Winter in Ermland und Masuren mit Rekordtemperatur in Deuthen

Schneeverwehungen in Masuren, Foto: H. Hoch

Den ganzen Januar über kämpfen die Menschen in Ermland und Masuren mit dem heftigen Wintereinbruch im Januar. Es kam der erste Schnee, der liegen blieb, dann wurde es immer kälter, mit nächtlichen Temperaturen bis – 20 Grad und teilweise noch mehr. Am 22.1 wurde auf der Wetterstation Dajtki (Deuthen) bei Olsztyn (Alleinstein) die Rekordtemperatur von -23 Grad gemessen, in Bodennähe waren es sogar – 23,4 Grad. Kaum wurde es zehn Grad wärmer, kam wieder der große Schnee, dazu dann auch noch ein eisiger Starkwind.

Nichts ging mehr, der öffentliche Nachverkehr brach in vielen Regionen der Wojwodschaft zusammen, Straßen waren unpassierbar, Züge kamen viele Stunden zu spät, wenn sie denn kamen. Der starke Schneefall setzte am Donnerstag ein. Gegen die starken Verwehungen auf den Straßen kamen die Räumkommandos nicht an, binnen Minuten waren die Straßen am letzten Januarwochenende wieder unpassierbar. Nur die großen Straßen wie die E7 und N16 konnten passierbar gehalten werden, von den Gemeinde- und Kreisstraßen waren viele noch am 31.1. unpassierbar gewesen, erklärte Andrzej Ołtuszewski, der Diensthabende für die Wojwodschaftsstraßen. In der ganzen Region waren obendrein die Temperaturen am vergangenen Wochenende wieder auf -12 bis -13,5 Grad gefallen.

Ein Beispiel für eine abgeschnittene Ortschaft war Zajączki (Haasenberg) in der Samtgemeinde Ostróda. aus Zajączki konnte niemand zur Arbeit fahren, Anrufe bei den überlasteten Straßenräumdiensten halfen da auch nicht, die Einwohner wurden immer wieder vertröstet, dass die Pflüge noch kämen.
Auch in der Region Lubawa (Löbau; Westpreußen) verließ am 31. Januar nur das Haus, wer unbedingt musste. Bilder finden Sie hier. Auch dort erinnerte man sich an die schnoddrige Bemerkung der neuen polnischen Infrastrukturministerin Elżbieta Bieńkowska, die den Wintereinbruch, der ihren Landsleuten so zu schaffen macht, mit “sorry, taki mamy klimat (sorry, wir haben nun mal solches Klima)” kommentierte.Das einzig Gute sei, dass die Kinder Winterferien (27.1-9.2.) hätten, meinten die Einwohner dort.

Verschneite, unpassierbare Straßen, hohe Schneewehen und eine winterlich stille Welt unter hohen Schneemassen in von der Welt abgeschnittenen Dörfer. Dazu die Frage: Wo bleiben die Schneepflüge? Doch die kamen nicht, zu viele wichtigere Straßenverbindungen haben Vorrang.

Ein Winter, wie ihn nahe der Nordsee aufgewachsene Norddeutsche nur aus den Erzählungen der ostpreußischen Eltern kennt. Doch auch im heutigen Ermland und Masuren sind sie seltener geworden, die harten, kalten Winter mit Schneebergen und eisigen Temperaturen, erzählt Henryk Hoch, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren. Wenn er das so mit seiner Kindheit vergleiche, sei früher dieses Bild die Regel gewesen: Vom Schnee so gut es ging geräumte Straßen in der Stadt, die Schneeberge an den Rändern so hoch aufgetürmt, dass man als Kind wie durch Tunnel zur Schule ging. Straßenüberquerungen waren nur an freigemachten Abschnitten an Kreuzungen möglich, erzählt er. Dörfer waren oft für Wochen abgeschnitten, zu Einzelhöfen (Abbauten) in dem hügeligen Gelände kam man gar nicht hoch, denn man versank bis zum Bauch im Schnee, fügt er an.

Heute, im Zeitalter der Technik, sieht das anders aus. Schneefräsen und Schneepflüge mit gewaltigen Kraftpaketen unter der Motorhaube schaffen es, jede Verbindung wieder herzustellen. Doch ist es kaum möglich, sie für solch außergewöhnlich heftige Wintereinbrüche in ausreichender Zahl bereit zu halten. Das den Betroffenen zu erklären, ist ein undankbarer Job für die Behördenvertreter. Denn unser modernes Leben mach abhängig von Technik, vor allem von Energie. Hatte man früher Öfen und reichlich Holz, geht heute bei einem länger andauernden Stromausfall nichts mehr, kein Internet, kein Telefon, kein Fernsehen, kein Kühlschrank, keine Gefriertruhe, kein Licht und keine Heizung. In der Folge friert obendrein noch die Wasserleitung ein. Das alles trifft natürlich auch das Portemonnaie des frierenden Einzelnen – Für Wohnungslose jedoch ist ein solcher Wintereinbruch tödlich.

Noch läuft längst nicht wieder alles reibungslos, doch angesagte Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt ab Mitte der Woche nähren die Hoffnung, dass der Winter für dieses Mal beginnt die Koffer zu packen.

Und so schön kann er sein, der Winter in Masuren (Bei Pisz / Johannesburg):