Kanusport: Wasserwandern auf der Łyna

Wasserwandern in malerischen Landschaften auf der Lyna / Alle, Foto: AS-Tour

Die Alle / Łyna entspringt nahe dem Ort Łyna in Masuren, der früher Lahna hieß, und heute zur Samtgemeinde Nidzica / Neidenburg gehört. Der Fluss mündet nach 264 Kilometern im russischen Kaliningrader Gebiet bei Znamensk / Wehlau in den Pregel. Rund 190 dieser Flusskilometer liegen auf dem Gebiet der Woiwodschaft Ermland und Masuren. Leider ist der Grenzübergang in die Kaliningradkaja Oblast derzeit auf dem Wasserweg nicht möglich.

Die Łyna-Route fürs Wasserwandern ist ganz besonders interessant, da sie durch kulturhistorisch interessante Städte mit Burgen aus der Ordenszeit und imposanten Kirchen führt wie Olsztyn, Dobre Miasto, Lidzbark Warmiński und Bartoszyce bis kurz vor die polnisch-russische Grenze.

Ein anspruchsvoller Start

Die ersten knapp 40 Kilometer allerdings – etwa bis zu Stadtgrenze von Olsztyn – sind für Wasserwanderer ein anspruchsvolles Revier. Wer geübt im Wasserwandern ist, wird auf diesem Abschnitt eine verzauberte, ursprüngliche Flusslandschaft entdecken, die zuweilen ausgesprochen wildromantisch ist. So entdeckt man, wie der Deutsche Orden seinerzeit entlang der Flussufer das Land eroberte und durch Burgen sicherte in einem damals noch wilden Land, das außerhalb der Gewässer überwiegend aus Urwald bestand.

Eingesetzt wird das Boot am nördlichen Ufer des Sees Kiernoz Wielki bei Kurki ungefähr 16km östlich von Olsztynek / Hohenstein, wo die Mrózka und Łyna zusammenfließen Nach wenigen Kilometern geht es in den Łańskie-See, der einer der schönsten Seen Masurens mit glasklarem Wasser, der ein Naturschutzgebiet ist. Zu diesem Reservat gehört auch der Ustrych-See, der ebenfalls durchquert wird.

Nach rund 16 Kilometern beginnt ein 5km langer Flussdurchbruch mit schneller Strömung, etlichen Stromschnellen und ins Flussbett gestürzten Bäumen. Die hohen Ufer sind von Kiefern- und Fichtenwäldern bestanden. Die schnelle Strömung sorgt für wildwasserähnliches Tempo, das zwischen großen Steinen und Bäumen einige Steuerfähigkeiten verlangt. Dazu muss das Boot an einigen Stellen umgesetzt werden. Bei Ruś wird die Strömung langsamer, an der ehemaligen Mühle wird wegen der angestauten Fischteiche umgesetzt.

Der Fluss mäandert nun ruhig dahin, an sumpfigen, mit Schilf bewachsen Ufern vorbei. Bei Bartąg / Bertung muss wegen der Gasrohre wieder umgesetzt werden, Olsztyn ist nun in Sicht. Fünf Brücken muss man unterqueren, dann ist man in der Altstadt am Bootsanleger vor dem Wehr zu Füßen des Schlosses des Deutschen Ordens.

Tour durch die Ordensburg-Städte

Bootsanleger zu Füßen des Schlosses in Olsztyn, Foto: B.Jäger-DabekAb Olsztyn wird der Fluss für jedermann befahrbar. Entweder wird dort hinter dem Wehr eingesetzt, oder das Boot umsetzt und weiter gepaddelt. Die Alle führt teils ausgesprochen malerisch mäandernd durch die Allensteiner Seenplatte und die Sępopolski-Ebene. Dabei verwöhnt sie den Kanuten durch ausgesprochen ungewöhnliche Ausblicke vom Wasser auf die Altstädte mit ihren Kirchen und Ordensburgen. So führt die Route in Olsztyn am Rande der Altstadt entlang, unter dem Eisenbahnviadukt hindurch und quer durch den Stadtwald, ähnlich ist es in Lidzbark Warmiński.

Das erste Highlight folgt schon gleich mit der spektakulären Unterquerung des Eisenbahnviadukts. Kurz danach folgt ein weiterer Durchbruch, der Fluss führt nun durch den Stadtwald und auch jenseits der Stadtgrenzen an bewaldeten hohen Ufern vorbei, der Fluss wird nun breiter. Hinter der Einmündung der Wadąg muss am kleinen Staudamm des Wasserkraftwerks umgesetzt werden. Bald darauf verzweigt sich die Łyna, weiter geht es auf dem rechten Arm, an dem bei Brąswałd wegen des Wasserkraftwerks wiederum umgesetzt werden muss. Nun geht es durch den Śledinek-, den Mosąg- und den Orzolek-See. Nach 71 Flusskilometern kommt Dobre Miasto / Guttstadt in Sicht mit der imposanten Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Wenige Kilometer weiter paddelt man an Smolayni vorbei, der ehemaligen Sommerresidenz der ermländischen Fürstbischöfe. Auf einer malerischen Strecke durch Kiefernwälder nähern wir uns Lidzbark Warmiński / Heilsberg. Mitten im Stadtzentrum liegt die sehenswerte gotische Burg, der ehemalige Sitz der ermländischen Bischöfe, auf der Kopernikus genauso tätig war wie in Olsztyn. Der Blick vom Wasser aus ist grandios. Auf weiteren 25 Paddelkilometern mäandert die Łyna malerisch vor sich hin, bis Bartoszyce / Bartenstein erreicht ist, wo sich der Endpunkt der Route an der zweiten Straßenbrücke befindet.

Für den ersten Teil der Rote bis Olsztyn sollte man sich etwa vier Tage Zeit nehmen, für die Route von Olsztyn nach Bartoszyce wegen der Stadtbesichtigungen sollte man zehn Tage einplanen. Sie müssen nicht mit eigenen Booten anreisen, um diese Route, oder auch nur einen Teil der Route zu paddeln. Gute Bootsverleiher bieten Ihnen eine reiche Auswahl von verschiedenen Booten an, da ist für jeden Anspruch und jeden Bedarf das richtige Boot dabei, ob es sportlich dahingehen soll, oder eher ein robustes, leicht zu handhabendes und Fehler verzeihendes Boot für den ungeübten Paddler in Frage kommt. Wichtiges Zubehör wie wasserdichte Packsäcke oder Tonnen und Schwimmwesten für die Seeüberquerungen sollten vom Anbieter der Wahl angeboten werden. Dazu bieten empfehlenswerte Bootsverleiher auch einen sicheren Parkplatz für das Auto und den Transport für alle Mitfahrer und die Boote von und zu den Ein- und Aussetzpunkten an.

 Kanusport: Mehr über Wasserwandern in Masuren und dem Nordosten Polens

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