Danzig – Die Bernsteinstadt an der Ostsee

Danzig (Gdansk) Juwel an der Ostsee, Foto: B.Jäger-Dabek

Danzig, strahlend schön und die pure Ästhetik polnischer Restauratorenkunst, war total zerstört und wurde in einem Jahrzehnte währenden Kraftakt wieder aufgebaut.

Einst reiche Hansestadt und Stadt des Bernsteinhandels, nach dem Ersten Weltkrieg Freie Stadt, Ausgangspunkt des Zweiten Weltkrieges und Wiege der Solidarnosc ist die Stadt ein geschichtsträchtiger Ort.

Heute zählt Gdansk, wie die Stadt polnisch heißt rund 460 000 Einwohner und ist mit seinen Nachbarstädten, der Hafenstadt Gdynia (Gdingen) und dem Seebad Sopot (Zoppot) zur Dreistadt „Trojmiasto“zusammen gewachsen, einem Ballungsraum mit 750 000 Einwohnern.

Zentrum Rechtstadt / Glowne Miasto

Im Stadtteil Glowne Miasto findet man eindrucksvolle Zeugen von Danzigs goldenem Zeitalter. Zahllose kleine Gassen kreuzen die Hauptstraßen, die von den prunkvollen Stadttoren herunter zum Ufer der Mottlau führen.

Die Danziger Prachtstraße ist der Königsweg, der vom Hohen Tor durch die Langgasse (ul. Dluga) und über den Langen Markt (Dlugi Targ) führt. Hier finden sich neben unzähligen prächtigen Patrizierhäusern die wichtigsten Baudenkmäler.

Im Rechtstädtischen Rathaus ist auch die stadtgeschichtliche Ausstellung des Historischen Museums beherbergt und vom 82 m hohen Turm hat man einen tollen Überblick über die Ostseestadt.

Der nur wenige Schritte entfernte Artushof stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde einst als Verbandshaus der Danziger Kaufmannschaft genutzt. In seiner dreischiffigen Festhalle traf sich die Kaufmannschaft und empfing Könige und Gesandtschaften.

Nicht zu übersehen ist der Neptunbrunnen vor dem Artushof, der aus dem 17. Jahrhundert stammt und ein beliebter Treffpunkt ist.

Prachtentfaltung und Prunk der Patrizierhäuser ist aber nicht auf diese Paradestraße beschränkt. In der parallel verlaufenden Brotbänkengasse (ul. Chlebnica) sowie der Frauengasse (ul. Mariacka) stehen die für Danzigs Blütezeit so charakteristischen Häuser mit Beischlägen, den Terrassenaufgängen, unter denen sich in kleinen Kellerräumen liebevoll dekorierte Bernsteinläden und Silberschmieden eingerichtet haben.

Der anspruchsvolle Bernsteinliebhaber wird sich hier eindecken, wo man auch ausgefallene Stücke erwerben kann und ganz moderne Interpretationen der Verbindung von Silberschmiedekunst und Bernsteinschleiferei findet. Preisgünstigen, nach Gewicht verkauften Bernstein findet man an den unzähligen Ständen an der Mottlau rund um Danzigs Wahrzeichen, das Krantor aus dem Jahre 1443.

Überragt wird das alte Danzig von der Marienkirche an der Frauengasse, deren Baubeginn auf 1343 datiert wird. Das wuchtige Gotteshaus ist die wohl größte Backsteinkirche der Welt, fasst sie doch

25 000 Gläubige. Eine besondere Stimmung von Hökern und Handeln vor den alten Kulissen der Altstadt kann man in den ersten beiden Augustwochen des Jahres erleben. Dann findet hier der Dominikanermarkt statt, ein riesiger Flohmarkt mit viel Kleinkunst und Unterhaltung rund herum.

Sehenswürdigkeiten außerhalb der Rechtstadt

Aber auch außerhalb der Rechtstadt ist Danzig interessant, nur einen Katzensprung entfernt lag die Danziger Leninwerft, der Ort, an dem mit der Zulassung der freien Gewerkschaft Solidarnosc der Anfang vom Ende des Ostblocks stattfand. Hier steht das hohe, schlanke Ehrenmal für die Toten der 1970- er Unruhen.

Die Verleihung des Literaturnobelpreises an den Danziger Günter Grass nahm die Stadt Danzig zum Anlass, literarische Schauplätze in der Stadt kenntlich zu machen. An Häusern, Plätzen und Straßen die in Grass Büchern vorkommen, werden Emaille – Schilder mit den passenden Zitaten angebracht. Abseits der berühmten Altstadt kann man bei einem Rundgang auf den Spuren des Nobelpreisträgers und seiner Protagonisten ein ganz anderes Danzig kennen lernen.

Gerade Wrzeszcz, das alte Langfuhr in dem Grass aufwuchs war und ist ein Arbeiterviertel. In dieser Heimat der Blechtrommel ist noch heute der Danziger Alltag zuhause.