Residence Rousseau: Wie kommt Rousseau in den Urwald?

Die Redidence Rousseau, Foto: ©Wisent Reisen

Die Redidence Rousseau, Foto: ©Wisent Reisen

Residence Rousseau in Świnoroje? Das ist ein kleiner Ort, der kaum auf der Landkarte zu finden ist, südöstlich von Białystok in der Woiwodschaft Podlachien. Dieses Podlachien liegt im Nordosten Polens im Vierländereck zwischen Ermland-Masuren, dem russischen Kaliningrader Gebiet, Litauen und Weißrussland.

Weltabgeschiedener als Świnoroje unweit der weißrussischen Grenze kann ein Urlaubsort kaum sein – gefühlte Lichtjahre vom großstädtischen Alltagsstress entfernt. Dort, in Świnoroje liegt die Residence Rousseau am Rand des Białowieża-Urwalds, vor der Haustür beginnt der Nationalpark. Natur pur, soweit das Auge reicht, ganz neue Gerüche, ganz andere Geräusche und alle Farben, die Europas letzter Urwald hergibt. Dichter an der Natur kann man einen Urlaub nicht verbringen.

Residence Rousseau – Ein Landsitz als Forsthaus mit Geschichte

Die Residence Rousseau ist ein imposantes altes Holzhaus, das einem Landsitz (poln. Dworek) eher gleicht, als einem Forsthaus. Doch wurde dieses Haus tatsächlich als imposanter Wohnsitz des Oberförsters ab 1924 erbaut. So außergewöhnlich wie der Bau ist auch seine Geschichte. Erbaut wurde das Forsthaus von Wacław Dankiewicz, der damals oberster Förster der Region war. Mit dem prächtigen Bau wollte er seiner Frau Stanisława ein Leben weit weg von städtischem Trubel schmackhaft machen und ihr die Sehnsucht nach Warschau nehmen. Sie stammte aus einer Familie von Intellektuellen, die alle an renommierten Universitäten studiert hatten und am intellektuellen städtischen Leben teilnahmen. So baute er ihre einen veritablen mit Schindeln gedeckten hölzernen Landsitz mit allen Annehmlichkeiten wie Heißwasser, reich verzierten Kachelöfen und Kristallleuchtern. Die Auffahrt mit Blumenrondell hätte ebenfalls jedem Landgut zur Ehre gereicht. Und natürlich hatte man Personal, für das entsprechende Kammern vorgesehen waren. Später ging die Familie nach Vilnius (damals polnisch und Wilna genannt), wo Wacław Dankiewicz zum Direktor der Staatsforste avancierte. Dankiewicz wurde 1940 in Katyn ermordet. Nach dem Krieg diente das Landhaus weiter der Forstverwaltung. Ab 2013 wurde es dann restauriert und saniert und dient heute als stilvolles Urlaubsdomizil.

Residence Rousseau – Wie kommt der Name in den Urwald?

Wisent Reisen wird geleitet von einem schweizerisch-polnischen Paar, dem Schweizer Mikrobiologen und Unternehmer Manfred Bächler und der polnischen Germanistin und Literaturübersetzerin (Herta Müller) Dr. Katarzyna Leszczynska. Da lag es für die beiden nahe mit dem Namen eine Klammer zwischen West und Ost, zwischen der Schweiz und Polen zu bilden. Das Paar kam sehr bald auf Rousseau, den Genfer Philosophen und Inspirator der Erklärung der Menschenrechte von 1789. Ohne den großen Schweizer Denker wären heutige Bürgergesellschaften nicht denkbar.

Erst aus dem Gemeinwillen aller Bürger, der hervorgeht aus dem Willen des einzelnen Bürgers, kann eine Republik als legitimes Staatswesen entstehen. Dieser Gesellschaftsvertrag sei die Grundlage von Staat und Recht, erklärte Rousseau Weit vorausschauend erkannte er auch die Gefahren der repräsentativen Demokratie, in der gewählte Parlamentarier auch dazu neigen können, Eigeninteressen zu verfolgen.

Kein Wunder, dass die polnische Verfassung von 1791 als erstes moderne Grundgesetz Europas den „citoyen de Genève“ elektrisierte. Genauso hatten die Ideen in seinen Schriften in Polen viele Anhänger. Rousseau selbst hatte eine Zeitlang die Idee in den Bialowieża-Urwald zu ziehen, doch kann es dann nicht dazu. Dafür ist dann 2013 mit dem ganzen Projekt sein Geist dort eingezogen.

