Präsidentschaftswahl: Ermland-Masuren hat gewählt

PiS-Kandidat Andrzej Duda, Foto: Piotr Drabik, CC-BY-2.0
PiS-Kandidat Andrzej Duda, Foto: Piotr Drabik, CC-BY-2.0

Gestern fand in Polen die Präsidentenwahl 2015 statt. Als haushoher Favorit galt der amtierende Präsident Bronisław Komorowski. Dessen Umfragewerte waren zwar von 60% zu Jahresbeginn auf etwa 40% kurz vor der Wahl gesunken, doch sah man einen sicheren Durchmarsch und Sieg im 2. Wahlgang voraus. Im ersten Wahlgang ist nämlich jeweils nur der Kandidat gewählt, der über 50% der Wählerstimmen auf sich vereint. Als stärkster Gegenkandidat wurde Andrzej Duda von der Recht und Gerechtigkeit PiS gesehen.

Doch kam es ganz anders. Präsident Komorowski landete nach dem derzeitigen Stand der Auszählungen (16:00) bei nur 33,1% der Wählerstimmen während Duda 34,4% erreicht und führt.

Eine weitere Überraschung war der dritte Platz des Punk-Rockers Pawel Kukiz, der mit 20,5%, nun im zweiten Wahlgang das Zünglein an der Waage sein wird, obwohl er gar nicht daran teilnimmt, das tun nur Komorowski und Duda. Entscheidend aber wird sein, wie seine Wähler dann stimmen werden.

Das könnte für Komorowski eine ganz harte Nuss werden, denn Kukiz hat bereits eine Empfehlung an seine Leser ausgesprochen und ihnen geraten, Komorowski nicht zu wählen. Ein weiteres Problem für den Präsidenten könnte im 2. Wahlgang die bisher immer größere Fähigkeit der PiS sein, die eigenen Unterstützer auch an die Wahlurnen zu bringen. Am 21. Mai um 19:25 soll es nun endlich doch noch zur lange verlangten Fernsehdebatte zwischen Duda und Komorowski kommen.

Komorowski, der sicher die falsche Wahltaktik mit seinem etwas pomadigen, langweiligen Wahlkampf gewählt hat, hat mit seinem Team nicht erkannt, was die Bürger bewegt. Auch erfasste er nicht, dass er sich zu sehr auf seine allgemeine Beliebtheit verließ und sich auf der sicheren Seite wähnte. Das könnte sich nun bitter rächen. Ein weiteres interessantes Ergebnis dieser Wahl dürfte sich langfristig auswirken und für manche Parteien verheerend sein, was die Parlamentswahl im Herbst betrifft. Das Linksbündnis SLD erreichte mit der Kandidaten Magdalena Ogórek nur 2,4%, Adam Jarubas vom PO-Koalitionspartner Bauernpartei PSL kam auf 1,6%, der linksliberale Janusz Palikot erreichte den gleichen Wert. Es bestünde im Herbst also die nicht mehr von der Hand zu weisende Gefahr, dass der PO die Koalitionspartner ausgehen, wenn diese Parteien unter der Fünfprozenthürde bleiben,

Die Ermländer und Masuren wählten anders als der Landesschnitt. Komorowski ist auf Woiwodschaftsebene mit 39,4% der Stimmen (187.425) Sieger deutlich vor Duda mit 29,4% (139 859), Dritter ist Pawel Kukiz mit 21,4%. Die Wahlbeteiligung sollte der Prognose nach für die Woiwodschaft um die 44% liegen. Die bisher ausgezählten Ergebnisse für Sonntag 17:00 zeigen bis dahin eine Wahlbeteiligung von 30,5%. Sie war sowohl in den Prognosen, als auch bis zu diesem Zeitpunkt eine der niedrigsten des Landes.

Gewählt wurde in der Woiwodschaft in den zwei Wahlkreisen Elbing (Elbląg) und Allenstein (Olsztyn). Die Wahl fand in mehr als 27.000 Wahlkommissionen im ganzen Land statt. In der Region Ermland und Masuren gab es 1133 Wahllokale, in Olsztyn hundert. In ganz Ermland und Masuren fanden die Wahlen ohne größere Unterbrechungen statt.

Die Auszählung dauert noch an, bisher (16:00) sind 27 von 51 Wahlkreisen ausgezählt. Man hatte sich dafür entschieden wieder von Hand auszuzählen. Ein solches Debakel wie bei den Kommunal- und Regionalwahlen mit der unerprobten und fehlerhaften Software wollte man so schnell nicht noch einmal riskieren.

Das Polen Magazin: Mehr über die landesweiten Ergbenisse und Hintergründe des 1. Wahlgangs der Präsidentenwahl