Polen: Hausboot-Firmen nehmen Kurs auf Ermland und Masuren

Hausboote in Mikolaiki, Masuren, Foto: B. Jäger-Dabek Polen- insbesondere die Woiwodschaft Ermland-Masuren –  entwickelt sich zu einer der attraktivsten Hausboot-Destinationen in Europa. Hausboote können in ganz Polen führerscheinfrei genutzt werden, das Angebot wird ständig erweitert. So startet in diesem Jahr die TUI-Tochter Le Boat mit einer neuen Station in der masurischen Sommerhauptstadt Giżycko (Lötzen) und Kuhnle-Tours bietet von seiner neuen Station in Elbląg (Elbing) Touren im Weichselwerder und dem Frischen Haff an.

War das Gebiet der Großen Masurischen Seen in der Vergangenheit vor allem bei Binnenseglern beliebt, so bietet es heute auch vielfältige Möglichkeiten für Hausboot-Touristen. Die Infrastruktur für den Tourismus auf dem Wasser wurde ausgebaut, überall entstanden moderne Marinas. So verfügt die neue Ekomarina im Zentrum von Giżycko über 138 Anlegeplätze, darunter 32 für Boote mit mehr als 12 Metern Länge. Dort entstand auch die neue Basis von Le Boat, des größten europäischen Hausboot-Vermieters. Drei komfortable Hausboot-Typen bietet das Unternehmen dort an, sie bieten Platz für vier bis acht Personen. Das Unternehmen schlägt verschiedene Touren zwischen einer und zwei Wochen Länge vor, darunter Programme für Naturliebhaber und Genießer.

Andere internationale Anbieter sind im Gebiet der Großen Masurischen Seen bereits vertreten. So haben Locaboat und Cardinal Boating ihre Basen im Ferienort Mikołajki (Nikolaiken) und bieten von dort verschiedene ein- bis zweiwöchige Touren an. Kuhnle-Tours hat seinen Standort im kleinen Ort Piaski bei Ruciane-Nida (Rudczanny-Nieden) im Süden der Masurischen Seenplatte und verleiht dort Hausboote unterschiedlicher Größe. Zu der Basis besteht in der Sommersaison ein regelmäßiger Busshuttle von den Flughäfen in Warszawa (Warschau) und Gdańsk (Danzig).

Los geht es bei allen Anbietern nach einer gründlichen Einweisung. Auf einer Wochentour legen die Freizeit-Kapitäne danach eine Strecke von etwa 100 Kilometern zurück, bei etwa vier Stunden Fahrt pro Tag bleibt genügend Zeit für das Badevergnügen oder Landgänge, zum Beispiel Radtouren durch die masurischen Wälder. Wer abends Unterhaltung sucht, findet diese in zahlreichen urigen Tavernen der großen Ferienorte. Wer hingegen die Ruhe genießen möchte, kann in einer stillen Bucht vor Anker gehen. In dem Revier gibt es nur wenige Schleusen, möglich sind auch Wochentouren, bei denen man keine einzige Schleuse passieren muss.

Neben den Großen Masurischen Seen hat sich das östlich von Danzig gelegene Weichselwerder zur zweiten großen Destination für Hausboot-Urlauber in Polen entwickelt. Der polnische Hausboot-Pionier Łukasz Krajewski hat mit seinem Hausboot-Unternehmen Vistula Cruises die Destination vor einigen Jahren erschlossen und zählt dort inzwischen auch viele deutsche Gäste. Das Weichselwerder liegt bis zu zwei Meter unter dem Meeresspiegel und erinnert von seiner Landschaft her an die Niederlande. Niederländische Mennoniten waren es auch, die vor mehr als 300 Jahren damit begannen, das sumpfige Gebiet trockenzulegen. Zu ihren Hinterlassenschaften gehören neben Kanälen, Schleusen und Zugbrücken auch die traditionellen Vorlaubenhäuser, die man noch heute in der Region findet.

Ein etwa 200 Kilometer langer Rundkurs führt von der Station in Rybina (Fischerbabke) über die ehemalige Hansestadt Elbląg, weiter auf dem Fluss Nogat zur berühmten Ordensritterburg in Malbork (Marienburg), über die Wisła (Weichsel) mitten ins Zentrum von Gdańsk und über kleine Kanäle wieder zurück zum Ausgangspunkt. Auch im Gebiet des Weichselwerders und des nahegelegenen Zalew Wiślany (Frisches Haff) wurde mit Unterstützung der EU ein umfangreiches Investitionsprogramm umgesetzt. Mehrere Häfen und Anleger sind dort neu entstanden, unter anderem in Malbork und Osłonka im Bereich des Weichselwerder-Rings sowie in Tolkmicko (Tolkemit) am Frischen Haff.

Der deutsche Hausboot-Anbieter Kuhnle-Tours hat diese Region ebenfalls für sich entdeckt und startet 2014 mit Hausboot-Touren von seiner neuen Basis in Elbląg. Die großen Hausboote eignen sich sowohl für Touren auf dem Weichselwerder-Ring als auch im Frischen Haff. Ziele dort sind zum Beispiel die Kopernikus-Stadt Frombork (Frauenburg) mit ihrem mächtigen Dom sowie die Dünenlandschaft beim Ferienort Krynica Morska (Kahlberg). Ein guter Ausgangspunkt ist Elbing auch für Fahrten auf dem berühmten Kanał Ostródzko-Elbląski (Oberlandkanal). Diese vor rund 150 Jahren entstandene Verbindung zwischen dem Westen Masurens und der Ostsee wird allerdings noch bis Ende 2014 erneuert und kann deshalb nur auf kleinen Abschnitten befahren werden. Hauptattraktion dort sind die fünf geneigten Ebenen, auf denen die Schiffe über Schienen gezogen werden, um so einen Höhenunterschied von rund 100 Metern zu überwinden. Diese fünf geneigten Ebenen sind ebenfalls wegen der notwendigen Sanierungsarbeiten zurzeit noch außer Betrieb.

Eine weitere attraktive Strecke für Hausboottouristen ist der Augustów-Kanal im Nordosten Polens. Dort müssen auf 80 Kilometern Länge allerdings 14 Schleusen passiert werden. Auch der Großpolnische Ring, ein System von Wasserstraßen mit einer Gesamtlänge von 700 Kilometern im Westen Polens, ist zu großen Teilen für Fahrten mit dem Hausboot geeignet. Insbesondere im Bereich der Noteć (Netze) wurden in den vergangenen Jahren neue Anleger und Marinas gebaut, dort gibt es auch mehrere Charterfirmen.

Weitere Informationen:

Infos über die Angebote von Hausboot-Charterfirmen in Ermland und Masuren:

Das deutschsprachige Portal www.polen-hausboote.de listet Angebote unterschiedlicher Preisklassen in verschiedenen Regionen Polens auf.