmer Stadtgeschichte.

Kulturhistorisch bedeutendste Kirche der Stadt ist die ab 1280 erbaute St.Marienkirche, aber auch die Jakobikirche und die Heiliggeistkirche sind sehenswert. Besonders schön ist auch das frühere Kloster der Zisterzienserinnen mit der gotischen Johanniskirche. Ein ausgiebiger Rundgang durch dieses städtebauliche Kleinod lohnt in jedem Falle und man wird dabei noch so manche Sehenswürdigkeit entdecken wie die Kulmer Akademie, die 1473 entstand.