Masurens Prachtresidenz: Schloss Dönhoffstädt in Drogosze

Schloss Dönhoffstädt, Foto: B.Jäger-Dabek

Schloss Dönhoffstädt ist nicht der erste Palast in Groß Wolfsdorf. Bereits 1598 bis 1606 errichtete Ludwig von Rautter aus einer seit 1477 in der Region ansässigen Familie ein Schloss im , das zur Verteidigung von Wallanlagen und Bollwerken umgeben war. An die Dönhoffs kam der Besitz im 17. Jahrhundert durch Einheirat, als Friedrich von Dönhoff die Schlosserbin Maria von Rautter ehelichte und nach dem Tod des Schwiegervaters ab 1622 Schloss und Gut übernahm..

Nach einem Blitzschlag im Jahr 1690 verfiel das Schloss zunehmend, sackte in Teilen ab, als der Baugrund begann nachzugeben. Nach Teilabbrüchen wurde auch der nun seines Halts beraubte Rest – das Langhaus – baufällig und war nicht mehr zu retten, aber erst 1711 abgebrochen. Auf den Fundamenten wurde das Verwalterhaus errichtet.

Der Bau für das neue Adelsschloss derer von Dönhoff sollte auf sicherem Grund unweit der Anlage in Groß Wolfsdorf erfolgen, und wurde von Boguslaw Friedrich von Dönhoff 1710 in Auftrag gegeben. Den Entwurf lieferten die Architekten Jean de Bodts und John Collas, die auch das Schloss Friedrichstein des Bauherrn-Bruders Otto Magnus von Dönhoff geplant hatten. Das Schloss war 1716 bei der Fertigstellung mit seiner hundert Meter langen klassizistischen Fassadenfront das größte Schloss Ostpreußens. Vor allem Könige auf der Durchreise durch Ostpreußen nutzten das repräsentative Dönhoffstädt als Reiseunterkunft.

Bis zum Ende Ostpreußens 1945 blieb das Schloss Dönhoffstädt (Palac Donhoffów w Drogoszach) in Drogosze/Groß Wolfsdorf eine der drei größten Residenzen Ostpreußens. Das Gut erhielt den Namen Dönhoffstädt, das Dorf jedoch behielt den Namen Groß Wolfsdorf.

Im Dönhoffschen Besitz blieb das Schloss bis 1816. Damals starb Stanislaus Otto Dönhoff bei einem Duell. Das Erbe wurde unter seinen drei Schwestern aufgeteilt. Gut und Schloss erhielt Angelique Dönhoff, die später den Grafen Georg zu Dohna heiratete. Nach ihrem Tod erbte ihre Nichte Marianne Gräfin zu Stolberg-Wernigerode Dönhoffstädt.

Bis 1945 blieb Dönhoffstädt im Besitz der Familie von Stolberg-Wernigerode. Zum Schloss gehörten damals rund 6.000 ha Land, mehrere Vorwerken und Dörfer, sowie der in einen Wald übergehende weite Park mit herrlichem Baumbestand, Gartenhäuschen, Grotten und Brücken. Weiter gehörten zur Anlage große Teiche, an denen vorbei die lange repräsentative Kastanienallee zum Schloss führte.

Über die Jahrhunderte wurde Dönhoffstädt ständig weiter ausgebaut. Die gesamte Anlage des Königsschlosses wurde um eine wertvolle Bibliothek ergänzt und ein Schlosstheater im rechten, westlichen Schlossflügel. Im linken östlichen Schlossflügel wurde die 1840 neogotisch umgestaltete Schlosskapelle untergebracht. Im Jahr 1884 ließ der damalige Schlossherr und Reichstagspräsident Graf Udo von Stolberg-Wernigerode aus Respekt und Verehrung für die letzten Besitzer aus der Dönhoff-Familie Stanislaus Otto und Angelique Dönhoff vom Bildhauer Eduard August Lürssen zwei Marmor-Sarkophage anfertigen. Die Epitaphien der Familie Stolberg-Wernigerode an den Wänden umgeben das eindrucksvolle Ensemble.

Nach dem Krieg wurde das Schloss ab 1954 bis 1991 als Schulungszentrum für die Landwirtschaft genutzt, was den Bau vor Zerstörung und Verfall rettete. In Drogosze wurden über die Jahre insgesamt rund 20.000 Landwirte in verschiedenen Spezialisierungen ausgebildet, vor allem als Traktoristen. Das Dorf wurde von 1954-1968 Sitz einer Gromada, einer Verwaltungseinheit ähnlich einer Samtgemeinde, ab 1973 gehörte das Dorf als Schulzenamt mit einem Soltys als Vorstehen zur Gemeinde Barciany. Ab 1974 wurden Palast und Parkanlage auch als Ferienheim und für Ferienlager genutzt.

Heute ist Schloss Dönhoffstädt in Privatbesitz. Eine Besichtigung des Schlosses ist daher nicht ohne weiteres möglich. Allerdings kann man im ersten Haus links vom Schloss nachfragen, meist kann man wenigstens die Schlosskapelle mit den Sarkophagen betrachten, mit Glück auch die ganze Schlossanlage.