Mennoniten in der Weichselniederung

Neues etnografisches useum erinnert an die Geschichte der mennonitischen Siedler

Vorlaubenhaus aus der Weichselniederung im Olenderski Park Etnograficzny in Wielka Nieszawka, Foto: Olebart, CC-BY-SA-4.0Vorlaubenhaus aus der Weichselniederung im Olenderski Park Etnograficzny in Wielka Nieszawka, Foto: Olebart, CC-BY-SA-4.0

Polens erstes Mennoniten – Museum wurde kürzlich in Wielka Nieszawka (Groß Nessau) vor den Toren der UNESCO-Welterbestadt Toruń (Thorn) eröffnet. Der “Olenderski Park Etnograficzny“ erinnert an die Glaubensflüchtlinge aus Holland und Friesland, die im 16. Jahrhundert vom polnischen König Asyl erhielten. Im neuen Freilichtmuseum können Besucher ihre Geschichte kennenlernen und erfahren, welche Rolle sie bei der Urbarmachung der Weichselniederung spielten.

In ihrer ursprünglichen Heimat, den Niederlanden, trotzten ihre Vorfahren der Nordsee über Jahrhunderte Meter um Meter ab. Ihre Künste im Entwässern und der Urbarmachung von Land waren einer der Gründe, warum sie von König Zygmunt I. als Siedler in das Danziger Weichselwerder geholt wurden. In kürzester Zeit entstand dort eine Landschaft mit Kanälen und Windmühlen, die auch Klein-Holland genannt wurde. Später kamen zahlreiche weitere Holländersiedlungen entlang der Weichsel hinzu. Nach den polnischen Teilungen emigrierte die Mehrzahl der Mennoniten nach Russland. Eine Minderheit verblieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Weichseldelta.

Das rund fünf Hektar große Freilichtmuseum wurde in der Form eines klassischen Straßendorfes angeordnet und spiegelt im Großen und Ganzen den Siedlungszustand an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wider. Insgesamt drei komplette Hofsiedlungen wurden aus den in der Weichselniederung liegenden Orten Kaniczki (Kanitzken), Gutowo (Guttau) und Niedźwiedź (Niedwitz) an ihren neuen Bestimmungsort verbracht. Am eindrucksvollsten ist der Hof aus Kaniczki von 1757. Er ist eines der letzten Exemplare eines kunstvoll verzierten Vorlaubenhauses in diesem Abschnitt der Weichselniederung.

Die Höfe mit Wohn-, Wirtschafts- und Stallgebäuden sind eingebettet in eine nach authentischen Vorbildern geschaffene Landschaft mit typischen Feldern und Bauerngärten. Auch die Inneneinrichtung besteht aus Originalgegenständen, die den Zustand der Jahrhundertwende repräsentieren. Der Bestimmungsort Wielka Nieszawka ist nicht zufällig gewählt. Im direkt an der Weichsel vor den Toren Toruńs gelegenen Dorf und dem benachbarten Mała Nieszawka (Klein Nessau) sind bis heute mehrere mennonitische Bauten erhalten. Dazu zählt auch der bis 1945 genutzte Friedhof, der ebenfalls zum Freilichtmuseum gehört. Bis heute ein wichtiger Pilgerort für Mennoniten aus aller Welt ist die kleine Holzkirche von 1890.

Das Mennonitische Freilichtmuseum ist eine Filiale des Ethnographischen Museums von Toruń, das unter anderem noch zwei weitere Museumsdörfer betreut. Das Freilichtmuseum befindet sich in der ul. Mennonitów 14 in Wielka Nieszawka und ist ganzjährig außer an Montagen geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt zehn Złoty (ca. 2,40 Euro), für 50 Złoty (ca. 12 Euro) gibt es einen Ausstellungsführer in englischer Sprache.

Infos zum Museum unter www.etnomuzeum.pl

Quelle: Polnisches Fremdenverkehrsamt Berlin