Kadyny (Cadinen) – Surferstrand, Majolika und ein Hauch von Kaiserzeit

Schloss Cadinen (Kadyny), Foto: Polimerek, CC BY-SA 3.0
Schloss Cadinen (Kadyny), Foto: Polimerek, CC BY-SA 3.0

Gleich hinter Elbing (Elbląg) geht es hoch in die Wzniesienne Elbląskie, die Elbinger Höhen, eine landschaftlich wunderschöne Strecke am Haff entlang mit Steilufern. Herrliche Alleen wie aus Großmutters Zeiten, dichte Wälder, und zwischendurch blitzt das türkisblaue Haff tief unten zwischen den Bäumen hindurch, eine fast südlich anmutende Landschaft.

Eine Siedlung an diesem Ort wurde erstmals im dem Jahr 1255 als „terra Kadinensis“ urkundlich erwähnt. Eine weitere Erwähnung ist für 1354 als „Kudien“ erfolgt. Dieser Name ist prussischer Herkunft und bedeutet so viel wie „elend“ ob der sandigen, kargen Umgebung. Wo heute die Ruinen des alten Franziskanerklosters zu finden sind, stand einst die prussische Burg „Cadina“. Die Herkunftssaga allerdings berichtet von der prussischen Häuptlingstochter Cadina als Namensgeberin.

Im Jahr 1415 wurde die Familie Baysen als Besitzer von Cadinen verzeichnet, doch wechselten die Besitzer in des Guts häufig. Im Jahr 1624 kam es in den Besitz der Grafen von Schlieben, dort um 1720 das noch heutige später vielfach umgebaute Gutshaus erbauen ließ. Nachdem, das Rittergut Im Jahr 1787 erwarb der preußische General Wilhelm Friedrich Karl von Schwerin Cadinen, und ließ die Cadiner Chaussee angelegen. Doch auch in der Folge gelang es keinem Besitzer, das Gut wirtschaftlich überlebensfähig zu machen. Daher überließ der letzte Besitzer Arthur Birkner aus Braunsberg das verschuldete Gut dem Kaiserhaus. Durch die Inbetriebstellung der Haffuferbahn von Elbing nach Braunsberg, bekam Cadinen 1899 auch einen Bahnanschluss und war so leicht erreichbar.

Die Schönheiten dieses Landstriches hatten es der Kaiserfamilie wegen der wildreichen schönen Wälder und der idyllischen Jahre angetan. Kaiser Wilhelm II. ließ dort einen herrlichen Park im französischen Stil mit Orangerie anlegen. Das Barockschloss ließ er zu einem Jagdschloss umbauen und Schloss dem Gut ein Gestüt an. Dazu ließ er eine neugotische Kirche bauen, eine kleine Siedlung mir Arbeiterhäusern, ein Altenheim, eine Schule und ein Postamt bauen. Der landwirtschaftliche Betrieb von Cadinen wurde zum Musterbetrieb umgewandelt.

Berühmt war Cadinen nicht nur wegen des kaiserlichen Sommersitzes, sondern auch ob der Cadiner Majolika-Manufaktur, die 1903 als soziales Projekt zur Beschäftigung arbeitsloser Töpfer gegründet wurde.

An die kaiserliche Vergangenheit erinnern die beiden Wachhäuschen vor dem Palais. Die Hohenzollern hatten dieses Gutshaus auch nach Ende des Kaiserreiches genutzt. Der Bau der Haffbahn von Elbing nach Braunsberg schloss auch Cadinen ans Eisenbahnnetz an.

Der Kaiserenkel und spätere Chef des Hauses Hohenzollern, Prinz Louis Ferdinand von Preußen, verwaltete das Gut und lebte hier mit seiner Familie von 1941 bis zur Flucht über das Eis des Frischen Haffs im Pferdeschlitten am 25. Januar 1945 kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee.

Nach Kriegsende nutzte zunächst die PGR (Landwirtschftsgenossenschaft)den unteren Bereich des Schlosses, die oberen Etagen dienten als Hotel. Nach der Wende wurde der Gutskomplex an einen amerikanischen Investor verkauft, schlachtete das Herrenhaus aus und gab nach zwei Jahren auf. Den zweiten Privatisierungs-Versuch startete ein britischer Investor mit dem Kadyny Country Club, mit dem er nach einigen Jahren in Konkurs ging.

Ein dritter Investor scheint mehr Erfolg zu haben. Er betreibt das Dreisternehotel Kadyny Folwark Hotel & SPA. Es liegt in idyllischer bewaldeter Umgebung nur 800 m vom Strand am Frischen Haff entfernt und gleich neben der einstigen Sommerresidenz von Kaiser Wilhelm II. Das zum Hotel gehörende Restaurant Stara Gorzelnia mit dem schönen Rosengarten ist in der ehemaligen Wodka-Brennerei Kaiser Wilhelms untergebracht. Der wieder wunderbar in Stand gesetzte Gutshof dient wieder als Gestüt.

Die Keramikwerkstatt und die Herstellung der Cadiner Majolika kann besichtigt werden. Noch heute kann man dort auf dem Gut Cadinen die Majolika mit ihrer charakteristischen rotbraunen Farbe erwerben.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Kadyny:

  • Direkt am Dorfeingang findet sich ein Parkplatz, in dessen Nähe eine 1.000jährige Eiche mit fast 11 Metern Umfang zu bewundern ist. Früher hieß sie Baysen-Eiche, heute Jan Bażyński -Eiche
  • Überreste des Cadiner Franziskaner Klosters auf einem Hügel.
    Wald-Spaziergänge und Wanderungen im Reservat Kadysnki Las (Cadiner Wald).
  • Der Kadyner Badestrand ist ein Paradies für Surfer
  • Im Dorf Lecze (Lenzen) findet man noch die für diese Landschaft einst typischen “Vorlaubenhäuser” und Reste einer holländischen Windmühle sowie eine Kirche aus dem 18. Jahrhundert.

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