Wird Schloss Steinort zum Golfresort?

 

Schloss Steinort im Sommer 2015
Schloss Steinort im Sommer 2015, Foto: © B. Jäger-Dabek

Es gibt Neues aus Steinort. Wie die deutsche Burgenvereiniugung mitteilt, steht das Konzept für die Restaurierung und Nutzung des Schlosses auf der Kippe.

Gegen die Stimme des zuständigen polnischen Denkmalpflegers habe sich der Vorstand der der Deutsch-Polnischen Stiftung Denkmalschutz vor einigen Tagen dafür entschieden, das Gut Steinort (Sztynort), das einst der Familie von Lehndorff gehörte, mit allen Baurechten einem Investor zu verpachten, der die Gesamtanlage zu einem dicht bebauten Golfresort umgestalten will. Dies allerdings käme der Zerstörung des Denkmals in all dem, was es repräsentieren soll gleich – auch und besonders als Schauplatz der jüngeren Geschichte im Zusammenhang mit dem Widerstand und dem Attentat vom 20. Juli 1944.

Aus diesem Grund hat die Deutsche Burgenvereinigung einen offenen Brief an die Stiftung geschrieben, den wir nachstehend veröffentlichen:

DEUTSCHE BURGENVEREINIGUNG e. V.

Burgen Schlösser Herrenhäuser – Erhalten Erforschen Erleben

Das Präsidium

Offener Brief

an die Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz gegen die Zerstörung des polnischen Gutes Steinort | Sztynort mit seinem baugeschichtlich herausragenden Herrenhaus.

Die historischen Kulturlandschaften des Ostseeraumes werden unter anderem seit der Frühen Neuzeit durch die absolute Dominanz der Gutswirtschaft charakterisiert. Bis heute prägen die Gutshöfe mit ihren Herrenhäusern die Architektur dieser Regionen, selbst dort, wo die Güter nach 1918 bzw. 1945  nicht mehr in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt wurden. Es gibt seit einiger Zeit grenzüberschreitende Bestrebungen, für die Herrenhäuser des Ostseeraumes  die Aufnahme in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes anzustreben.

Der Bautyp Herrenhaus entwickelte sich aus den spätmittelalterlichen Rittersitzen. Über die Zwischenstufe der sogenannten Festen Häuser der Renaissance bildete sich seit dem späten 17. Jahrhundert eine eigenständige Hausform heraus, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts Gültigkeit hatte und von der noch heute in große Zahl existiert.

Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, warum die frühesten Herrenhäuser in Art von Prototypen in den Ländern errichtet wurden, die bis zur Reformation zum Deutschordensstaat gehörten. Ein Grund ist der Umstand, dass es dort bereits im Mittelalter große landwirtschaftliche Güter gab und nahe zu keine Bauern. Der Übergang zur Gutswirtschaft war dort schon im 13./14. Jahrhundert vollzogen. Besonders im Herzogtum Preußen – der späteren preußischen Provinz Ostpreußen, der heutigen Woiwodschaft warminsko-mazurskie (Ermland-Masuren) und dem russischen Oblast Kaliningrad – entstanden bereits seit 1600 erste Herrenhäuser.

Viele von ihnen sind 1918 bzw. nach 1945 zerstört worden. Doch eines der bauhistorisch bedeutendsten Beispiele, nämlich das in Steinort | Sztynort blieb erhalten. Es war Ergebnis langer deutsch-polnischer Bemühungen um dieses wichtige Denkmal, die 2009 dazu führten, dass die Schwesterstiftung der Deutsch Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz, die Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony Zabytków Kultury (PNF) das Schloss genannte Herrenhaus erwarb. Seither bemühten sich alle Seiten um ein Nutzungskonzept. Mit Geld privater deutscher Spender und Mitteln aus dem polnischen Kulturministerium konnten bis zum Herbst 2013 dringende Notsicherungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Gegen die Stimme des zuständigen polnischen Denkmalpflegers entschied sich der Vorstand der Stiftung nun vor wenigen Tagen dafür, das Gut Steinort | Sztynort mit allen Baurechten einem Investor zu verpachten, der die Gesamtanlage zu einem dicht bebauten Golfresort umgestalten will. Für das baugeschichtlich herausragende Herrenhaus ist die zwingend notwendige denkmalgerechte Instandsetzung und Umgestaltung nicht klar vorgegeben.

Die Deutsche Burgenvereinigung e.V., in deren international besetztem Wissenschaftlichen Beirat auch ein polnischer Kollege mitarbeitet, wendet sich entschieden gegen die Realisierung der aktuellen Pläne und appelliert an die Polnisch-Deutsche Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz und die Polsko-Niemiecka Fundacja Ochrony Zabytków Kultury (PNF), ihren Entschluss zugunsten einer denkmalgerechten Instandsetzung und Umnutzung des Herrenhauses Steinort | Sztynort zu revidieren.

Die Deutsche Burgenvereinigung e.V. bietet jede ihr nur mögliche Hilfe bei der Erstellung eines tragfähigen Nutzungskonzeptes und der Einwerbung der notwendigen finanziellen Mittel an.

Hamburg, 1. Juli 2016

Gez.: Prof. Dr. Dipl.-Ing. (FH) Barbara Schock-Werner, Rüdiger Mertens, Andres Ebhart, Prof. Dr.Ing. Sabine Bock

V.i.S.d.P. Prof. Dr.-Ing. Sabine Bock, Wallstraße 46, 19053 Schwerin
Präsidium: Prof. Dr. Dipl.-Ing. (FH) Barbara Schock-Werner, Köln (Präsidentin) •Rüdiger Mertens, Frankfurt am Main (Vizepräsident) • Andrés Ebhardt, Hamburg (Schatzmeister) • Prof. Dr.-Ing. Sabine Bock, Schwerin • Thomas Leibrecht, Ingersheim

Deutsche Burgenvereinigung e. V. • Marksburg • 56338 Braubach • Telefon 0 26 27 / 536 • Telefax 0 26 27 / 88 66 • eMail info@deutsche-burgen.org •
www.deutsche-burgen.org

P.S. Wer mehr zu Gut und Herrenhaus Steinort (Sztynort), findet hier Informationen zum Haus und dem nun vor dem Scheiternstehenden Konzept zu seiner Erhaltung:
http://deutsch-polnische-stiftung.de/wp-content/uploads/2015/10/broszuraDE_ebook.pdf