Oberland: Pasłęk das einstige ostpreußische Rothenburg

Stadtmauer von Pasłęk, Foto: Anna Denis Aneczka.vip, CC-BY-SA-3.0-PL

Pasłęk, das einstige Preußisch Holland, eine kleine Stadt mit 12.000 Einwohnern, liegt am Rande der Elbingger Niederung (Żuławy Wiślane) auf einer Anhöhe, die einen herrlichen Blick über die Weite der Landschaft bietet.

Im Jahr 1288 wurde Meinhard von Querfurt beauftragt, das Weichseldelta gegen Überschwemmungen zu sichern, denn die Umgebung Pasłęks liegt bis zu zwei Meter unter dem Meeresspiegel. Zur Melioration und zum Deichbau holte der Orden bereits Ende des 13. Jahrhunderts Fachleute ins Land, und die kamen damals aus Holland. Die Holländer ließen sich in einer schnell wachsenden Siedlung nieder, der Meinhard von Querfurt 1297 die Stadtrechte verlieh. In der Urkaunde wurde vermerkt, dass Holländer die Gründer der Stadt waren. Zunächst erhielt die Stadt den Namen Holland, woraus später Preußisch Holland und nach dem Ende des 2. Weltkriegs Pasłęk  wurde.

Paslok war bereits zu Pruzzenzeiten eine wichtige Feste, und genau dort errichtete Landmeister Meinhard von Querfurt Anfang des 14. Jahrhunderts am Rand der Drausensee-Niederung die Ordensburg und befestigte Burg und Stadt durch eine feste Stadtmauer. In der Folge wurde  zur stärksten mittelalterlichen Festung des Oberlandes. Ergänzt wurde die befestigte Stadt 1404,  Ordens-Hochmeister Konrad von Jungingen der Stadt das Hospital zum Heiligen Geist stiftete.

Mit dem 2. Thorner Frieden von 1466 verlor der Deutsche Orden alle  Gebiete westlich der Weichsel und Elbings So wurde der Sitz der Komturei Elbing nach Preußisch Holland verlegt. Als erster Komtur zog der der spätere Hochmeister Heinrich Reuß von Plauen in Preußisch Holland ein.

Im Jahr 1525 wurde der Ordensstaat zum Herzogtum Preußen säkularisiert. Die Komturei wurde zum Hauptamt Preußisch Holland umgewandelt, und dem Oberländischen Kreis eingegliedert. Als 1543  Herzog von Preußen Albrecht nach Preußisch Holland kam, verursachte sein Stallbursche einen Brand, der große Teile der Stadt zerstörte.  Der Herzog stellte in der Folge für den Wiederaufbau Material und finanzielle Hilfe.

Das 16. Jahrhundert wurde zum Jahrhundert der Einwanderer nach Preußisch Holland. Holländische Glaubensflüchtlinge (Mennoniten) kamen, reformierte Franzosen und Schotten. Dren starke Kolonie wurde „Schottische Nation“ genannt. Letztlich waren es diese Zuwanderer, deren Tatkraft die mittelalterliche Altstadt neu erstehen ließ. Genau diese Altstadt wurde später als „ostpreußisches Rothenburg“ bezeichnet. Bis 1945 zählte Preußisch Holland zu den am besterhaltenen historischen Stadtkernen östlich der Oder.

Dieses „ostpreußisches Rothenburg“ wurde im Krieg zu gut 50 % zerstört. Obwohl bei weitem nicht komplett wieder aufgebaut, lässt sich die einstige Schönheit des bis 1945 ähnlich wie Rothenburg o.d. Tauber komplett erhaltenen Stadtkerns noch erahnen. Auch Bausünden wurden in der Nachkriegszeit begangen, findet man doch so einige Plattenbauten im einstigen Stadtkern.

Erhalten blieben immerhin 1,2 km lange Reste der Stadtmauer mit dem Mühlentor, dem Steintor, die Ordensburg aus dem 13. Jahrhundert, die benachbarte St.-Bartholomäi-Kirche/Kościół Św. Bartołomieja aus dem 14. Jahrhundert und die St.-Georgs-Kirche/ Kościół Św. Jerzego aus dem 16. Jahrhundert, das gotische Rathaus sowie alte Häuser, von denen viele deutlich holländischen Einfluss zeigen.

Das unter finanzieller Mithilfe der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit restaurierte Steintor dienst nun der deutschen Minderheit von Pasłęk als Vereinssitz. Daneben ist dort auch das Heimatmuseum untergebracht, das die Kultur und Geschichte der Stadt und des Kreises Pasłęk dokumentiert. Auch das Fremdenverkehrsamt der Stadt ist hier zu finden.

Die Gegend zwischen Preußisch Holland und Mohrungen/Morąg war das Land der großen Güter und der großen Namen. Kunsthistorisch am bedeutendsten war das um 1700 erbaute /Słobity der Fürsten zu Dohna-Schlobitten, das nur noch als Ruine existiert. Das Barockschloss des Schlobittener Vorwerks Davids/Dawidy, das um 1730 erbaut wurde, ist von einem privaten polnischen Investor wieder hergerichtet worden und heute ein nobles Gästehaus.

Quittainen/Kwitajny Döhnhoffsches Anwesen, Foto: B.Jäger-Dabek

Qittainen/Kwitajny war das Dönhoffsche Gut, von dem aus Marion Gräfin Dönhoff die Flucht antrat. In dem verträumten Dorf steht nicht nur das äußerlich restaurierte um 1700 erbaute Herrenhaus, auch einige alte Vorlaubenhäuser finden sich noch, dazu der gesamte Kern des Gutsdorfs um den Dorfteich herum mit Verwaltungsgebäuden und Stallungen.

Video Pasłęk gestern und heute: