Masuren: Archäologen entdeckten bisher unbekannte Siedlungen

Polnische Archäologen bei Ausgrabungen
Polnische Archäologen bei Ausgrabungen, Foto: gemeinfrei

Bisher unbekannte Siedlungen aus dem 3. Jh. v. Chr. haben Archäologen in Stary Folwark (Neuvorwerk bei Frystadt/Westpr.), Tątławkach (Tomlack bei Reichau, Kr. Mohrungen) und Wieprz (Weepers, bei Saalfeld, Kreis Dt. Eylau) gefunden. Ihre Entdeckung in bewaldeten Gebieten, die bisher für Archäologen unzugänglich waren, wurden durch den Einsatz von Laser-Scanning aus der Luft möglich.

Prof. Zbigniew Kobyliński vom Institut für Archäologie der Universität Kardinal Stefan Wyszynski-Universität in Warschau (UKSW), der Leiter des Studienprojekts, informierte kürzlich die Presse über die Entdeckungen.

Durch den Einsatz der LIDAR-Geräte die digitale Geländemodelle liefert, führte die Analyse dieser Landschaftsmodelle zur Entdeckung dreier bisher unbekannter Siedlungen aus der frühen Eisenzeit. Es handelt sich um kleine, längliche Objekte, die auf natürlichen Moränenhügeln mit steilen Hängen liegen. Sie enthalten Spuren von Befestigungsanlagen in Form von drei oder vier nicht sehr großen Erdwälle und Gräben. Die Größe des Geländes, das dieser Wälle umschließen, beträgt in der Regel nicht mehr als 30-40 m im Durchmesser. Die Größe Hügel beträgt maximal 100 m.

Die geringe Größe und die in den Innenräumen gefundenen sehr regelmäßigen Steinpflaster sowie die Fragmente von Tonscherben, Aschereste von Holzkohle, sowie Lagerfeuerspuren, weisen stark darauf hin, dass dies keine Verteidigungsanlage, sondern eher ein Kultplatz gewesen sei, erläuterte der Forscher. Nach Angaben der Archäologen waren es wohl dheilige Räume – Orte, um magisch-religiöse Riten durchzuführen, in denen Feuer und das Zerbrechen der Ritualgefäße eine wichtige Rolle, gespielt haben.

Die Ergebnisse werden im Projekt “Verzeichnis der Hochburgen von Ermland und Masuren” zusammengefasst, das durch das Nationale Programm für die Förderung der Geisteswissenschaften gefördert wird. Die Erforschung der bisher unbekannten Siedlungen wurde ab 2012 durchgeführt. Zu den Arbeite gehöret nicht nur die Luftaufklärung, sondern auch die Analyse kartographischer und archivarischer Quellen sowie geologische Bohrungen. Dort wo Siedlungen gefunden wurden, begannen die Archäologen mit Ausgrabungen in begrenztem Umfang. Diese Ausgrabungen zielten darauf ab, Alter, Funktion und Charakter der Siedlung zu bestimmen.

In Zusammenarbeit mit Geologen und Chemikern erstellten die Archäologen innovative mineralogische Analysen und ließen physikalisch-chemischen Eigenschaftsprüfung der Tonscherben, einschließlich deren Gehalt an Fettsäuren durchführen. Durch die Forschungen von Prof. Joanna Kałużna-Czaplinska von der Technischen Universität Lodz ist es so möglich, die Art der Lebensmittel zu bestimmen, die einmal in den Gefäßen gelagert wurden. Die Wissenschaftler untersuchten auch die Reste der organischen Ablagerungen, Holz, Früchte und Samen. Auf Basis dieser Ergebnisse erstellten sie ein Profil der Umwelt aus der Zeit, in der diese Stätten in Betrieb waren.

Die Archäologen untersuchten die Siedlungsreste umfassend. Daher sind die Arbeiten nicht nur auf die Siedlungen selbst konzentriert, sondern auch auf ihre Umgebung. Ein Team von Dr. hab. Andrew Pydyna führte Unterwassersuchen in den Nachbarseen durch. Dabei wurden Reste einer mittelalterlichen Brücke gefunden die im Zusammenhang mit Siedlungen bei Iława stehen.

In den ersten drei Jahren der Arbeit an diesem Projekt habe man mit verschiedenen Methoden 64 Plätze im westlichen Teil der Woiwodschaft Ermland und Masuren untersucht, von denen 26 sich als natürliche Hügel erwiesen haben. Nur wenige von ihnen aber würden aus dem frühen Mittelalter stammen, die im Blick auf die Siedlunggeschichte der Prussen und der Vor-Ordenszeiten überprüft werden müssten, erklärte Prof. Kobyliński. Das Entdeckte stamme meist aus verschiedenen Epochen – von der frühen Eisenzeit zum Mittelalter und den Mauerresten von Backsteingebäuden aus der Zeit des Deutschen Ordens, fügte er an.

Der “Katalog der Hochburgen in Ermland und Masuren” wird von der Kardinal-Stefan-Wyszynski-Universität in Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologie und Ethnologie realisiert. Direkte Feldforschungen führten Jacek Wysocki, Dr. Joanna Wawrzeniuk, Dr. Magdalena Zurek durch. Am Programm arbeiten auch Experten aus anderen Universitäten und Forschungsinstituten mit. In den folgenden Jahren werden Siedlungen in der Gegend von Ostróda, Orneta und Lidzbark untersucht. Das Ergebnis des Programms wird in Büchern veröffentlicht (bisher veröffentlicht ist der erste Band einer geplanten Reihe von Publikationen). Jedes Jahr werden Konferenzen durchgeführt, bei denen aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert werden. Die nächste Konferenz ist für November 2015 geplant und wird in Iława (Deutsch Eylau) stattfinden.