Stoczek Klasztorny – Ermländische Wallfahrtskirche und Internierungsort

Wallfahrtskirche und Kloster Stoczek Klasztorny im Ermland
Wallfahrtskirche und Kloster Stoczek Klasztorny im Ermland, Foto: Romek, CC-BY-SA-3.0

 

Im Kreis Heilsberg (Lidzbark Warmiński) rund 11 km östlich von Lidzbark Warmiński liegt der Marienwallfahrtort Stoczek Klasztorny (Springborn), der gerade einmal 330 Einwohner zählt. Der kleine, abgeschiedene Ort wurde bereits 1349 vom ermländischen Bischof Hermann von Prag gegründet und wurde urkundlich mit der Überreichung der Handfeste erstmals urkundlich erwähnt. Der Name Springborn ist vermutlich mit der dort befindlichen Quelle zu erklären. Erste Zeugnisse über eine besondere Marienverehrung in dem kleinen Dorf gab es bereits im Mittelalter.

Die Marienlegende von Springborn

Schon vor Jahrhunderten wurde der Wallfahrtsort „Zur allerseligsten Jungfrau von den Quellen” genannt, bevor das legendenbildende Ereignis sich zutrug. Zwei Mädchen entdeckten beim Heuernten eine Marienfigur aus Elfenbein in einem hohlen Baum ganz in der Nähe des Dorfes.

Die Dorfbewohner wollten eine Kapelle in der Ortsmitte bauen, doch die Statue verschwand. Sie war in die Höhle des Baums zurückgekehrt. Nun stellte der Pfarrer von Kiwitten (Kiwity) die Statue in seiner Pfarrkirche auf. Doch wieder verschwand sie genau dorthin, wo die Kinder sie zuerst gefunden hatten: In der Höhle des Baums.Nun erkannte der Pfarrer in dem Geschehen Gottes Willen und lies am Fundort eine kleine Kapelle bauen. Die kleine Kirche erfreute sich bald großer Beliebtheit bei Pilgern, die vor dem Gnadenbild beteten. Die wertvolle Elfenbeinfigur wurde später gestohlen und zerstört. Doch störte das die Pilger nicht und die Kapelle bleib ein beliebter Wallfahrtsort der Verehrung der Gottesmutter.

Seit dem 17. Jahrhundert ist die Pilger-Kapelle urkundlich belegt. Sie erfreute sich vor allem im Dreißigjährigen Krieg bei himmlischen Beistand suchenden Pilgern großen Zuspruchs. Als das Ermland bedroht war rief der damalige Bischof von Ermland, Mikołaj Szyszkowski, die Gläubigen auf, zur Bewahrung des Friedens eine Kirche zu bauen, die Maria der Mutter des Friedens geweiht sein sollte. Doch von 1626 bis 1629 besetzten und verwüsteten die Schweden das Land. Nach dem Sieg im Jahre 1635 war endlich Frieden eingekehrt und der Bischof ließ zwischen 1639 und 1641 eine steineren Rundkirche errichten, die der “Friedenstempel der allerseligsten Jungfrau Maria zu Springborn” sein sollte. Wegen des seinerzeitigen Auffindens der Marienfigur in der alten Eiche da gerade zur Bauzeit der sterbenskranke Sohn des Bürgermeisters geheilt wurde, schob man das ebenfalls der Fürbitte der Gottesmutter von Springborn zu. Fortan riss Pilgerstrom zum Gnadenort Springborn nicht mehr ab.

Wallfahrtskirche und Kloster

Die fertige Kirche wurde zunächst dem Bernhardinerorden aus Wartenburg übergegben, die dort zunächst in Holzhütten lebten, bis 1666 Bischof Jan Wydżga ihnen dauerhafte Klostergebäude aus Stein stiftete. Es war auch Bischof Mikołaj Szyszkowski, der einen Ersatz beschaffte für die gestohlene und zerstörte Gnadenfigur. Aus der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom brachte der Bischof eine Kopie des Bildes “Maria Salus Populi Romani” (Maria, Heil des römischen Volkes) mit. Nun wurden die Franziskaner mit der Fürsorge für den Gnadenort Springborn beauftragt.

Gnadenbild in Stoczek Klasztorny
Das Gnadenbild in der Wallfahrtskirche Stoczek Klasztorny, Foto: Alfista33, CC-BY-SA-3.0-PL

Mit der ersten Teilung Polens im Jahr 1772 kamen schwierige Zeiten auf Kloster und Kirche zu, denn die preußische Regierung schränkte das religiöse Wallfahrtsleben stark ein, im Jahr 1810 mit der Säkularisierung wurde das Kloster enteignet. Doch Preußen fand keine Verwendung für das Kloster und gab es 1825 in heruntergekommenem Zustand an die katholische Kirche zurück. So konnte der Wallfahrtsort erst 1841 unter Teilnahme von Tausenden Gläubigen der Wallfahrtsort wieder eingeweiht worden. Im Jahr 1870 wurde auch das Kloster wiederbelebt, Missionare vom Orden des Heiligen Vinzenz aus Köln zogen ein. Doch Bismarcks Kulturkampf zog auf und die Ordensbrüder wurden nach Frankreich ausgewiesen. Nun betreuten die Diözesanpriester den Wallfahrtsort. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrten die Franziskaner aus Schlesien nach Springborn zurück.

