Gehört Ermland-Masuren weiterhin zu Polen B?

Westmasuren und Oberland Foto: B. Jäger-Dabek

Strukturschwaches Masuren, Foto: (c) B.Jäger-Dabek

Das Wirtschaftsberatungsunternehmen Sedlak & Sedlak hat einen Bericht über die mittleren Einkommen und Lebensverhältnisse in Ost-Polenv eröffentlicht. Als Polen am 1. Mai 2004 der Europäischen Union beitrat, war die Woiwodschaft Ermland-Masuren eine der ärmsten Regionen der Mitgliedsländer. Hat sich das nach mehr als 15 Jahren der Mitgliedschaft geändert?

In Polen nimmt man schon seit Jahren eine Teilung in eine wohlhabendes Polen A und ein ärmeres Polen B wahr. Das Portal wynagrodzenia.pl hat einen Auszug aus dem Bericht veröffentlicht, in dem die Höhe der Löhne in den Provinzen im Osten des Landes mit den Einkommensverhältnissen in den zentralen und westlichen Landesteilen verglichen wird.

Zur Zeit des Eintritts Polens in die EU waren die Woiwodschaften Karpatenvorland, Heiligkreuz, Lublin, Podlachien und Ermland-Masuren die am wenigsten entwickelten Regionen in der gesamten EU. Laut der Studie bleibt es bis heute bei dieser Teilung der Einkommens- und Lebensverhältnisse in Polen, trotz vieler Versuche, auch außerhalb des Tourismus Zukunftschancen für die Regionen zu finden.

Nach den im Jahr 2015 durchgeführten gesamtpolnischen Untersuchungen betrug der durchschnittliche Lohn der Vollzeit arbeitenden Bevölkerung im Jahr 2015  in Ostpolen PLN 3.080 brutto pro Monat. Im selben Jahr war das durchschnittliche Gehalt in den westlichen Provinzen um 30% höher und belief sich auf 4.000 PLN.

Die niedrigsten mittleren Gehälter wurden mit 3.050 PLN brutto pro Monat in der Woiwodschaft Lublin gezahlt. In der Woiwodschaft Heiligkreuz (Świętokrzyskie) waren es mit PLN 3.052 kaum mehr, in der Woiwodschaft Podlachien (Podlasie) betrug das mittlere Monatsgehalt 3.061 PLN. In den Woiwodschaften Ermland-Masuren und Karpatenvorland (Podkaroackie) betrug das Monatssalär 3.100 PLN. Etwas höhere Durchschnittslöhne wurden in den östlicheren Provinzen erfasst.

So liegt Ermland-Masuren, was die Lebensverhältnisse betrifft,  noch immer im Bereich Polen B. Das ist auch weiter kein Wunder, denn das Land der Großen Seen ist wie der Osten Polens dünn besiedelt und strukturschwach. Es sind keine nennenswerten Industriebetriebe vorhanden. Jobs werden zwar vermehrt in der Tourismusbrancheimmer geschaffen , doch gibt es noch immer keinen Ganzjahrestoruismus in Ermland und Masuren, die meisten Jobs sind im Bereich der Saisonarbeit. Durch den verhältnismäßig hohen Anteil von Staatsgütern hatte die immer landwirtschaftlich geprägte Region noch mehr als andere Regionen mit der dadurch noch verstärkten Strukturschwäche nach dem Ende der staatlichen Landwirtschaft zu kämpfen.