Kulturhaus bei der Residence Rousseau, Foto: (c) Wisent Reisen

Kulturhaus bei der Residence Rousseau, Foto: (c) Wisent Reisen

Der Kulturverein Tropinka

Gibt man einer Urlaubsresidenz einen solchen Namen wie Residence Rousseau, liegt die Förderung von Kultur, Bürgergesellschaft und Dialog in der traditionellen Multikulturalität der Grenzregion Podlachien nicht eben fern. Das gilt umso mehr, als mit einer schönen, alten Scheune ein geeigneter Veranstaltungsort vorhanden war, der zum „Kulturhaus“ ausgestaltet wurde. Bei dieser Vorgeschichte nimmt es auch nicht Wunder, dass die „Wisente“ Manfred Bächler und Katarzyna Leszczynska Mitbegründer des Vereins zur Förderung des Dialoges „Tropinka“ wurden, dem sie das Kulturhaus bei der Residence Rousseau kostenlos zur Verfügung stellen.

Tropinka ist ein Begriff, der aus dem Weißrussischen stammt, aus dem Dialekt der Region, der von vielen weißrussischen und ukrainische Einflüssen gekennzeichnet ist. Er bedeutet Pfad, ein Pfad von Tieren und Menschen, ein Pfad der nicht festgelegt ist, einen Pfad, der einer Ahnung, einer intuitiven Richtung folgt.

Residence Rousseauc: Konzert im Kulturhaus, Foto: (c) Wisent Reisen

Residence Rousseauc: Konzert im Kulturhaus, Foto: (c) Wisent Reisen

Entsprechend vielseitig ist das Programm, hat aber oft immer etwas mit Multikulturalität zu tun. Es beinhaltet die Aussöhnung mit dem eigenen „schwebenden Volkstum“ der Menschen einer solchen Grenz-Region, wie der masurische Journalist Tadeusz Willan dieses „Sowohl-als-auch“ einmal nannte, das jeder Mensch dort in sich trägt. Es geht um Neugier aufeinander, das sich gegenseitige Befruchten verschiedener Kulturen und den Dialog auf einander respektierender Augenhöhe.

Begegnungen an der Grenze heißt daher das Motto auch vieler musikalischer Veranstaltungen. So musizierten im Kulturhaus der weißrussische Sänger Zmicier Wajciuszkiewicz „Todar“, der in seiner Heimat Auftrittsverbot hat, mit dem jungen Polen Borys Piszczatowski. Dabei entwickelte sich ein musikalischer Dialog zwischen den Generationen und den Kulturen. Ähnliches gilt für die Veranstaltungen zum Ukrainischen Tag.

Und natürlich gehört ein großer Bereich der Veranstaltungen in den Bereich Schutz und respektvollem Umgang mit der Umwelt. So werden dort zahlreiche Exkursionen in den Urwald mit Vor- und Nachbereitung angeboten

Urlaub in der Residence Rousseau

In der Residence Rousseauc, Foto: (c) Wisent Reisen

Das alte Forsthaus ist so groß, dass dort drei komfortable Ferienwohnungen untergebracht sind. Die beiden unteren Wohnungen haben sogar einen eigenen Garten. Jedes Zimmer wird von einem Kachelofen beheizt.

Die Ferienwohnung „Bei Emil“ (U Emila) hat drei Zimmer, zwei Schlafzimmer und einen Salon mit zusätzlichem Schlafsofa, dazu eine Küche und ein Duschbad. Dieses Feriendomizil ist für 2 bis 6 Personen geeignet.

Die Ferienwohnung „Bei Sophie“ (U Zofii) hat zwei Zimmer, ein Schlafzimmer, einen als Durchgangszimmer konzipierten Salon, eine Essküche sowie ein Duschbad und WC. Diese kleine Ferienwohnung ist für zwei Personen oder ein Elternpaar mit kleinen Kindern geeignet.

Das Loft „Bei Jean-Jacques“ ist mit einer Fläche von 180 m² äußerst großzügig bemessen. Es bietet vier Schlafzimmer mit jeweils eigenem Bad, dazu eine stilvolle Wohnküche und zwei Galerien. Geeignet ist das Loft für vier bis acht Personen.