Kloster und Internierungsort

Bereits 1938 begann der Missbrauch des Klosters als Internierungsort. Damals wurden nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reiche die missliebigen österreichischen Bischöfe vom nationalsozialistischen Regime in Springborn interniert. Als das Ermland nach dem Krieg wieder polnisch wurde, folgte 1952 die Beschlagnahme durch die polnischen Behörden. Und wieder diente es als Internierungslager. Nun diente das Kloster von Stoczek Klasztorny als vom 25. September 1953 bis zum 26. Oktober 1956 als Internierungsort für Kardinal Stefan Wyszynski (* 3. August 1901 – † 28. Mai 1981), den Primas von Polen. Einen großen Teil seines „Hausarrests“ wegen staatsfeindlicher Umtriebe, der de facto nichts anderes als eine Haft war, verbrachte er hier bis 1954. „Tylko pies Baca i Niemiec upomnieli się o swojego prymasa”, nur zwei lebendige Wesen hätten sich seiner angenommen: mein Hund Baca und ein Deutscher, klagte der Primas. Der Schäferhund Baca hatte einen der Offiziere der Staatssicherheit gebissen, die am Verhaftungstag in den Primas-Palst eindrangen, um Wyszysnski in Haft zu nehmen.Mit dem „Deutschen“ war der – wie man es damals nannte – „autochthone“ Kapitularvikar Adalbert (Wojciech) Zink gemeint.

Am Tag nach der Verhaftung von Kardinal Wyszynski sollte der polnische Episkopat dem Wunsch des Kremsl und der polnischen Saatsführung nachkommen, eine Unterwerfungserklärung zu unterschreiben, in der die falsche politisches Einstellung eines Teils des polnischen Klerus verurteilt wurde. Der stellvertretende Ministerpräsident hatte unmissverständlich zuvor erklärt, dass bei jedem einzelnen Bischof eine Weigerung die sofortige Verhaftung zur Folge hätte. Nur Pfarrer Zink, der Kapitularvikar von Allenstein, verweigerte neben Kardinal Wyszynski die Unterschrift. Die Regierungsdrohung stand nicht nur auf dem Papier: Wenige Tage später wurde Wojciech Zink als einziger Teilnehmer der Episkopatssitzung wenige Tage später verhaftet.

Nach der Freilassung vom Wyszynski erhielt die Diözese das Kloster 1956 zurück. Im Jahr 1957 zogen mit der Ordensgemeinschaft der Marianer wieder Mönche ein, auch wenn das Kloster noch bis 1972 in staatlichem Besitz blieb. Erst dann ging das Kloster in den Besitz der Marianer über und man konnte mit den überfälligen Renovierungsarbeiten beginnen. Am 19. Mai 1987 erhob Papst Johannes Paul II. die Kirche zur “Basilika Minor”.

Die Wallfahrtskirche von Stoczek Klasztorny heute.

Noch vor der Rückkehr der Franziskaner wurde das Kloster erweitert, 1909 wurde den Klosterflügeln ein Stockwerk aufgesetzt. Im Jahr 1913 folgte ein Anbau zur Gartenseite hin.

Noch heute ist die Kirche der Maria Regina Pacis (Königin des Friedens) geweiht. Der Hauptaltar aus dem Jahr 1713 stammt von Christoph Peucker. Noch immer ist dort die Lukasmadonna, eine Kopie des Origninals in Santa Maria Maggiore in Rom. Silbern eingefasst wurde das Gnadenbild bereits im Jahr 1687. Der Nebenaltar links ist der Heiligen Anna selbdritt geweiht, der rechte Nebenaltar dem Heiligen Franziskus. Sehenswert ist auch das ebenfalls silbern eingefasste Antoniusbild, das ebenfalls eine italienische Arbeit ist, die aus dem Jahr 1695 stammt und die außergewöhnliche schmiedeeiserne Kanzel aus dem Jahr 1738.

Im um die Kirche führenden Kreuzgang sowie in den Kapellen sind noch Reste der alten Fresken zu sehen, die wohl vom Maler Matthias (Maciej) Meyer aus Heilsberg gefertigt wurden. Die aus Stuck gefertigten Kreuzwegstationen aus Stuck wurden vom Bildhauers Christoph Perwanger gestaltet, dessen Arbeiten auch in Heiligelinde zu bewundern sind. Die Eckkapellen des Kreuzwegs sind dem Heiligen Kajetan, dem Heiligen Valentin und dem Heiligen Johann Nepomuk geweiht, die vierte Kapelle ist eine Heiligkreuzkapelle.

Auch die beiden Klosterräume, in denen Kardinal Wyszynski in Stcozek Klasztorny inhaftiert war können besichtigt werden.