Die restaurierte Marienburg, Foto: DerHexer; derivate work: Carschten , CC BY-SA 3.0
Rund zwei Jahre dauerten die Arbeiten am Wiederaufbau der Schlosskirche in Malbork (Marienburg), die künftig auch für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden soll. Die Sanierung der Marienkirche war das letzte große Projekt bei der seit Jahrzehnten andauernden Rekonstruktion der größten mittelalterlichen Backsteinfestung Europas.
Mehr als 300.000 Glassteinchen zieren als Mosaik die monumentale Statue Mariens mit dem Jesuskind. Die acht Meter hohe Skulptur steht seit Kurzem wieder in einer Nische in der Außenwand der historischen Schlosskirche der Marienburg. Bei der Rekonstruktion nutzten die Spezialisten etwa 60 Prozent Originalteile, die nach 1945 in den Trümmern der zerstörten Anlage gefunden wurden. Die bunten Glaselemente wurden in Venedig hergestellt, die mit Gold versehenen Mosaikplättchen stammen aus dem nahe gelegenen Gdańsk (Danzig). Sie lassen die Skulptur bei Sonnenaufgang eindrucksvoll erstrahlen, ganz so, wie es ihre Schöpfer vom Deutschen Orden einst vorgesehen hatten, um ihre Patronin zu ehren.
Der Baukörper der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche wurde bereits in den 1960er Jahren rekonstruiert. Im Zuge der im Oktober 2014 begonnenen Restaurierungsarbeiten ist nun auch der Innenraum wiederhergestellt worden. Großes Augenmerk wurde dabei vor allem auf das prächtige Sterngewölbe gelegt, das nach historischen Fotografien erneuert wurde. Nach der Zerstörung war das Gotteshaus provisorisch mit einer Holzdecke und einem Holzboden vor dem weiteren Verfall gesichert worden. Die nach 1945 errichteten Wandabschnitte wurden mit einer dünnen weißen Putzschicht versehen, die Originalteile der Wand behutsam restauriert. Erneuert wurden auch der Bodenbelag sowie die Westempore mit dem Altaraufbau. Zudem entstanden eine neue Beleuchtung und eine Heizung. Die eindrucksvollen Räumlichkeiten sollen künftig auch als Kulisse für verschiedene Kulturveranstaltungen dienen.
Im Zuge der Maßnahme, die zu großen Teilen mit Fördermitteln der EU und der Nordischen Länder finanziert wurde, arbeiteten die Restauratoren auch an der Annenkapelle mit den Gräbern von elf Hochmeistern des Ordens. Dort wurde beispielsweise die Altarmensa wiederhergestellt und die Krypta durch eine Glasdecke und Beleuchtung akzentuiert. Auch die Malereien und Votivfenster von Conrad Steinbrecht, der Ende des 19. Jahrhunderts die „Regotisierung“ des Schlosses leitete, wurden restauriert. Während der jüngsten Erneuerungsarbeiten entdeckten Archäologen eine Krypta, in der sich unter anderem die Grablege mehrerer Jesuiten aus dem 18. Jahrhundert befindet. Abgeschlossen wurde auch die Restaurierung des Pfaffenturms, des Glöcknerhauses und des Hauptturmes.
Die mächtige Marienburg, die im 13. und 14. Jahrhundert errichtet wurde, zählt zu den wichtigsten Kulturdenkmälern im heutigen Polen und zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der einstige Sitz des Deutschen Ordens verfügt über mehr als zehn Kilometer lange Wehranlagen und regt bis heute die Fantasie vieler Mittelalterbegeisterter an. So können Besucher vor Ort auch nachgespielte Geschichte erleben. Vom 22. bis 24. Juli findet die 17. Inszenierung der historischen Belagerung von 1410 statt. Damals verteidigte Heinrich von Plauen nach der verlorenen Schlacht von Tannenberg den Ordenssitz erfolgreich gegen das Heer des polnisch-litauischen Königs. An den drei Festivaltagen erwecken Mittelaltergruppen diesen Teil der Geschichte zum neuen Leben, lassen Ritterturniere und Schlachten stattfinden. Im Mittelalterdorf können Kinder und Jugendliche an kunsthandwerklichen Workshops teilnehmen, jahrhundertealte Spiele kennenlernen sowie auf Tuchfühlung mit dem Hochmeister und den Rittern des Ordens gehen.
Weitere Informationen über Marienburg (Malbork) und die Burg:
Quelle: Polnisches Fremdenverkehrsamt