Die selige Regina Protmann, Bildnis in der Katharinenkirche Braniewo, Foto: B.Jäger-Dabek
Sie gilt als berühmteste Tochter des Ermlands und iher Leben und Werk ist untrennbar mit Braunsberg (Braniewo) und dem ermländischen Katholizismus verbunden. Die Rede ist von Regina Protmann, der Begründerin des Ordens der Katharinenschwestern, die auch Katharinerinnen genannt werden. Sie wurde am 13. Juni 1999 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen, im Jahr daruf wurde sie zur Stadtpatronin für Braunsberg.
Regina Protmann wurde 1552 in Braunsberg (heute Braniewo) im Ermland als Tochter einer angesehenen Bürgerfamilie geboren. Ihr Vater, der Kaufmann Peter Protmann besaß einen Speicher an der Passarge, ihr Onkel war ein nicht minder angesehener Ratsherr. Im Elternhaus und den Häusern ihrer Verwandten herrschte die Weltläufigkeit der Hansekaufleute ohne dabei nur gute kaufmännische Tugenden zu pflegen. Im Gegenteil, die katholischen Glaubenstraditionen wurden hochgehalten und bewahrt. Regina Protmann wuchs so zu einer vielseitig gebildeten jungen Frau mit sicherem Auftreten heran.
Prägend aber wurden für die junge Regina die politischenVerhältnisse und Glaubenskämpfe während ihrer Jugend. Es war die Zeit der noch immer jungen und sich ausbreitenden Reformation, der sich nun die Gegenreformation entgegensetzte, die von der Familie Regina Protmanns unterstützt wurde. Das bis dahin katholische Ermland kämpfte um die Bewahrung des Katholizismus und die Erhaltung der Eigenständigkeit des Ermlands. Zu diesen Auseinandersetzungen um den rechten Glauben kamen immer wieder neue Pestwellen.
Schon als noch sehr junge Frau war Regina Protmann in der Lage, Entscheidungen zu treffen und deren Tragweite zu übersehen, immer fest zu ihrem Glauben stehend. Im Alter von gerade 19 Jahren verließ sie 1571 ihr Elternhaus und bildete mit zwei Gefährtinnen zusammen in einem Haus, das ihrer Familie gehörte, eine religiöse Lebensgemeinschaft, die sich zu einem geistlichen Leben des Gebets und des einfachen, asketischen Lebens ohne Klausur entschloss. Bald kam der Dienst am Nächsten hinzu und die Gemeinschaft kümmerte sich um die Krankenpflege, die Waisenbwetreuung und die Mädchenerziehung. Immer mehr junge Frauen aus der Region baten um Aufnahme in die neue Gemeinschaft.
Dies aber war ein ganz neues Konzept für Frauengemeinschaften, die sich einem geistlichen Leben verschrieben hatten. Nach dem Trienter Konzil (1545- 1563) nämlich war es Frauenorden verboten anderes zu tun, als in Klausur das Leben dem Gebet zu weihen. Ein Ordensleben außerhalb der Klausur war also bis dahin nicht denkbar.
Allerdings muss man davon ausgehen, dass die Frauenegemeinschaft der Regina Protmann von Anfang an eine starke Rückendeckung und geistlichen Beistand bei den Jesuiten fand, die seit 1584 in Braunsberg waren. Nach zwölf Jahren war die Zeit dann reif, das segensreiche Wirken der Frauengemeinschaft blieb nicht unbemerkt. Auch wollte Regina Protmann selbst ihrer Gemeinschaft einen rechtlich gesicherten Rahmen geben. Sie schrieb eine Regel, die nun auch formell die drei Gelübde der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams enthielt. So wurde der Frauenorden am 18.03.1583 vom ermländischen Fürstbischof Marcin Cromer bestätigt. Regina Protmann überarbeitete die erste Regel später und erhielt dadurch am 12.März 1602 die päpstliche Approbation durch Papst Clemens VII.. Diese besagte, dass ihre Ordensschwestern nicht in Klausur leben mussten und außerhalb des Mutterhauses tätig sein durften.
Mit der Kongregation, die von Regina Protmann der Patronin der Pfarrkirche, der heiligen Katharina von Alexandrien unterstellt wurde, war das Vorbild aller späteren Krankenpflegeorden. Der neue Orden hieß nun mit vollem Namen Kongregation der Schwestern von der Heiligen Jungfrau und Märtyrerin Katharina von Alexandrien. Kurz wurde er Katharinenorden genannt, die Schwestern Katharinerinnen oder Katharinenschwestern.
