Poker in Polen

Pokerim modernen Polen

Das moderne Polen – Poker gehört dazu, Foto: unsplash.com/CC0

Ein Pokerface aufsetzen, die Gegner bluffen, und den dicken Topf einstreichen: Zocken ist auch in Polen ein beliebter Zeitvertreib. Glücksspielanbieter Totalizator Sportowy kam allein im Jahr 2020 auf einen Umsatz von umgerechnet rund 3,57 Milliarden Euro – eine Steigerung um fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dazu hat vor allem die Einrichtung eines Online-Casinos beigetragen. Ein Live-Casino und eine Mobilversion machen den Zockern den Zugang zu Spielen wie Poker, aber auch Slots so leicht wie in den Nachbarländern.

Auch gesetzlich sieht es in Polen nicht viel anders aus als etwa in Deutschland. Elegante landbasierte Casinos, in denen ein gepflegter Abend in eleganter Atmosphäre verbracht wird, gehört in polnischen Großstädten längst genauso zum Unterhaltungsprogramm wie in Berlin oder Baden-Baden, wo deutsche Pokerspiele zu den Attraktionen gehören. Genau wie im Online-Casino müssen die Zocker dabei volljährig sein.

Ein Mindestalter von 18 Jahren gilt überall in der EU, und wie in Deutschland auch ist in Polen nur der Besuch von staatlich konzessionierten Casinos erlaubt. Das gilt auch für virtuelle Casinos. Ein Unterschied zwischen Polen und den meisten anderen EU-Ländern ist allerdings die Erlaubnis, auf polnischem Gebiet in Online-Casinos zu spielen, die in anderen Ländern registriert sind, wie etwa den USA oder Kanada. Dass Landesrecht von Brüsseler Maßgaben abweicht, ist selten, aber gerade im Glücksspiel keine Ausnahme.

Die EU erlaubt nämlich seit langem den Besuch von Online-Casinos, sofern die Lizenz der Betreiber aus einem Mitgliedsland der Europäischen Union stammt. Deutschland hat sich mit Ausnahme des Bundeslands Schleswig-Holstein lange dagegen gesträubt, bis der neue Glücksspielstaatsvertrag der Länder im gesamten Deutschland Online-Casinos legalisiert hat. Seit dem 1. Juli 2021 dürfen Bewohner der Bundesrepublik virtuelle Casinos besuchen, wenn deren Genehmigung seitens der deutschen Regierung erteilt wurde. Das hat den Vorteil, dass Steuern und Abgaben in den deutschen Säckel fließen und zudem die Online-Casinos der deutschen Kontrolle und Rechtsprechung unterliegen.

Polen verzichtet sowohl auf die Steuereinnahmen wie auf die Kontrolle, wenn Zocker sich auf internationalen Seiten anmelden.

Online-Poker-Turniere sind dabei genauso populär wie Wettbewerbe, die am echten Tisch ausgetragen werden. Dabei können sich die polnischen Nachwuchstalente mit der Konkurrenz aus dem Ausland messen.

Die meisten Turniere stehen auch internationalen Teilnehmern offen, und ambitionierte Zocker planen häufig ihr Jahr rund um die diversen Events etwa in der European Series of Poker und anderen Großereignissen.

Dabei kann es durchaus zu Überraschungen kommen. Obwohl die Weisheit gilt, dass es wenige Minuten braucht, um die Regeln zu lernen, aber ein Leben lang, um das Pokerspiel zu beherrschen, gibt es Sieger in allen Altersklassen.

Das hat sich gerade erst wieder bei der polnischen Pokermeisterschaft im Banco Casino Bratislava gezeigt. Insgesamt hatten sich 3967 Zocker für das Turnier angemeldet. Neun Spieler blieben beim Rekord Main Event im Finale übrig. Nach spannenden Duellen waren nur noch der Wiener Pokerprofi Grigori Pinchas und der erst 18 Jahre alte Pole Kapcer Czapla im Spiel. Die beiden einigten sich schließlich auf einen Deal, und Czapla ging als Sieger mit einer Prämie von 52.710 Euro vom Tisch. Das ist umso bemerkenswerter, weil er gerade erst das Alter erreicht hat, in dem er online und offline an Turnieren teilnehmen darf.

