Kommunalwahlen: Piotr Grzymowicz bleibt Oberbürgermeister in Olsztyn

Stadtpräsident Piotr Grzymowicz, Olsztyn, Foto: Brigitte Jäger-Dabek

Auch in Ermland-Masuren ging wie im ganzen Land bei den zweiten Runden der landesweiten Kommunalwahlen alles glatt im Gegensatz zu den Pannen des ersten Wahldurchgang. Am Sonntag, den 30. November wurden die Bürgermeister-, Oberbürgermeister- und Landratswahlen entschieden, bei denen im ersten Wahlgang am 16. November keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erhalten hatte.

Wahlergebnisse aus Olsztyn (Allenstein)

In Olsztyn hat die Wahl zum Stadtpräsidenten (Oberbürgermeister) – und das ist durchaus eine Überraschung – der bisherige Amtsinhaber Piotr Grzymowicz im zweiten Wahlgang am Sonntag doch noch entschieden. Dabei ging es überaus knapp zu und es musste bis zur Verkündung des amtlichen Endergebnisses gewartet werden, zuvor waren seriöse Prognosen nicht möglich. Czeslaw Jerzy Małkowski, Vorgänger von Grzymowicz und ob des anhängenden Prozess wegen mehrerer Sexualstraftaten sehr umstritten gewann 28 235 Stimmen, Grzymowicz kam auf 28 758 und siegte mit dem denkbar knappen Vorsprung von nur 523 Stimmen. Im ersten Wahlgang hatte Małkowski noch 39,53% und Piotr Grzymowicz nur 25,40% der Stimmen erhalten.

Nach Soziologen-Einschätzungen ist der knappe Sieg von Grzymowiscz einer größeren Anzahl von wahlberechtigten Gegnern von Małkowski zu sehen, die in der zweiten Runde doch an die Urnen gingen. Nachdem Medien dem Gericht in Ostróda Prozessverschleppung vorwerfen, da nun bereits mehrere der Beschuldigungen wegen Verjährung nicht mehr verfolgt werden können. Es bildete sich kurz vor dem Wahltag eine breite aktive Gegnerschaft, die sich aus den verschiedensten Bevölkerungsteilen und politischen Strömungen zusammensetzte. Auf Kundgebungen standen PiS-Anhänger neben SLD-Wählern und Petitionen in den sozialen Medien unterzeichneten ebenfalls breite Bevölkerungskreise. Diese an die Moral appellierenden Aufrufe mobilisierten am Ende genügend Bürger, um Grzymowicz im Amt zu halten und sei es, weil der zumindest unbescholten und somit auch für Wähler mit anderen Präferenzen das kleinere Übel war. Nun muss in einem demokratischen Staat auch für Czeslaw Jerzy Małkowski die Unschuldsvermutung, solange er nicht verurteilt ist. Nachdem er schon einmal, als er wegen dieser Strafsache monatelang in Untersuchungshaft verbrachte, als Stadtpräsident abgesetzt wurde, hätte er vielleicht klüger daran getan, bei dieser Wahl nicht anzutreten um sich und seiner Stadt dieses Spektakel zu ersparen. Bis zum Gerichtsurteil nämlich wäre die Stadt auf Vorbehalt regiert worden und der Prozess hätte die Priorität gehabt, in den Medien wäre keine Ruhe eingekehrt. Das aber hat diese Stadt nicht verdient.

Mal ganz davon abgesehen ist diese Stadtpräsidentenwahl ein Lehrstück für die polnische Gesellschaft was Wahlen betrifft, was das eigentlich Wertvolle daran ist: Frustrierter Wahlboykott durch Nicht-zur-Wahl-gehen ändert nichts, Wahlteilnahme schon.

Sowohl die Stadtverordnetenversammlung in Olsztyn(Allenstein) als auch das Regionalparlament Sejmik wählten am Montag den 1. Dezember bei ihrer konstituierenden Sitzung neue Vorsitzende. Dabei gab es ein weiteres überraschendes Ergebnis: Halina Ciunel von der Bürgerplattform PO wurde als erste Frau in Olsztyn überhaupt zur Stadtratsvorsitzenden gewählt. Sie besiegte unerwartet den favorisierten Banker Jan Tandyraka. Beim Wahl zum Sejmik-Vorsitzenden fielen 27 von 28 möglichen Stimmen auf den PSL-Kandidaten Piotr Żuchowski.

Weitere Ergebnisse aus der Woiwodschaft Ermland-Masuren:

  • Bartoszyce (Bartenstein): Piotr Petrykowski
  • Braniewo (Braunsberg) – Monika Trzcińska
  • Działdowo (Soldau)- Grzegorz Mrowiński
  • Elbląg (Elbing) – Witold Wróblewski
  • Giżycko (Lötzen) – Wojciech Iwaszkiewicz
  • Iława (Deutsch Eylau) – Adam Żyliński
  • Lidzbark Warmiński (Heilsberg) – Jacek Wiśniowski
  • Mrągowo (Sensburg) – Otolia Siemieniec
  • Sorkwity (Sorquitten) – Józef Maciejewski
  • Nowe Miasto Lubawskie (neumark) – Tomasz Waruszewski
  • Gietrzwałd (Dietrichswalde) — Sieczkowski Marcin
  • Olsztynek (Hohensteinr) — Wrochna Artur Zenon
  • Jeziorany (Seeburg) — Boczkowski Leszek
  • Ostróda (Osterode) – Czesław Najmowicz
  • Orzysz (Arys) – Zbigniew Włodkowski
  • Pisz (Johannesburg) – Andrzej Szymborski
  • Szczytno (Ortesburg) – Danuta Górska
  • Węgorzewo (Angerburg) – Krzysztof Piwowarczyk

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