Masuren: Feste Boyen an der Touristenroute des Ersten Weltkriegs

Die Feste Boyen in Gizycko/Lötzen, Foto: Klaus Köppel

Im Jahr 2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. Um daran zu erinnern, wird in Polen eine Touristenroute („Szlak Wschodniego Frontu I Wojny Światowej“) auf den Spuren des Ersten Weltkriegs eingerichtet. Polen existierte zu dieser Zeit nicht als Staat, doch auf dem Territorium der heutigen Republik Polen fanden zahlreiche große Schlachten statt, dort tobten die Schlachten der Ostfront. Im einstigen Ostpreußen fanden 1914 und 1915 die Kämpfe auch auf damals noch deutschem Boden statt, monatelang waren zwei Drittel von Ostpreußen russisch besetzt. Große Schlachten fanden in Masuren statt, die bekannteste im August 1914 bei Tannenberg im Westen Masurens statt. Es folgte die erste Schlacht an der Masurischen Seen im September 1914 und die Winterschlacht in Masuren bei Lyck/Elk an den Großen Masurischen Seen im Februar 1915. Im weiteren Verlauf des Ersten Weltkriegs fanden auf polnischem Boden an der Weichsel bei Warszawa (Warschau), sowie bei Tarnów und Gorlice in Kleinpolen große Kämpfe statt. Alle waren sie kriegerische Auseinandersetzungen von bis dahin nie gesehenem Ausmaß. Auf der neuen Themenroute können historisch interessierte Besucher im Jahr 2014 dem Verlauf der einstigen Ostfront folgen.

Bereits vor vier Jahren gab es erste Bemühungen, eine neue Touristenroute auf den Spuren der Ostfront des Ersten Weltkrieges einzurichten. Sie sind nun weit gediehen und so soll die Route rechtzeitig zum Sommer 2014 fertiggestellt sein und die Geschichte auch für künftige Generationen nachvollziehbar machen. Das Projekt „Szlak Wschodniego Frontu I Wojny Światowej“ führt durch die acht zentral- und ostpolnischen Woiwodschaften Warminsko-Mazurskie (Ermland-Masuren), Podlaskie (Podlachien), Mazowieckie (Masowien), Lodzkie (Lodscher Land), Swiętokrzyskie (Heiligkreuz), Lubelskie (Lubliner Land), Małopolskie (Kleinpolen) und Podkarpackie (Karpatenvorland).

Der Anstoß für das Projekt kam ursprünglich aus der Woiwodschaft Lodzkie. Im Fokus des dortigen Trassenabschnitts steht die Schlacht um Lodz (Lodsch). Vom 11. November bis 5. Dezember 1914 standen sich mehr als 500.000 deutsche und russische Soldaten im Kampf um die damalige Textilmetropole gegenüber. Die verlustreiche Schlacht endete ohne Sieger, konnte aber den erneuten Vormarsch der russischen Truppen auf Ostpreußen stoppen. Insgesamt zählen etwa 50 Objekte in der Woiwodschaft zur Ostfrontroute, darunter auch das Schlachtfeld bei Bolimów.

Eines der wichtigsten strategischen Ziele der russischen Armee war das damals zum Deutschen Reich gehörende Ostpreußen. Gleich zu Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen startete die zaristische Generalität eine Offensive von Nordosten und Süden kommend. Während der sogenannten Schlacht bei Tannenberg, die Ende August 1914 in der Nähe von Hohenstein, dem heutigen Olsztynek, geführt wurde, sowie in der Schlacht an den Masurischen Seen im September 1914 schlug die deutsche Armee die russischen Truppen.

Neben den Schlachtfeldern ist die historische Feste Boyen in Giżycko (Lötzen) eine der zentralen Punkte der Ostfrontroute in Masuren. Das Bauwerk wurde 1843-1855 an einer strategischen Landenge zwischen dem Jezioro Mamry (Mauersee) und dem Jezioro Niegocin (Löwenthinsee) errichtet und stellt den zentralen Punkt der Verteidigungslinie entlang der Masurischen Seen dar. Zur Zeit des Ersten Weltkrieges waren dort ungefähr 4.000 Soldaten stationiert. Sie verteidigten die Festung erfolgreich gegen vorrückende russische Truppen. Darüber hinaus befand sich dort eine wichtige Brieftaubenstation. Die Vögel wurden zur schnellen militärischen Nachrichtenübermittlung eingesetzt.

Das Ende des 1. Weltkriegs bedeutete einen Neuanfang für Polen als eigenständigen Staat. 1795 war das Land endgültig zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und dem russischen Zarenreich aufgeteilt worden, 1919 feierte es seine Wiederauferstehung. Doch nur 20 Jahre später wurde der junge Staat nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs erneut aufgeteilt, diesmal zwischen der Sowjetunion und Nazideutschland.

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