Der erste Deutsche, der je zum Pokerweltmeister gekürt werde, hat ähnlich angefangen. Pius Heinz hatte als Student in Wien nach seinem 18. Geburtstag online mit Pokerspielen begonnen und systematisch sein eigenes Spiel und das seiner Spieler studiert, indem er sich jeden Spielzug notiert und die Ergebnisse analysiert hatte. Dadurch lassen sich mit genügend Daten und etwas Erfahrung die eigenen Schwächen und Stärken herausfinden, so dass das eigene Pokerspiel gezielt verbessert werden kann. Ein guter Pokerspieler weiß, dass Glück nur zum geringen Teil über Sieg und Niederlage entscheidet und mathematische Wahrscheinlichkeiten sowie die Psychologie die wichtigsten Faktoren sind. Wer sich darauf einstellt, dass er es in erster Linie mit den Menschen am Tisch und nicht deren Karten zu tun hat, ist vielen Zockern einen großen Schritt voraus.

 

Pokern zocken in Polen
Pokern und zocken in Polen, Foto: unsplash.com/CC0

Von den ersten Händen online bis zum Weltmeistertitel bei der World Series of Poker in Las Vegas brauchte Pius Heinz vier Jahre. Der Sieg brachte ihm auf einen Schlag 8,7 Millionen US-Dollar und Berühmtheit in der Pokerszene ein.

Deutlich länger brauchte hingegen der zweite Deutsche, der es zum Weltmeister geschafft hatte. Hossein Ensan holte 2019 den Titel in Las Vegas. Mit damals 55 Jahren gehört der bis dato nicht als Star gehandelte Zocker zu den ältesten Gewinnern der Pokerszene. Sein Nachfolger als Champion wurde 2021 der 31 Jahre alte Berliner Koray Aldemir.

Doch das Interesse der Polen beschränkt sich beim Zocken nicht nur auf Casinospiele.

Bis zum Jahr 2026 sollen sich laut Prognosen rund 12,7 Millionen Polen mit dem gelegentlichen oder regelmäßigen Zocken von Videospielen auf Handys, Tablet, Konsolen und PCs unterhalten. Im vergangenen Jahr lag der Gesamtumsatz von Download Games, Gaming Networks, Mobile Games und Onlinegames bei umgerechnet rund 509,86 Millionen Euro. Für dieses Jahr wird ein Zuwachs auf 572,26 Millionen Euro erwartet, und bis 2026 werden laut Prognosen voraussichtlich rund 777,6 Millionen Euro an Umsatz erzielt.

Altersmäßig liegt die Gruppe der 25- bis 34 Jahre alten Gamer vorne, die 33,4 Prozent ausmachen. An zweiter Stelle liegen die 35- bis 44-Jährigen mit 30,2 Prozent. Die kleinste Gruppe unter den Gamern machen mit 3,7 Prozent Videospieler im Alterssegment von 55 bis 64 Jahren aus.

Während in Deutschland mittlerweile fast ebenso viele Frauen wie Männer sich beim Gaming unterhalten, sind in Polen die Männer noch immer mit Abstand stärker am Zocken interessiert. Sie kommen auf rund 61,2 Prozent der Nutzer. Je höher das Einkommen ist, desto größer ist der prozentuale Anteil unter den Videospielen, ungeachtet des Geschlechts.

Langsam, aber sicher macht Polen sich auch einen Namen in der eSport-Szene. Vor allem “League of Legends” hat etliche namhafte Spieler und Teams hervorgebracht, die bei internationalen Turnieren um Ruhm und ansehnliche Siegesprämien kämpfen. Der wohl bekannteste polnische eSport-Profi ist Marcin “Jankos” Jankowski. Er hatte seinen ersten Profiauftritt schon 2013 und spielte unter anderem bei den Teams ROCCAT und H2K, bevor er sich dem als europäischem LoL-Starteam geltenden G2 Esports anschloss. Drei Weltmeisterschaftsteilnahmen in Folge und rund 500.000 Dollar an Preisgeld im Laufe seiner Karriere sprechen für sich.

Pawel “Woolite” Pruski spielt “League of Legends” seit 2012 als Profi und ist inzwischen in den französischen Ligen aktiv. Bei den EU Masters gehört er längst zu den vertrauten Gesichtern. Er hat im Laufe seiner Profikarriere rund 100.000 Dollar an Preisgeldern kassiert.

Als eines der vielversprechendsten Nachwuchstalente gilt Oskar “Selfmade” Boderek. Seine Premiere in der Profilandschaft hatte der heute 22-Jährige im Jahr 2017, und schon ein Jahr später holte er mit den Mad Lions den dritten Platz beim European Masters Spring 2018 und den Sieg beim European Masters Summer 2018. Mit seinem neuen Team Fnatic brachte er es 2020 sogar bis zu den Weltmeisterschaften. Zocken ist halt vielfältig.