Masuren – Im Land der Großen Seen

Masuren, Land der großen Seen, Foto: Brigitte Jäger-Dabek

Das Zentrum Masurens und unbestrittener Touristenmagnet ist das Land der Großen Seen, genauer gesagt handelt es sich um die Masurische Seenplatte, die Pojezierze Mazurskie. Die masurische Seenplatte ist vom Charakter her eine eiszeitliche Moränenlandschaft mit einer Vielzahl von Seen, zwischen den ebenso zahlreichen Hügeln verlaufenden glazialen Rinnen, die durch das Abwasser der schmelzenden Gletscher gebildet wurden, bevor das Wasser sich in den heutigen Seen sammelte. So entstand im Laufe der Zeit eine Seenplatte von rund 1700 Quadratkilometern Fläche mit rund 2.700 Seen, die mindestens eine Fläche von einem Hektar erreichen. Damit ist die masurische Seenplatte das größte Süßwasserreservoir Polens.

Doch nicht nur Tausende von Seen gibt es in Masuren, fast ein Drittel der Fläche machen Wälder aus, von den insgesamt rund ca. 12 000 Quadratkilometern Fläche Masurens nehmen die großen Seen gut zehn Prozent ein. Ein Superlativ allerdings gehört streng genommen nicht mehr zur Masurischen Seenplatte: Tiefster See Polens ist der ganz im Nordosten bei Suwalki schon in der Woiwodschaft Podlachien gelegene  106,1 Meter tiefe Hancza-See (Seenplatte von Suwalki/ Pojezierze Wschodniosuwalskie).

Begrenzt wird die masurische Seenplatte im Norden von Wegorzewo/Angerburg und dem nicht schiffbaren Kanal Mazurski/Masurischer Kanal, der nördlich vom Mauersee abgeht und bei Allenburg/Druzba in die Alle/Lyna und den Pregel ins russische Kaliningrader Gebiet führt,  im Nordosten vom 309 Meter hohen Seesker Berg (Gora Szeska) in den Seesker Höhen (Wzgórza Szeskie) zwischen Goldap und Treuburg/Olecko im Süden von Pisz/Johannisburg, von wo aus der Wasserweg über die Pisa bis in den Narew bei Nowgorod geht.

Mit den Großen Seen sind vor allem der auch “masurisches Meer” genannte  Jezioro Sniardwy/Spirdingsee und der Jezioro Mamry/Mauersee gemeint, aber rund um sie liegen Tausende andere kleinere Seen, oft verträumt im Wald versteckt, die menschenleer sind. Die Großen Seen sind durch ein System von Flüssen und Kanälen miteinander verbunden, sodass man ohne weiteres auf dem Wasserweg von Ruciane Nida bis Wegorzewo fahren kann.

Der Jezioro Sniardwy ist mit 114 km² der größte See Polens, der Jezioro Mamry mit 104 km² der zweitgrößte. Hier spielt die Natur die erste Geige, alle kulturhistorisch bedeutenden Baudenkmale treten in den Hintergrund. Nehmen Sie sich Zeit, sich auf dieses Land einzulassen und ganz spontan dort zu verweilen, wo es Ihnen besonders gut gefällt, dann erleben Sie Masuren am eindringlichsten. Im Laufe dieser Route gibt es immer wieder Gelegenheit für Wanderungen, Paddeltouren, Schiffsfahrten oder Radtouren.

Durch menschenleere, endlose Wälder führen die Straßen, stundenlang kann man hier zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein, ohne dass einem ein Mensch begegnet. Als Kontrast dazu die quirligen Badeorte Mikolajki, Gizycko und Ruciane Nida mit dem bunten polnischen Sommertreiben und dort wie auch an einsamen Buchten Atem beraubend schöne See-Szenen.

Bei allem Badetrubel in Gizycko/Lötzen, Mikolajki/Nikolaiken oder Ruciane/Rudczanny: Flächenmäßig steht knapp die Hälfte der masurischen Seenplatte unter Naturschutz. Das Reservat um den Luknajno-Seebei Mikolajki, wird sogar als UNESCO-Biosphärenreservat geschützt, dort lebt die größte polnische Höckerschwankolonie. Ebenfalls Reservatstatus hat die 100 Kilometer lange Krutynia, die ein Paradies für  Kajak- oder Kanutouren ist.

Masuren habe immer am Rande der Geschichte existiert, charakterisierte Siegfried Lenz seine Heimat, Arno Surminski verortete es  in seiner “Reise nach Nikolaiken ” dort, wo “das Land ohne Eile beginnt”, Hans-Hellmut Kirst meinte „Gott schläft in Masuren“. Auch in Masuren hat die Moderne Einzug gehalten, gibt es schicke trubelige Badeorte wie Mikolajki oder Gizycko und mehr moderne Landmaschinen als Pferdefuhrwerke. Doch immer noch gibt es dieses andere Masuren, diese traumverlorene Landschaft am Rande der Geschichte mit den klappernden Störchen, die bis heute aus der Zeit gefallen scheint.