Kulturkanon für Ermland und Masuren gewählt

Kulturkanon für Ermland und Masuren gewählt, © www.borussia.pl
Kulturkanon für Ermland und Masuren, © www.borussia.pl

Eine interessante Aktion der Kulturgemeinschaft „Borussia“ aus Allenstein (Olsztyn) beschäftigte die Einwohner der Woiwodschaft Ermland-Masuren den ganzen Januar und Februar über, und wurde in der Öffentlichkeit und den Medien stark diskutiert. Die „Borussia“ hatte die Bewohner der Woiwodschaft zur Online-Wahl eines Kulturkanons für das Ermland und Masuren aufgerufen. Die Schirmherrschaft hatte der Woiwodschaftsmarschall von Ermland und Masuren Gustav Marek Brzezin.

Während des Abstimmungszeitraums vom 1. Januar bis zum 19. Februar fand ein offener Diskurs darüber statt, was die Einzigartigkeit der beiden historisch so verschieden geprägten Regionen Ermland und Masuren ausmacht. Worin sind Symbole und gemeinsame Bezugspunkte einer regionalen Identität zu sehen, und welche Werke und Autoren sind am wichtigsten, um die Kultur und Geschichte dieses Heimatraums zu erlesen – das waren die heiß diskutierten Themen zur Borussia-Aktion.

Um diese kulturellen Symbole der Region zu finden, lag den Abstimmungswilligen eine Liste mit 240 Vorschlägen vor, die von 36 Experten zusammengestellt wurden. Die Expertenkommission bestand aus Vertretern wichtiger Kulturinstitutionen, Kulturorganisationen, Wissenschaftlern und Vertretern der nationalen Minderheiten.

Am 18. März 2016 fand die feierliche Präsentation der Ergebnisse in den Mauern des Allensteiner Schlosses im Museum von Ermland und Masuren statt. Aus den Ergebnissen hat die Borussia einen in vier Abschnitte unterteilten Kulturkanon aus den unter den Abstimmenden beliebtesten Kulturgütern der Region erstellt. Hier die Top-5 der jeweiligen Kategorien:

Kategorie Erinnerungsorte, Landschaft und Raum
Alleen am Straßenrand
Domhügel von Frauenburg (Frombork)
Die Großen Masurischen Seen
Schlachtfeld der Tannenbergschlacht 1410 (bitwa pod Grunwaldem)
stimmgleich: Der Oberlandkanal (Kanał Elbląski) und die evangelische Kirche Passenheim (Pasym)

Kategorie Ereignisse
Tannenbergschlacht von 1410 (bitwa pod Grunwaldem),
Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 und die Eingliederung von Ermland und Masuren in den polnischen Staatsverbands
Gründung des Ordensstaates des Deutschen Ordens in der Region 1230/1231
Volksabstimmung in Ostpreußen 1920
Gründung der Universität von Ermland und Masuren 1999.

Kategorie Persönlichkeiten
Paul Adamus, Arzt aus Allenstein
Andrzej Wakar, Historiker
Mikolaj Kopernik (Nikolaus Kopernicus)
Erich Mendelsohn, in Allenstein geborener Architekt
Das Gründungsteam der Kulturgemeinschaft “Borussia”

Kategorie Werke
Nicolaus Copernicus, „De Revolutionibus Orbium Coelestium“
Kulturzeitschrift “Borussia. Kultur. Geschichte. Literatur ”
Marion Dönhoff, „Namen, die keiner mehr nennt“
Ernst Wiechert, „Die Jeronim-Kinder“
Konstanty Ildefons Gałczyński, Kronika olsztyńska (Allensteiner Chronik)

Auch die Experten erstellten ihr Ranking und kamen zu nur wenig abweichenden Positionen.

Bei der Abstimmung der Experten siegten:
In der Kategorie Orte
Domhügel von Frauenburg (Frombork)

Burg der Bischöfe von Ermland in Heilsberg (Lidzbark Warminski)
stimmgleich der Oberlandkanal (Kanał Elbląski) und die Wallfahrtskirche Heilige Linde (Święta Lipka)
Die Großen Masurischen Seen
Sanktuarium im Wallfahrtsort Dietrichswalde (Gietrzwałd)

In der Kategorie Ereignisse:
Tannenbergschlacht 1410
Zweiter Friede von Thorn ( Toruń) 1466 und die Gründung des Herzogtums Preußen 1525
Gründung Deutschordensstaates 1230/1231,
stimmgleich Schlacht von Tannenberg 1914 und das Ende des Zweiten Weltkrieges mit der Eingliederung von Ermland und Masuren in den polnischen Staat 1945
Volksabstimmung in Ostpreußen 1920

In der Kategorie Werke:
Siegfried Lenz, Heimatmuseum
stimmgleich Max Toeppen, Geschichte Masurens und Melchior Wańkowicz, Na tropach Smętka (Auf den Spuren von Smetka)
Ernst Wiechert, Die Jeromin-Kinder
Marion Dönhoff, Namen, die keiner mehr nennt
Nicolaus Copernicus, De Revolutionibus Orbium Coelestium

In der Kategorie Persönlichkeit:
Nicolaus Copernicus (Mikolaj Kopernik)
Bischof Ignacy Krasicki (Bischof in Heilsberg und hoch geschätzter polnischer Dichterfürst)
Johann Gottfried Herder
stimmgleich Wojciech Kętrzyński (Adalbert von Winkler) und Erich Mendelsohn
Feliks Nowowiejski.

Der Kulturhistoriker und Initiator der Umfrage zum Kulturkanon von Ermland und Masuren Prof. Robert Traba betonte, dass die Suche nach einem kulturellen Kanon notwendig ist, um ein Gleichgewicht zwischen den Leistungen und Traditionen der Vergangenheit sowie der Öffnung hin zur Gegenwart und Zukunft herzustellen.

Traba stufte die Ergebnisse Kulturkanons als interessant, aber nicht überraschend ein. Doch betonte er, dass Ermland und Masuren zwar die Namensgeber der Woiwodschaft sind, dass aber noch weitere, teils seit Jahrhunderten die Region dominierende Orte wie Elbing (Elblag) aber auch Preußisch Eylau (Iława), Löbau (Lubawa) oder Preußisch Holland (Pasłęk) und Bartenstein (Bartoszyce), die streng genommen nie historisch gehörte oder ethnographisch zum Ermland oder zu Masuren gehörte. Man müsse es nun schaffen, auch diese Traditionen einzubeziehen, um ein vielfältiges und reiches Bild der Region zu zeichnen, erklärte Prof. Traba.

Weitere Informationen in polnischer Sprache:

Details zu den Experten-Rankings

Robert Traba „Kanon Kulturowym Warmii i Mazur – preludium i puenta”
Mehr zur Borussia:

Polen: Borussia bewahrt kulturelles Erbe in Olsztyn