Polen: Ordensburgen an der Weichsel

Die Nachbarstädte von Thorn/Toruń

Grudziądż / Graudenz an der Weichsel, Foto: Grzegorz Piotrowski, CC BY-SA 3.0

Neben Thorn / Toruń gibt es an der Weichsel in direkter Nachbarschaft zu Westmasuren nicht nur Thorn, sondern eine ganze Reihe von Städten mit viel Sehenswertem. Sie lohnen allemal einen Ausflug. Man kann sie natürlich auch auf der An- oder Abreise besuchen.

Thorns Nachbarstädte, das knapp 50 Kilometer entfernte das Chełmno / Kulm und das 65 Kilometer nördlich von Thorn gelegene Grudziądż / Graudenz wurden gleichfalls an der Weichsel erbaut, und ihre Burgen waren die ersten des Deutschen Ordens in dieser Region.

Sie waren einst die ersten Bollwerke auf dem östlichen Weichselufer und so wurden sie mit mächtigen Backsteinburgen, wuchtigen Backsteinkirchen und umschließenden Stadtmauern angelegt.

Grudziądż / Graudenz

Von Westen aus weithin sichtbar liegt die Stadt am rechten Weichselufer. 1218 übereignete Herzog Konrad von Masowien die seit dem 10 Jahrhundert bestehende Siedlung dem Deutschen Orden. Das günstig gelegene Graudenz wuchs schnell und erhielt 1291 die Stadtrechte.

Zu jener Zeit wurde auch mit dem Bau der heute noch die Stadtsilhouette prägenden Stadtmauer begonnen. Der Getreidehandel verhalf der Stadt, die 1466 mit dem II. Thorner Frieden zu Polen kam, zur Blüte.  Mit der Ersten polnischen Teilung von 1772 wurde Graudenz preußisch und nach dem Versailler Vertrag 1920 wieder polnisch. Die wechselhaften Zeiten setzten der Stadt zu, die besonders im Zweiten Weltkrieg sehr gelitten hat. Heute erstrahlt sie wieder aufgebaut im alten Glanz.

Einzigartig machen den Blick auf Graudenz die am hohen Weichselufer gelegenen Speicher am Wassertor, die seit dem Baubeginn Mitte des 14. Jahrhunderts auch der Stadtverteidigung dienten. Auch von der mächtigen Stadtmauer sind noch die Abschnitte an der Weichsel erhalten, während der Wassergraben bereits 1852 zugeschüttet wurde. Einziges erhaltenes Stadttor ist das Wassertor. Die ursprünglich dreiteilige, auf der Weichselböschung gelegene Deutschordensburg von Graudenz wurde ab 1250 errichtet, von ihr bleiben nur einige Ruinen übrig. Zentrum des alten Graudenz ist der sehenswerte Marktplatz, der von frisch restaurierten alten Bürgerhäusern umstanden ist.

Unweit nordöstlich des Marktplatzes befindet sich die St. Nikolaus-Kirche, eine Ende des 14. Jahrhunderts erbaute dreischiffige Hallenkirche. An sehenswerten Sakralbauten wäre in Grudziadz weiterhin das Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute Jesuitenkollegium mit seiner Ende des 17. Jahrhunderts erbauten Klosterkirche zu nennen. Eine Besichtigung lohnt gleichfalls das barocke ehemalige Benediktinerinnenkloster mit dem Äbtissinnenpalast und der Heiliggeistkirche. Im Konventsgebäude befindet sich das Regionalmuseum.

Chełmno / Kulm

Noch imposanter und mit noch mehr Fernwirkung liegt Chelmno / Kulm auf dem Kulmer Höhenzug hoch über der Weichsel und ist auch von dicht besehen eine der schönsten mittelalterlichen Städte Polens, wenn auch deutlich kleiner als Thorn, Bromberg und Graudenz.

Bereits 1226 übereignete Herzog Konrad von Masowien Kulm dem Deutschen Orden, der 1232 mit dem Bau der Burg begann. Schon 1233 erhielt der Ort die Stadtrechte, nach der Kulmer Handfeste, die eigens für Kulm und Thorn entworfen wurde und später als Muster auf zahllose neue Städte angewandt wurde. Die große Blütezeit der Hansestadt war das 13. und 14. Jahrhundert, als die Kulmer Altstadt schachbrettartig angelegt wurde mit einem Marktplatz im Zentrum. Auch Kulm kam nach dem II. Thorner Frieden zu Polen, wo es mit einer kurzen Unterbrechung bis 1772 verblieb. Nach der Ersten polnischen Teilung wurde Kulm preußisch und ab 1920 wieder polnisch.

Noch immer wird die Kulmer Altstadt von ihrer Stadtmauer mit den 17 Türmen fast völlig umschlossen, aber mit dem Graudenzer Tor ist nur noch eines der sieben Stadttore erhalten.

Der Marktplatz ist von schönen Bürgerhäusern mit überwiegend klassizistischen Fassaden umstanden und wird vom ursprünglich gotischen Rathaus aus dem Jahre 1298 dominiert, das Mitte des 16. Jahrhunderts im Renaissance-Stil umgebaut wurde. Das Rathaus ist heute Sitz des Museums zur Kulmer Stadtgeschichte.

Kulturhistorisch bedeutendste Kirche der Stadt ist die ab 1280 erbaute St.Marienkirche, aber auch die Jakobikirche und die Heiliggeistkirche sind sehenswert. Besonders schön ist auch das frühere Kloster der Zisterzienserinnen mit der gotischen Johanniskirche.

Ein ausgiebiger Rundgang durch dieses städtebauliche Kleinod lohnt in jedem Falle und man wird dabei noch so manche Sehenswürdigkeit entdecken