Die neue Kongregation wuchs schnell, bot sie doch für gläubige junge Frauen, die ihr Leben Gott und den Nächsten widmen wollten eine neue Lebensperspektive. Schon 1586 erfolgte die erste Tochtergründung in Wormditt, 1587 wurden Ordenshäuser in Heilsberg, und 1593 in Rößel bezogen. Alle Tochtergründungen beschränkten sich zu jener Zeit ausschließlich auf das katholische Ermland. Noch zu Lebzeiten Regina Protmann musste die Ordensgemeinschaft mehrfach umziehen, so schnell wuchs sie.
Kapelle der seligen Regina Protmann in der Katharinenkirche Braniewo, Foto: Braniewiak, CC-BY-SA-4.0
Der bis heute bestehende Katharinerinnen-Orden ist der älteste, ununterbrochen bestehende deutsche Frauenorden und wurde zum Wegbereiter vieler moderner Krankenpflegeorden. Vom Orden wurden bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts erste. Schulen gegründet, in der alle Mädchen Lesen, Schreiben, Rechnen und die religiösen Grundlagen lernen konnten.
Erst im 19. Jahrhunderts gab es erste Ordensniederlassungen außerhalb des Ermlands und die Katharinerinnnen wurden zum viel beschäftigten Lehrorden. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen immer mehr Ordensniederlassungen und Schulen dazu, bald auch Krankenhäuser, Waisenhäuser und Altenheime in Königsberg, Berlin und Litauen, Liverpool, die deutsche Schule in Helsinki, ab 1897 auch Brasilien. Zum 400. Jahrestag der Ordensgründung wurde 1983 in Togo eine Mission gegründet. Heute gehören etwa 830 Schwestern mit abgelegten Gelübden zum Orden.
Der Ordenssitz befand sich bis 1945 im Ermland, doch dann mussten die Schwestern das nun polnische Ermland verlassen. In den Wirren von Flucht und Kriegsende kamen 102 Schwestern zu Tode.
Ende der 1950er Jahren begründeten die deutschen Katharinerinnen ihr Domizil in Frankfurt am Main. Dort eröffneten sie 1960 das Sankt Katharinen-Krankenhaus. Weitere Krankenhäuser wurden in Hamburg-Wilhelmsburg, Xanten, Daun und Berlin in Bertrieb genommen.
Nach dem Kriegsende 1945 blieben nur wenige Katharinen-Schwestern im Ermland. Dort begannen sie rasch mit dem Wiederaufbau des Ordens. Heute gibt es Niederlassungen in Braunsberg (Braniewo) im 1906 eröffneten ehemaligen Novizinnenhaus, dazu in Heilsberg (Lidzbark Warmiński) und Wormditt (Orneta). Für die Schwestern im Ermland ist nach wie vor die deutsche Provinzialleitung in Münster/Westfalen zuständig Im dortigen Kloster am Ermlandweg werden auch einige Reliquien der seligen Regina Protmann aufbewahrt. Das Generalat befindet sich seit 1953 in Grottaferrata bei Rom, dort wird auch das Original der Ordensregel aufbewahrt.
Regina Protmann selbst hat das alles nicht mehr miterlebt. Sie starb am 18. Januar 1613 in ihrer Heimatstadt Braunsberg und wurde im Jesuiten-Kolleg beigesetzt. Beim Abriss der Kirche 1809 kamen die Gebeine zunächst ins Katherinenkloster. Wenig später wurden die sterblichen Überreste im Sarg der in jenem Jahr verstorbenen Oberin Theresia Kroll im Grabgewölbe der Pfarrkirche mitbestattet. Im Jahr 1929 wurden die Gebeine von Regina Protmann wiedergefunden. Zum Ende des 2. Weltkriegs fanden einige sterbliche Überreste den Weg in den Westen Deutschlands. Ein weiterer Teil der sterblichen Überreste wurden 1991 in einem Dachboden in Heilsberg gefunden – der Ortspfarrer Westphal hatte sie gerettet – und kam wieder nach Braunsberg.
Am 13. Juni 1999 wurde Regina Protmann in Warschau durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Regina Protmanns Lebensmotto war ein schlichtes, allumfassendes „Wie Gott will“. Dabei wollte sie immer wie Jesus selbst den Menschen zu dienen und so Gottes Liebe und Kraft für jeden Menschen sichtbar zu machen.