Am ermländischen Ufer des Frischen Haffs entlang

Der Hafen von Tolkmicko/Tolkemit am Haffufer, Foto: Polimerek, CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0
In Elblag/Elbing biegt man auf die Landesstraße 503 ein und fährt nach Nordosten Richtung Ufer des Frischen Haffs (Zalew Wislany). Gleich hinter Elblag geht es zunächst an der Elbinger Bucht entlang, in die der Nogat-Fluss gemündet ist, und dann hoch in die Wysoczyzna Elblaska, die Elbinger Höhen, eine landschaftlich wunderschöne Strecke auf dem hohen Ufer am Haff entlang. Herrliche Alleen wie aus Großmutters Zeiten, dichte Wälder, zwischendurch blitzt das türkisblaue Haff tief unten zwischen den Bäumen hindurch, und lässt eine fast südlich anmutende Landschaft erleben. Wir sind nun mitten im Park Krajobrazowy Wysoczyzny Elblaskiej, dem Landschaftspark Elbinger Höhen.

Bei Suchacz erreicht man einen wunderbaren Aussichtspunkt, von dem aus man einen weiten Blick über das Haff hat. Knapp drei Kilometer noch und man erreicht Kadyny/Cadinen. Nach weiteren 5 km erreicht man Tolkmicko, wo sich die Straße ein Stück ins Landesinnere wendet. Nach weiteren 7 km erreicht man Pogrodzie, wo man nach links auf die Landesstraße 504 einbiegt und nach 10 km wieder am Haffufer in Frombork ankommt. Nun wendet sich die Landesstraße 504 wieder ins Landesinnere,  nach weiteren 10 km ist Braniewo/Braunsberg erreicht. Keine zehn Kilometer mehr sind es von Braniewo zum polnisch-russischen Grenzübergang Gronowo-Mamonowo.

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Kadyny/Cadinen

Die Schönheiten dieses Landstriches hatten es der Prominenz schon früher angetan. Kaiser Wilhelm II. erwarb das Gut Cadinen und ließ dort einen herrlichen Park anlegen.

Heute dient der wieder wunderbar in Stand gesetzte Gutshof als Gestüt, das über die Grenzen Polens hinaus bekannt ist. Auch ein Hotel im Stile echt britischer Country Clubs ist dort untergebracht.

An die kaiserliche Vergangenheit erinnern die beiden Wachhäuschen vor dem noch nicht wieder restaurierten Palais. Die Hohenzollern hatten dieses Gutshaus auch nach Ende des Kaiserreiches genutzt. Der spätere Chef des Hauses Hohenzollern, Prinz Louis Ferdinand von Preußen, lebte hier mit seiner Familie bis 1945. Direkt am Dorfeingang findet sich ein Parkplatz, in dessen Nähe eine 1.000jährige hohle Eiche zu bewundern ist. Berühmt war Cadinen nicht nur wegen des kaiserlichen Sommersitzes, sondern auch ob der Cadiner Majolika-Manufaktur. Auch heute noch kann man im Gut die Majolika mit ihrer charakteristischen rotbraunen Farbe erwerben.

Tolkmicko/Tolkemit

Tolkmicko/Tolkemit, die Gemeinde, zu der Kadyny gehört, ist ein alter Fischerort, der schon zu pruzzischer Zeit eine Burg hatte. Schön ist der ins Haff ragende Seesteg, von dem aus man eine schöne Aussicht über das Haff hat.

Frombork/Frauenburg

Den schönsten Blick auf Frombork hat man draußen auf der Mole des kleinen Hafens. Neben Fischerbooten und Segelyachten machen hier auch die Ausflugsschiffe nach Krynica Morska, Elbl¹g und Kaliningrad fest.

Trutzig und allzeit verteidigungsbereit steht die Kathedralfestung Frombork/Frauenburg am hohen Ufer des Frischen Haffs. Die Domburg gilt als künstlerisch bedeutendster Sakralbau der Region und stammt in ihren Anfängen aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Der als Wehrkirche errichtete 99 Meter lange Backsteindom, ob des Zisterziensereinflusses nur mit vier kleinen Ziertürmen versehen, gilt als das Meisterwerk ermländischer Baukunst. Dem Baustil nach gotischer Hallenbau, ist die Inneneinrichtung der 1388 fertig gestellten Kathedrale mit einer Rokoko-Kanzel deutlich barock geprägt. Hier in der Kathedrale befinden sich auch Epitaph und Grab von Kopernikus, dessen vermutliche sterbliche Überreste seit dem 22. Mai 2010 wieder im Frauenburger Dom beigesetzt sind.

Die Orgel ist die spektakulärste Sehenswürdigkeit im Dom, sie wurde 1684 vom Danziger Meister Daniel Nitrowski erschaffen. Man sollte keinesfalls eine der mehrmals täglich stattfindenden Orgeldemonstrationen versäumen. Diese Orgel zu hören, ist ein Erlebnis, wenn vom dröhnenden, grollenden Brausen der Tiefen der Boden des riesigen Kirchenschiffes erzittert und die Höhen die ganze lichte Halle in einen einzigen schwingenden Klangkörper verwandelt, erlebt der Zuhörer sich inmitten der Musik und nicht frontal gegenüber, wie sonst gewohnt.

Kathedrale Frombork, geöffnet Mai bis August Mo–Sa 9–17 Uhr, So 9–17 Uhr außerhalb der Messen, übrige Jahreszeit 9–16 Uhr. Während der Saison finden mehrsprachige Erläuterungen und Orgelvorführungen statt.

