Mit Erbsensuppe und Ehrensalven – Der Unabhängigkeitstag in Olsztyn

 Polnischer Unabhängigkeitstag 2014 in Olsztyn, Foto: T.Bartosz, (c) Ermland-Masuren-Journal

Auch in Olsztyn (Allenstein), der Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland-Masuren wurde heute der Unabhängigkeitstag feierlich begangen. Erinnert wird an diesem polnischen Nationalfeiertag an die Wiedererlangung der polnischen Souveränität am 11. November 1918. Damals war nach 123 Jahren staatlicher Nichtexistenz und Fremdherrschaft nach den drei Teilungen Polens 1772-1795 die Zeit polnischer Leiden zunächst zu Ende gegangen. Die drei Teilungsmächte, das deutsche Kaiserreich, das österreichisch-ungarische Reich der Habsburger und das russische Zarenreich waren in Auflösung begriffen. So proklamierte der Regentschaftsrat des seit 1916 bestehenden Kunst-Konstrukts „Königsreich Polen“ bereits am 7. Oktober die Souveränität Polens und übernahm die Befehlsgewalt über die Armee. Am 11. November übernahm der aus der Magdeburger Haft entlassene Offizier Józef Piłsudski die Führung von Armee, Regentschaftsrat und dem neu entstehenden Staat. Am 20. Februar 1919 bestätigte der verfassungsgebende Sejm (Parlament) Piłsudski als Staatsoberhaupt. Der Friedensvertrag von Versailles bestätigte die Unabhängigkeit der Republik Polen. Polen wurde Gründungsmitglied des Völkerbundes.

Dieser Nationalfeiertag ist also für Polen ein Tag freudiger Erinnerung, doch diese Freude ist besonders in Warschau schon seit Jahren kein feierlicher Tag sorgloser Freude mehr. Seit Jahren versammeln sich in Warschau Tausende von Hooligans und Rechtsextrem um der Polizei während des Unabhängigkeitsmarsches Straßenschlachten zu liefern. Trotz eines Riesenpolizeiaufgebots war das auch in diesem Jahre so.

In Olsztyn hingegen ging es friedlich, feierlich und freudvoll zu. Schon am Vorabend fand vor dem Landratsamt am plac Bema eine Nacht zum Unabhängigkeitstag stattz. Chöre, Vokal- und Instrumentalgruppen aus dem ganzen Landkreis traten auf, am Landratsamt sorgte ein mobiles Feldhospital aus dem 1. Weltkrieg und Soldaten in den Uniformen damaligen polnischen Legionen für den stimmungsvollen Rahmen.

Die Feiern am 11. November begannen um 11 Uhr mit einer Messe für das Vaterland in der Jakobikirche (Bazylika Świętego Jakuba), die Erzbischof Wojciech Ziemba las. Eine Ehrenkompanie bestehend aus Soldaten 20. Mechanisierten Brigade aus Bartoszyce (Bartenstein) der marschierte um 12 Uhr vom pl. Solidarności durch die Straßen Olsztyns. Dem traditionellen Unabhängigkeitsmarsch schlossen sich Formationen der Polizei, der Grenztruppen, der Feuerwehr und Pfadfinder, das Militärorchester Giżycko (Lötzen) und zahlreiche Bürger an. Der Marsch endete ohne Zwischenfälle am Ende der al. Piłsudskiego wieder auf dem pl. Solidarności.

Bis 14 Uhr dauerte dort die traditionelle Zeremonie am Denkmal der Freiheit des Vaterlands (Pomnik Wolności Ojczyzny). Zum Ende der offiziellen Feierlichkeiten wurden Blumen vor der Marschall Piłsudski gewidmeten Gedenktafel niedergelegt. Auch wurden wie es der Brauch ist, im Woiwodschaftsamt staatliche Auszeichnungen an verdiente Bürger verliehen. Mit der Aufstellung zum Ehrensalut und dem Abfeuern der Salve endete die offizielle Feier.

Zahlreiche weitere Veranstaltungen in den einzelnen Stadteilen umrahmten die offiziellen Feiern.

Unabhängigkeitstag 2014 in Olsztyn (Allenstein)

 

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