Ermland-Masuren: Immer mehr Bernstein-Schmuggel an der polnisch-russischen Grenze

Bernstein aus der Ostsee, Foto: Lanzi, CC-BY-SA-3.0-migrated

Jüngstes Beispiel des blühenden Bernstein-Schmuggels an der polnisch-russischen Grenze zwischen der Woiwodschaft Ermland-Masuren und dem Kaliningrader Gebiet: Ein Litauer wurde vom polnischen Zoll am Übergang Mamonowo-Grzechotki (Rehfeld-Heiligenbeil) erwischt, als er versuchte zwanzig Kilogramm Bernstein über die Grenze zu schmuggeln. An seinem „leicht umgebauten“ Peugeot 306 fiel den Zöllnern der hintere Stoßfänger auf. Sie fanden bei einer genaueren Untersuchung einen versteckten zweiten Boden, unter dem 30 Beutel mit 20 Kilogramm Bernstein versteckt waren. Die polnischen Zollbeamten beschlagnahmte den Pkw mitsamt der Ladung. Gegen den Litauer wird nun ein Strafverfahren eingeleitet.

Bereits im Juli dieses Jahres wurde ein russischer Mercedesfahrer bei dem Versuch erwischt, 56 Kilogramm Bernstein im Wert von über 200.000 Złoty illegal nach Polen einzuführen. Doch auch Polen fahren nicht mehr nur wegen billiger Zigaretten und Benzin nach Kaliningrad, einige beteiligen sich am regen Bernsteinhandel. Kürzlich wurde ein Pole festgenommen, der in seinem Mercedes Vaneo 53 Kilo Bernstein transportierte. Die Versteckbauart war die gleiche, wie beim erwähnten Litauer: ein doppelter Boden mit Geheimfach am Stoßfänger. Auch beim polnischen Schmuggler wurden Fahrzeug und Schmuggelgut beschlagnahmt, auch er erwartet nun ein Strafverfahren.

Der polnische Zoll hat in diesem Jahr an den Grenzen zu Russland bereits 280 Kilogramm Bernstein beschlagnehmt , also doppelt so viel, wie im ganzen Jahr 2014, als man 140 Kilo Bernstein als Schmuggelware einzog., erklärte Ryszard Chudy, der Pressesprecher des Zolls in Olsztyn (Allenstein) Journalisten gegenüber. Die meisten Schmuggler seinen Russen und Polen, aber auch immer mehr Litauer, fügte er an. Auf die Frage warum der Bernstein-Schmuggel auf der im Volksmund bereits „Bernsteinweg“ genannten Route Richtung Danzig zu den großen Bernsteinhändlern und Juwelieren derart blühe sieht Chudy das im Oktober 2013 von der russischen Föderation erlassene Ausfuhrverbot von Bernstein.

Nach einem Jahr Gültigkeit des Ausfuhrverbots spürt die Juwelierbranche den Bernsteinmangel deutlich. Russland ist im Besitz eines der größten Bernsteinvorkommens der Welt. Dieser Bernstein macht 80% des Weltvorkommens einer solchen Spitzenqualität aus. Das weltweit einzige Bernsteinförderwerk im Tagebau befindet sich in Jantarnij (Palmnicken) und fördert jährlich geschätzte 360 Tonnen Bernstein. Die Bernsteinverknappung westlich der russischen Grenzen führte zu Preissteigerungen. Vor fünf Jahren sei der Bernsteinpreis noch fünf Mal niedriger gewesen, erklärte Chudy. Vor fünf Jahren habe der Zoll bei einer Versteigerung von 180 Kilo beschlagnahmten Bernsteins nur 15.000 Złoty in die Staatskassen gespült. Bei einer Versteigerung in diesem Jahr wurden vom Zoll für 47 Kilogramm Bernstein 156.000 Złoty erlöst, der Bernstein ging – wie meistens – an ein Danziger Unternehmen. Bei einer anderen Versteigerung brachten 42,5 Kilo Bernstein sogar 170.000 Złoty für die polnische Finanzverwaltung ein.