Auf dem von mächtigen Wehranlagen umgebenen Domhügel befinden sich neben der Kathedrale noch der am südwestlichen Eckpunkt stehende als Glockenturm genutzte mächtige Oktagonalturm, in dessen Erdgeschoss jetzt das Planetarium untergebracht ist, der Bischofspalast, der das Kopernikusmuseum beherbergt, einige Domherrenhäuser, am nordwestlichen Eckpunkt der Festungsanlagen der Kopernikusturm. In diesem Turm arbeitete Kopernikus an der vielleicht größten Entdeckung aller Zeiten. Hier begründete er unser bis heute gültiges Weltbild mit seinem „Sonne steh still, Erde beweg dich“, der Entdeckung, dass die Erde sich um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Diese Kopernikanische Wende war das eigentliche Ende des Mittelalters, der unwissenden Finsternis, das erste von menschlicher Geisteskraft erschlossene und erklärte Weltbild – und es wurde hier erschaffen.

Im Erdgeschoss des Glockenturms ist das Museums-Planetarium untergebracht mit dem riesigen Foucaultschen Pendel. Das Nikolaus-Kopernikus-Museum ist im 1530 fertig gestellten Bischofspalast beheimatet, das seine heutige barocke Gestalt 1727 erhielt. Das Museum informiert über Leben und Werk des großen Astronomen sowie die Geschichte der Astronomie.

Kopernikus-Museum, geöffnet Di–So 9–16 Uhr.

 

Braniewo/Braunsberg

Braunsberg, das im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Städtchen nahe der Mündung der Passarge ins Frische Haff hat rund 17.000 Einwohner, wurde im Jahr 1254 vom Lübecker Kaufmannssohn Johannes Fleming an der 1240 errichteten Burg des ermländischen Domkapitels gegründet, die bis 1340 Sitz des Bischofs von Ermland wurde.

Für den Namen Braunsberg gibt es zwei Deutungen. Die eine nimmt Bischof Bruno von Schauenburg als Namenspatron an, der an den Feldzügen gegen die Prussen teilnahm. Die andere Deutung geht auf die 1249 erstmalige urkundliche Erwähnung als Brusebergue zurück, was das prussische Wort für Prussenlager ist. Der Ort wuchs schnell. Braunsberg erhielt 1284 vom Bischof Heinrich I. Fleming Lübisches Stadtrecht und wurde als Hafen und Umschlagplatz an der Passarge (Pasleka) so bedeutend, dass Braunsberg 1358 Hansestadt wurde. Obwohl die Stadt während der Prussenaufstände 1260 zerstört wurde, blieb sie die wichtigste Hafenstadt des Ermlands. Das Kapitel allerdings verlor die Stadt, Bischof Heinrich I. (1278–1300) verlegte es 1340 nach Frauenburg, wo es bis zum 20. Jahrhundert blieb.

Der 1525 zum Herzogtum Preußen säkularisierte Ordensstaat wurde protestantisch, das Ermland wurde zum „Preußen königlichen Anteils“ und unterstand der polnischen Krone. Unter dem ermländischen Bischof Stanislaus Hosius setzte im Ermland die Gegenreformation ein, in deren Zuge Braunsberg zum geistlichen Zentrum des katholischen Ermlands wurde. 1565 wurde das Lyceum Hosianum als erstes Jesuitenkolleg Polens gegründet. Das Lyceum Hosianum war das erste Priesterseminar für katholische Theologen in der Region und die zweite ostpreußische Hochschule nach der Universität in Königsberg. Im Laufe seiner Geschichte gab es in Braunsberg eine philosophisch-theologische sowie eine allgemeinwissenschaftliche Hochschule, ein Gymnasium, das Jesuitenkolleg mit angeschlossenem Kloster, dazu ein bischöfliches Konvikt, das Priesterseminar und ein 1578 gegründete Missionsseminar, auf dem auch Seminaristen aus Skandinavien ausgebildet wurden. Von Braunsberg aus sollte so der Norden Europas wieder katholisch werden. Zum Bildungskomplex gehörte auch eine rund 100.000 Bände umfassende Bibliothek.

Während des von 1558 bis 1583 dauernden Ersten Nordischen Krieges war die Stadt für mehrere Jahre von Schweden besetzt. Nach der ersten Teilung Polens 1772 kam das Ermland und damit auch Braunsberg an Preußen, nach 1945 wurde es wieder polnisch und heißt seitdem Braniewo. Wirtschaftlich verlor die nun in der Randlage zum Kaliningrader Gebiet nahe der russischen Grenze befindliche Stadt ihre Bedeutung. Geblieben ist ihre Bedeutung als eines der geistlich-religiösen Zentren des Ermlands. Große Persönlichkeiten, die in Braunsberg lebten, oder hier geboren wurden sind neben dem ermländischen Fürstbischof Stanislaus Hosius (1504–1579) die selig gesprochene Gründerin des Frauenordens der Katharinenschwestern Regina Protmann (1552-1613) und der CDU-Politiker Rainer Barzel (1924–2006).

Vom alten Braunsberg sind noch die Reste und Türme der Stadtmauer und das Burgtor als Überrest der alten Bischofsburg erhalten.  Vom alten, im Kriegsgeschehen Anfang 1945 schwer zerstörten Stadt blieben noch ein paar Fachwerkspeicher am Passargeufer. Die 1346-81 erbaute und im Krieg zerstörte Pfarrkirche St. Katharinen ist wieder aufgebaut und sehenswert. Interessant ist auch die ehemalige Evangelische Kirche, die1830-37 nach Plänen Karl Friedrich Schinkels im klassizistischen Stil erbaut wurde und heute katholisch ist.

Der Hafen von Tolkmicko/Tolkemit am Haffufer, Foto: Polimerek, CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0