Russisches EU-Schweinefleisch-Embargo schadet Ermland-Masuren

Begehrte polnische Wurstawaren, Foto: gemeinfrei

 

In Bartoszyce (Bartenstein), der Grenzstadt zur Kaliningrader Oblast (Königsberger Gebiet)  ist es nicht mehr zu übersehen: Immer weniger Russen kommen über den Grenzübergang Bezledy zum Einkaufen in die Läden der Stadt. Vor allem die Fleischgeschäfte klagen über regelrechte Umsatzeinbußen. Das beunruhigt viele polnische Geschäftsinhaber.

Boomte das Geschäft durch den kleinen Grenzverkehr bis vor Kurzem noch, bleiben die Parkplätze vor Fleischereien und Lebensmittelmärkten heute leer – die russischen Autos mit der Regionsnummer 39 auf den Nummernschildern bleiben aus. Seit jedoch die Situation in der Ukraine und auf der Krim eskalierte begannen die Russischen Besucher mehr und mehr auszubleiben.

Wenn bisher die Russen kamen, kauften sie einige ilo Schweineschulter, Nahmen Innereien wie Schweine- oder Geflügelleber mit und gleich ein paar Kilo an Wurst. Nicht genau, dass sie jetzt viel seltener kommen, nun kaufen sie gerademal ein halbes Kilo Fleisch. Man hört von Ihnen, dass sie Angst vor ihren eigenen Zöllnern hätten, sagte die Inhaberin eines Fleischereibetriebes der Regionalzeitung Gazeta Olsztyńska.

Vor einem Bekleidungsladen hängt ein Schild in russischer und polnischer Sprache, doch die Russen, die in letzter Zeit bei ihm gekauft hätten, könne er an den Fingern einer Hand abzählen, erzählt det Inhaber der Gazeta Olsztyńska. Es sei ja bekannt, dass die Russen hauptsächlich der Lebensmittel wegen nach Ermland und Masuren kämen, aber selbst damit sei es in letzter Zeit immer weniger geworden, sagt der Händler. Seine Nachbarn hätten einen Lebensmittelladen. Wenn es noch zwei Monate so weiterginge, würden sie den Laden schließen müssen, fügt er an.

Er wissen nicht warum das in Ermland und Masuren so sei, ergänzt er. Sein Bruder lebe in Danzig und habe ihm erklärte, dass vor dem dortigen IKEA-Markt von zehn der parkenden Autos acht ein russisches Nummernschild mit dert 39 füt das Kaliningrader Gebiet trühgen.

Tatsächlich wird schon seit einiger Zeit von Problemen mit dem russischen Zoll bei der Wiedereinreise nach Russland berichtet. Immer mehr Russen erzählten in Polen, das läge an der Schweinepest in Polen. Dabei scheint es sich um das Vorgeplämkel zum ab dem heutigen 7. April in Kraft getretenen russischen Embargos gegen EU-Schweinefleisch gewesen zu sein. Es gilt für alle Fleisch- und Wurstwaren aus Schweinefleisch. Man wolle sich gegen das Einschleppen der Schweinepest absichern, lautet die Begründung.

Polnische Politiker sehen darin eher einen Zusammenhang mit der Ukraine-Krise, wisse Russland doch genau, wo Polen am leichtesten zu treffen sei. Die Schweinepestfälle in Polen und Litauen seien schließlich seit Februar bekannt. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk erklärte Journalisten gegenüber, er erwarte Hilfsmaßnahmen seitens der EU-Kommision. EU-Handelskommissar Karel de Gucht will bei der Welthandelsorganisation Klage gegen Russlanderheben. Das Verfahren dort allerdings kann bis zu einem Jahr dauern.

Ganz von der Hand zu weisen ist die Vermutung eines Zusammenhangs mit der Ukraeine-Krim-Krise nicht. In Russland – vor allem in Kaliningrad – weiß man darum, dass gerade im strukturschwachen Ermland-Masuren der Handel durch den kleinen Grenzverkehr ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden ist.