Orneta – Wormditt und der Lindwurm

Orneta mit der imposanten Johanniskirche, Foto: MikGom, CC-BY-SA-3.0-PL

Orneta mit der imposanten Johanniskirche, Foto: MikGom, CC-BY-SA-3.0-PL      

Das ermländische Orneta – einst Wormditt – geht auf eine alte Siedlung der Pogesanier zurück, die ein Stamm der prussischen Urbevölkerung waren. Es ist nicht geklärt, ob Orneta einst sogar ihr Hauptort und Zentrum war. Immerhin befand sich an der Schleife der Drewenz hier die pogesanische Burg Orneta und zu ihren Füßen die Pogesanier-Siedlung Wurmedythin. Der Deutsche Orden eroberte die Region Mehlsack-Wormditt verrnutlich 1251. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort Wurmedythin im Jahr 1308.

Ortsgründung und Gründungssage

Der Orden begann bald mit der Kolonisierung der Region. Für die neuen schlesischen Siedler ließ der ermländische Bischof Eberhard von Neiße einen neuen Ort gründen, der 1312-1313 die Stadtrechte nach der Kulmer Handfeste erhielt. Im Zuge der deutschsprachigen Besiedlung aus Schlesien änderte sich der Name über die Jahre in Wormditt. Was der Ortsname nun eigentlich bedeutet, bleibt ungeklärt.

Und wo der Mensch die Herkunft nicht kennt, bildet sich bald eine Sage oder Herkunftslegende, so auch unter den Neusiedlern in Wormditt, wo sich eine Lindwurmsage derart verbreitete, dass der Lindwurm ins Ortswappen übernommen wurde. Ein tapferer Ritter erschlug einen riesigen Lindwurm, der sich schon um das ganze Rathaus gewunden hatte und die Menschen, die sich dorthin gerettet hatten zu erdrosseln drohte. Einer der schlesischen Neusiedler unter den Bauer fragte „Wat it dat? Zur Antwort bekam er „Worm it dat“. So soll der Ort also der Sage nach seinen Namen erhalten haben, berichtete Franz Buchholz in seinem Buch „Bilder aus Wormditts Vergangenheit“ (Wormditt 1931).

Wormditts Geschichte

Ab 1320 ließ der Orden anstelle der alten Pogesanierfeste eine nun steinerne Burg errichten. Schon 1341 machte der ermländische Bischof Hermann von Prag Wormditt gar anstelle von Braunsberg (Braniewo) für kurze Zeit zur Residenz der ermländischen Bischöfe und erhob den Ort zum Kammeramt. Das Städtchen blühte auf, lag es doch zudem an zwei sich kreuzenden Handelswegen. Auch die Landwirtschaft wurde durch die Neusiedler, die um Wormditt herum fruchtbare Böden bearbeiten konnten, zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Von der blühenden Wirtschaft und dem wachsenden Wohlstand der Bürger zeugt auch das gotische Rathaus von 1373. Auch die prächtige, nach Johannes der Täufer benannte Pfarrkirche entstand in dieser Epoche zwischen 1338 und 1349.

Rathaus von Orneta, Foro: Romek, CC-BY-SA-3.0-PL

Rathaus von Orneta, Foro: Romek, CC-BY-SA-3.0-PL

Als blühende Stadt rebellierte auch Wormditt gegen die als Willkürherrschaft empfundene dauernde Bevormundung durch den Orden und schloss sich im Dreizehnjährigen Krieg (1454-1466) dem Preußischen Bund an, der ein Bündnis mit dem polnischen König Kazimierz IV. einging. Der polnische König wurde zum Schutzherrn. Mit dem Zweiten Thorner Frieden von 1466 ging Wormditt mit dem Fürstbistum Ermland als Region mit weit gehender Autonomei an die polnische Krone. Am Leben der Bürger veränderte das nicht viel. Doch auch Katastrophen trafen die Stadt. Im Jahr 1627 besetzten die Truppen des schwedischen Königs Gustav Adolf die Stadt und 1676 zerstörte ein verheerender Großbrand Teile der Stadt.

