Pieniężno (Mehlsack): Tschernjachowski-Denkmal abgerissen

General Iwan Danilowitsch Tschernjachowski, Foto: gemeinfrei
General Iwan Danilowitsch Tschernjachowski, Foto: gemeinfrei

Am 17. September 2015 ist das umstrittene Tschernjachowski-Denkmal in Pieniężno (Mehlsack) abgerissen worden. Das Datum der Aktion war zuvor geheim gehalten worden, denn es war mit Bedacht gewählt worden: Der 17. September 1939 war der Tag, an dem die Rote Armee in Polen einmarschierte, um sich gemäß Hitler-Stalin-Pakt ihren Anteil der Diktatoren-Beute zu sichern und den Osten Polens einzunehmen.

Den Beschluss zum Abriss des Denkmals hatte der Stadtrat von Pieniężno bereits am 30. Januar gefasst. Das Denkmal für den General Iwan Danilowitsch Tschernjachowski war in den 1979-er Jahren unweit des Platzes errichtet worden, an dem der General am 18. Februar 1945 gefallen war. Abriss-Grund ist für die Stadtverwaltung die Symbolkraft für Kommunismus und Totalitarismus gerade dieses Denkmals.

Vor der Beschlussfassung hatte der Stadtrat unter Führung von Bürgermeister Kazimierz Kiejdo sich Historiker-Rat eingeholt, was die Bewertung Tschernjachowskis betrifft. Polnische Historiker werfen Tschernjachowski die Tötung von bis zu 8.000 polnischen Kämpfern der Untergrundarmee Armia Krajowa (AK) vor. Sie fand im Sommer 1944 nach dem Ende des Aufstands der polnischen Untergrundarmee AK gegen die deutsche Besatzung in Wilna (Vilnius) statt, der kurz vor der Einnahme der Stadt durch die Rote Armee stattfand. Für diese Operation in Wilna wurde Tschernjachowski dann zum jüngsten Armeegeneral der Sowjetunion befördert. Zu diesem Urteil der Verantwortung Tschernjackowskis für dieses Kriegsverbrechen waren die befragten Experten vom Institut des Nationalen Gedenkens (Instytut Pamięci Narodowej), vom Rat zur Verteidigung des Andenkens an Kampf und Märtyrertum (Rada Ochrony Pamięci Walk i Męczeństwa) sowie vom Parlamentsausschuss zur Beseitigung der Symbole des Nazismus und Kommunismus aus dem öffentlichen Raum gekommen.

Bürgermeister Kiejdo erklärte der Presse gegenüber, die Entscheidung über den Zeitpunkt der Zerstörung der Büste sei geheim gehalten worden, um Auseinandersetzungen am Denkmal zu vermeiden, auch wenn man in Übereinstimmung mit dem Gesetz vorgehe und alle nötigen Genehmigungen habe. Man habe die Büste auch nicht zerstört, sondern lediglich den Sockel. Büste sowie Hammer und Sichel seien von der Stadt eingelagert worden. Vertreter des Bezirks Kursk hätten sich bereits an die Stadt gewendet und ihr Interesse an der Büste bekundet. Die Unterlagen habe man nun an das dafür zuständige Außenministerium gesandt. In ein bis zwei Monaten sei die Angelegenheit dann entschieden und man würde die Öffentlichkeit informieren können, wohin die Büste gehe, erklärte Bürgermeister Kiejdo.

Was sich hier so ruhig liest, hat einen diplomatischen Sturm im Wasserglas ausgelöst. Wie die Nachrichtenagentur Reuters mitteilte, habe Moskau die polnische Botschafterin Katarzyna Pelczynska-Nalecz zum Rapport einbestellt und eine Erklärung verlangt. Die Russische Föderation stufte den Vorgang in Pieniężno als Affront ein.
Anmerkung: Nach General Tschernjachowski wurde die in der russischen Kaliningrader Oblast / Könisgberger Gebiet liegende Stadt Insterburg Tschernjachowsk genannt.

Mehr über General Iwan Danilowitsch Tschernjachowski lesen Sie in unserem Artikel:

Pieniężno: Das Tschernjachowski-Denkmal kommt weg