Am 1. April 2015 jährt sich der Geburtstag Otto von Bismarcks (1. April 1815 – 30. Juli 1898) zum 200. Mal. Als preußischer Kanzler der Vereinigungskriege, Kanzler der Reichseinigung und souveräner Diplomat von den einen geschätzt, ist er bei den anderen als Kanzler des Kulturkampfs gegen die katholische Kirche und katholische nationale Minderheiten wie die Elsass-Lothringer, Dänen und Polen entsprechend unbeliebt. Auch die polnischsprachige Gruppe der Ermländer stand damals unter Generalverdacht und unterlag dem Germanisierungsdruck. So wird man in Polen keine Gedenkfeiern für Bismarck erwarten dürfen.
Doch auch in Polen gibt es zahlreiche Stätten, die an Bismarck erinnern, unter anderem sind das besonders die Bismarcktürme. Von den insgesamt 240 gebauten Bismarcktürmen sind 173 bis heute erhalten, 40 davon standen im heutigen Polen, 17 von ihnen sind erhalten. Zwei von ihnen sind in Masuren zu finden, einer in Srokowo (Drengfurth) bei Rastenburg (Kętrzyn), der andere in Osterode (Ostróda) in Westmasuren.
Geschichte der Bismarcktürme
Bismarcktürme sind nur ein Teil der vielen Bismarck-Denkmäler, deren Zahl nur noch mit der der Kaiserdenkmäler und der Kriegerdenkmäler zu vergleichen war. Die Bismarcktürme erwiesen sich als dauerhafteste Form der Bismarckverehrung. Auch nach seinem Tod nahm seine Popularität im Deutschen Reich nicht ab. Die „Deutsche Studentenschaft“ schrieb 1899, im Jahr nach dem Tod Bismarcks, einen Wettbewerb zur Vereinheitlichung der Bismarcktürme aus. Den Siegerentwurf brachte der Architekt Wilhelm Kreis ein und gab seinen Plänen den Namen „Götterdämmerung“. Er hatte aber eher einen Säulencharakter, als einen Turmcharakter. Dieser Musterwurf zeigte eine wuchtige Feuersäule, die ganz oben eine Feuerschale hatte. Nach diesem Plan wurden in Deutschland 47 Bismarcktürme/Säulen gebaut. Die übrigen Bismarcktürme wurden nach individuellen architektonischen Vorstellungen gebaut. Allerdings wurden bei 167 Bismarcktürmen ebenfalls Feuerschalen oder ähnliche Einrichtungen eingebaut. Insoweit richtete man sich nach der Idee der Studenten. Die Türme dienten fast alle auch als Aussichtstürme und wurden schnell zur Attraktion des betreffenden Orts. Gebaut wurden sie grundsätzlich aus Baumaterial der Region, meist handelte es sich dabei um Sandstein oder Granit. Finanziert wurden die Bismarcktürme fast ausschließlich durch Spenden.
Der Bismarckturm in Srokowo
Der Bismarckturm von Drengfurth hatte in seiner Gestalt eines runden Aussichtsturms mit Befeuerungsmöglichkeit und einem von Zinnen bekrönten Anbau den am 01.04.1899 eingeweihten Bismarckturm im thüringischen Rudolstadt zum Vorbild. Ein 1899 gegründetes Bismarck-Komitee schickte sich an Spenden zu sammeln und eine vom ostpreußischen Oberpräsidenten genehmigte Lotterie zu veranstalten. Der Gumbinner Baurat Bergmann lieferte den Entwurf, der von Bauleiter Fritz Becker aus Rastenburg abgeändert wurde. Gebaut wurde der Turm ab Oktober 1901 auf dem 157 Meter hohenFürstenauer Berg (Diabla Gora). Der 12 m hohe, runde Aussichtsturm, der über eine Befeuerungsmöglichkeit verfügt wurde am 13. Juli 1902 eingeweiht, die Baukosten betrugen rund 12.000 Mark. Im Ersten Weltkrieg diente der Turm militärischen Zwecken, als die russische Armee ihn als Aussichtspunkt nutzt. Zwar wurde der Turm 2004 unter Denkmalschutz gestellt, habe aber den Charakter einer Ruine.
Der Bismarckturm in Ostróda
Die Bauarbeiten am Bismarckturm von Osterode begannen 1901, nachdem der örtliche Kriegerverein 1899 die Anregung gab. Der Standort am Nordufers am Drewenzsee im Stadtpark war schnell gefunden, die Baukosten von 18.000 Mark aus Spenden finanziert. Der Entwurf stammt vom Osteroder Baurat Gruhl, der auch die Bauleitung übernahm. Ausführende Baufirma war die einheimische Firma Carl Podoll, die hauptsächlich unbehauene Granitblöcke verwendete. Ganz oben war auch bei diesem Bismarckturm eine kupferne Feuerschale angebracht. Darunter war von Anfang an eine Aussichtsplattform eingebaut. Am 1. April 1902, dem Geburtstag des „Eisernen Kanzlers“ wurde der Turm feierlich eingeweiht. Der Osteroder Bismarckturm war nun der erste in Ostpreußen. Von da an wurde der Turm bis 1905 (solange ist es belegt) jeweils am 1. April befeuert.
Anfang der 1920er Jahre wurde der Turm nach Plänen des Architekten und Ostroder Stadtbaumeisters Otto Fesser umgebaut, der Anbau wurde abgerissen, neue Treppen wurden eingebaut, die Zinnen wurden entfernt, die Feuerschale ausgetauscht und die Balkone abgebrochen. Um den Turm auch als Ausflugsort zu etablieren gab es nun neben dem Turm eine Gaststätte. Anfang der 1970er Jahre wurden das Bismarckrelief und die Feuerschale entfernt. Im Jahr 1993 wurde der Osteroder Bismarckturm saniert.