Mit der Ersten Teilung Polens in Jahr 1772 wurde das Ermland von Preußen annektiert, war nun Teil des Königreichs Preußen und Ostpreußens. Auch weiterhin gingen die Kriege der Zeiten nicht an der ostpreußischen Kleinstadt vorbei. Im Zuge der Napoleonischen Krieg wurde Wormditt schwer getroffen. Damals starben 643 Stadtbewohner, gut ein Viertel der Einwohnerschaft. Im Jahr 1810 wurde das bis dahin bestehende Fürstbistum Ermland säkularisiert. Verwaltet wurde die Region nun von Königsberg aus, bis die Verwaltungsreform von 1815 durchgeführt war. Von 1815 an gehörte Wormditt zum Kreis Braunsberg

Die Landwirtschaft der Umgebung und das Handwerk prosperierten weiter, vor allem die Tuchmacher und Orgelbauer genossen eine überregionalen Ruf, besonders nachdem der Orgelbauer Johann Wulff die berühmte Orgel in Oliwa erbaut hatte. Im Jahr 1884 wurde Wormditt als Knotenpunkt ans Eisenbahnnetz angeschlossen, der stetig ausgebaut wurde und 1926 fünf Bahnlinien verband. Eisenbahn, Elektrifizierung und Anschluss ans Telegrafennetz verschafften der Wirtschaft den Zugang zu ferneren Märkten.

Der 11. Februar 1945 mit der Einnahme durch die Rote Armee war Wormditts Stunde Null. Doch hielten sich die Schäden in der Stadt in Grenzen. Schon am 23. Mai 1945 wurde Wormditt der polnischen Verwaltung übergeben und hieß nun wieder wie zur Pogesanierzeit Orneta. Das heutige Orneta hat knapp 10.000 Einwohner.

Die Johanniskirche in Orneta

Die bereits von 1338 bis 1349 noch zur Zeit von Bischof Hermann von Neiße erbaute nach Johannes dem Täufer benannte gotische Johanniskirche ist Ornetas kulturhistorisch bedeutendstes Bauwerk. Dazu ist sie nach dem Dom von Fraueeburg (Frombork) die älteste Kirche im Ermland. Geweiht wurde die dreischiffige Kirche 1379 unter Bischof Heinrich III. Sorbom. Einzigartig im Ermland ist die Ausführung des Gotteshauses als Basilika ohne Chor. Bemerkenswert ist auch das strahlende Sternengewölbe von 1494. Im 15. Jahrhundert wurde Anbaubedarf erkannt. Man entschied sich gegen den Bau von Seitenschiffen, sondern baute 1494 an das Mittelschiff Kapellen an, die von zum Hauptschiff quer stehenden Satteldächern überdeckt sind. Der Turm hat einen rechteckigen Grundriss, nur die Haube ist achteckig und hat ein Zeltdach. Eine weitere Besonderheit der Kirche ist die Tatsache, dass sie baulich seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr verändert wurde. Veränderungen gab es nur im Inneren der Kirche.

Im Inneren befinden sich an allen Wänden mittelalterliche Fresken. Der barocke Hauptaltar wurde 1738-1744 auf eine Stiftung des Erzpriesters Lamprecht hin erbaut und zu großen Teilen vergoldet. Der aus dem Jahr 1646 erbaute Altar der Marienbrüderschaft aus schwarzem Marmor und Alabaster stammt aus der Braunsberger Jesuitenkirche und wurde vor deren Abriss 1814 erworben. Bedeutend sind auch die 1744 eingebaute Rokokokanzel von Christian Schmidt aus Rößel, der zwischen 1761 und 1763 von Christoph Perwanger aus Tolkemit eingebaute Rosenkranzaltar und die Orgel von 1738

Laubenhäuser am Marktplatz in Orneta, Foto: Romek, CC-BY-SA-3.0-PL

Laubenhäuser am Marktplatz in Orneta, Foto: Romek, CC-BY-SA-3.0-PL

Weitere Sehenswürdigkeiten in Orneta

Zwei Seiten der alten Laubengänge am Markt existieren noch mit Giebelfronten der Häuser aus dem 17. Und 18. Jahrhundert. Dominiert aber wird der Markt vom gotischen Rathaus von 1373 mit seinen charakteristischen Treppengiebeln. Später wurde der barocke Dachreiter. Er beherbergt die 1384 gegossene Katharinenglocke, die Ratsglocke, die als älteste Glocke des Ermlands gilt. Das Rathaus wurde um 1800 von Carl Jeroschewitz umgebaut. Er ließ im Parterre Überdachte Marktstände anbauen. Die Ratsstube richtete er im Westgiebelraum ein, gegenüber das Gericht. Die Bürgerschaft konnte sich im dazwischenliegenden Flur. In der Brauereistraße (ul. Browarna) finden sich Speicher aus dem 18. Jahrhundert.