Ermland-Masuren wählt beim 2. Wahlgang der Präsidentschaftswahl gegen den Trend

PiS-Kandidat Andrzej Duda, Foto: Piotr Drabik, CC-BY-2.0
Der Sieger: PiS-Kandidat Andrzej Duda, Foto: Piotr Drabik, CC-BY-2.0

Der Wahlsieg des PiS-Kandidaten Duda

Die Woiwodschaft Ermland-Masuren hat sich bei der zweiten Runde der diesjährigen Präsidentschaftswahl wieder als Hochburg der regierenden Bürgerplattform PO erwiesen. Der amtierende Präösident Bronisław Komorowski erreichte dort 56,40 % der abgegebenen Stimmen, Gegenkandidat Andrzej Duda von der nationalkonservativen Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit PiS kam nur auf 43,6% der Wählerstimmen. Im ersten Wahlgang hatte Komorowski in der Region 39,39% und Duda 29,39% der Stimmen erhalten. Zwar hat Komorowski mit 9 die Mehrzahl der Woiwodschaften gewonnen, doch reichte das nicht.

Die Wahlbeteiligung lag in der Woiwodschaft bei 51,4% und damit wieder unter denen des Landesdurchschnitts von 56,1% aber immerhin höher als beim 1.Wahlgang, als nur 42,03% der Ermländer und Masuren zu den Urnen gingen.

Gründe für den Wahlsieg von Andrzej Duda

Das Wahlergebnis kommentiert Dr. Rafał Chwedoruk, Politiologe der Universität Warschau in der „Gazeta Wyborcza“. Unklug sei sowohl der Umgang der Partei Bürgerplattform PO als auch des aus dieser Partei stammenden Präsidenten mit den Affären innerhalb der Partei. Aber die wirkliche Bombe, die es nicht zu entschärfen gelang, sei die Anhebung des Rentenalters, die jeden Polen träfe. Und genau diese Bombe explodierte mitten im Wahlkampf mit brachialer Gewalt.

Tatsächlich war dies die Steilvorlage der PO an die PiS und ihren Kandidaten und mit entscheidend für die Abwahl Komorowskis, dem es zu keiner Zeit gelang im Wahlkampf die Themen anzusprechen, die Polens Bürger bewegten. Den Ausschlag für den klaren Sieg Dudas im 2. Wahlgang gaben dann die Wähler des Musikers Kukiz, der als Kandidat im ersten Wahlgang 20,8% der Wählerstimmen auf sich vereint hatte. Er hatte seinen Wählern nahegelegt, Komorowski nicht zu wählen. In einer Nachwahlbefragung ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos, dass 59,4% der Kukiz-Wähler im 2. Wahlgang für Duda gestimmt haben und nur 40,6% für den amtierenden Präsidenten Komorowski.

Die Teilung in ein Polen A im Norden, Westen und Südwesten des Landes und ein Polen B im Osten und Südosten blieb bei dieser Präsidentschaftswahl erhalten, Komorowski und Duda siegten beide in acht Woiwodschaften. Doch unter den acht Duda-Woiwodschaften befand sich mit Masowien die mit über 5 Millionen Einwohnern bei weitem bevölkerungsstärkste Woiwodschaft inklusive Warschaus. In dieser Woiwodschaft siegte Duda mit 53,9% bei der landesweit höchsten Wahlbeteiligung von 62,7%. Komorowski kam dort nur auf 46,1%. (Stand 25.5.2015, 16:00 Uhr).

Entsprechende Grabesstille und Entsetzen herrschten bei der Wahlparty der Bürgerplattform PO im Restaurant Przystan am Okullsee (je. Ukiel) in Allenstein (Olsztyn). Von dort berichtete das Regionalportal olsztyn.wyborcza.pl. PO-Mitglieder kommentierten, Komorowski sei ein guter Präsident, aber ein lausiger Kandidat gewesen. Halina Ciunel, die Stadtratsvorsitzende von Allenstein meinte, der Stab Komorowskis sei sich zu sicher gewesen und habe den Beginn der Kampagne regelrecht verschlafen. Ciunel machte dennoch in Optimismus und erklärte, wir geben nicht jetzt schon auf vor der Parlamentswahl im Herbst.