Frisches Haff: Kanal durch die Frische Nehrung soll gebaut werden.

Blick über das Frische Haff

Blick über das Frische Haff, Foto: Ludwig Schneider, CC BY-SA 3.0   

Nun soll er also kommen, der neue Kanal durch die Frische Nehrung, der 20121 bis 2022 fertiggestellt sein soll. Die Investitionskosten für dieses Projekt sollen 650 Millionen PLN betragen. Die Unterhaltskosten werden rund 4-6 Millionen PLN jährlich betragen. Der Stand der Planung zum Bau des Kanals wurde am 22. Februar in Gdynia (Gdingen) während einer Auswärts-Sitzung des Parlamentsausschusses für See- und Binnenschifffahrt diskutiert. Der polnische Minister für See- und Binnenschifffahrt Marek Gróbarczyk bestätigte, der Kanal sei eine der Prioritäten der Regierung, Darauf wies auch der Elbinger Bürgermeister Witold Wroblewski ausdrücklich hin, der bei der Sitzung des parlamentarischen Ausschusses anwesend war.

Die Gründe, diese seit 2007 im Plan befindliche Investition nun plötzlich durchzuwinken, dürften politischer Natur sein. Die PiS-Regierung sieht in Russland ein hohes Gefahrenpotenzial für die polnische Nation. Das Frische Haff ist von der Ostsee aus bisher nur über russisches Territorium erreichbar über das Seetief bei Pillau (Baltijsk) die Rynna Bałtyjska / Rinna Bałtiskaja.

Der einzige wirtschaftlich nutzbare Hafen am Frischen Haff ist bisher Königsberg, das über den alten Seekanal erreichbar ist. Alle anderen Häfen haben nur Tiefen von 1,5-2 m. Mit dem neuen Kanal wäre Elbing auch für Küstenmotorschiffe sowie für die modernen Feeder erreichbar, die Elbing an die Welt der Containerschifffahrt anschließen würden. Das würde die Region wirtschaftlich vom Nachbarn unabhängiger machen.

Nachdem die Planungsarbeit soweit abgeschlossen ist, muss aber zunächst eine Vereinbarung mit der Europäischen Kommission getroffen werden. Diese ist notwendig, weil der Bau des Kanals in einige ökologische Schutzgebiete eingreift, hauptsächlich in das EU-Programm Natura 2000. Anna Stelmaszyk-Swierczynska, die Direktorin des Technischen Meeresbüros in Gdynia, erklärte, bei einem Baubeginn im Jahr 2018 könne das Projekt 2021-2022 abgeschlossen sein. Das sei nun die letzte Hürde, die noch genommen werden müsste, derzeit seien die diesbezüglichen Gespräche mit der Europäischen Kommission auf einem guten Weg.

Kanal durch die Frische Nehrung

Kanal durch die Frische Nehrung, Foto: Pressemat. Poln. Infrastrukturministerium

Anna Stelmaszyk-Swierczynska stellte noch einmal die Konzeption des Kanals in der finalen Form vor: Der Kanal wird 1.400 Meter lang und 60 Meter breit sein, sowie eine Tiefe von 5 Metern haben. Der Kanal ist somit schiffbar für Schiffe bis zu 100 Meter Länge und einem Tiefgang von bis zu 4 Metern. Durch das flache Frische Haff muss eine 5 m tiefe Fahrrinne zum Elbinger Hafen ausgebaggert werden.

Dies könnte sich auf Dauer als ein ökologisches Problem erweisen, denn eine ausgebaggerte Fahrrinne verändert das ökologische Gleichgewicht eines eher verlandenden flachen Gewässers dramatisch. Ein Haff ist generell ein empfindliches ökologisches System, allein schon dadurch, dass es sehr flach ist.

Das Haff ist derzeit ein Brackwasser-Gewässer mit einer nur geringen Flusswasserzufuhr und einem Salzgehalt von kaum mehr als 0,1%. Es hat im polnischen Teil eine Tiefe von nur 2 m, das Fahrwasser durch das Frische Haff hat eine Tiefe von 2,20m. Nur im russischen Teil gibt es Fahrwasserrinnen von 10,5 bis 11 m Tiefe. Den zusätzlichen Zulauf von Ostseewasser betrachten Experten als problematisch, robuste Arten könnten bisherige Haffbewohner verdrängen.

Der Kanal kann auf der Frischen Nehrung mithilfe zweier Zugbrücken passiert werden. Für den neuen Kanal soll nach den endgültigen Plänen die Nehrung bei Nowy Świat zwischen den Dörfern Skowronki (Vogelsang) und Przebrno (Pröbbernau) durchstochen werden. Wie Anna Stelmaszyk-Swierczynska bestätigt, soll dies der ökologisch günstigste Ort für das Bauvorhaben sein.

Witold Wroblewski, der Stadtpräsident von Elbing wies darauf hin, dass dieser Kanal von großer strategischer Bedeutung für die Entwicklung nicht nur der Stadt Elbing und den dortigen Hafen sei, sondern die ganze wirtschaftliche Region des Frischen Haffs voran bringen würde. Auch die touristische Attraktivität kann dieser Kanal befördern, versicherte Joanna Urbaniak, Sprecherin des Stadtamts Elbing. Für das Frühjahr ist unter der Schirmherrschaft des Ministers Marek Gróbarczyk eine nationale Konferenz geplant, in der die wirtschaftlichen Aspekte und Planungen des Kanals diskutiert werden.

Interessant könnte dieser Kanal auch für Sportbootfahrer sein, die dann von der Ostsee kommend über den in Elbing startenden Oberlandkanal einen direkten Zugang zu Masurens Großen Seen bekämen.