Mikolajki – zwischen masurischem Venedig und Monte Carlo Polens

Neues Mikolajki, Nikolaiken in Masuren, Polen, Foto: B. Jäger-Dabek

„Masurisches Venedig“ wurde der verträumte 4.000-Einwohner-Ort wegen seiner malerischen Lage an der Enge zwischen dem Jezioro Mikolajki/Nikolaikersee und dem Jezioro Talty/Talter Gewässer früher genannt. Nikolaiken wurde 1444 erstmals als Kirchdorf Nickelsdorf erwähnt, ab 1610 dann als Nikolaiken. Benannt wurde das ostpreußische Städtchen nach St. Nikolaus, dem Schutzpatron der Fischer. Seit 1726 hat Nikolaiken die Stadrechte.

Ein vor einigen Jahren initiiertes ehrgeiziges städtebauliches Programm „Neues Mikolajki“ soll aus dem Ort nun das „Monte Carlo Polens“ machen. Seit 1998 betreibt die Warschauer Firma Inter Commerce als Generalunternehmer mit dem „Neuen Mikolajki“, einer der größten touristischen Unternehmungen Europas, den Umbau des Ortes. Bald soll Nikolaiken ein ganzjähriger Kurort der internationalen Spitzenklasse sein mit Luxus, sauberer Luft, Ruhe und Sicherheit. Heute lebe Stadt Mikolajki von den Touristen, denn 70% der Einnahmen stamme aus diesem Bereich und während der Saison kämen täglich 14 000 Touristen nach Mikolajki, die meisten von ihnen unter Segeln, da sei es auch logisch bei Dommelhof einen weiteren Hafen zu planen, erklärte der damalige Bürgermeister Edmund Puzio. Andrzej Rynski, seinerzeit Wojewodschaftsmarschall von Ermland-Masuren sah Mikolajki als künftige Visitenkarte Masurens und als Vorbild für andere am Wasser liegende Orte der Region.

Kaum ein Ort Masurens veränderte sich seitdem dermaßen rasch wie Mikolajki und ist heute eines der großen Urlaubszentren an Masurens großen Seen. Kein Wunder, dass sich im und um den Ort herum viele Hotels und Pensionen angesiedelt haben, darunter das riesige Hotel Golebiewski. Für Wassersport ideal gelegen ist Mikolaiki über den Nikolaikersee direkt mit dem Jezioro Sniardwy / Spirdingsee, dem größten polnischen Binnensee verbunden. Auch mit dem Beldahnsee / Jez. Beldany ist Mikolaiki über den Nikolaikersee direkt verbunden und in der Folge dadurch auch mit dem Niedersee / Jez. Nidskie. Es bestehen als reichlich Möglichkeiten zum Wasserwandern und Ausflugsfahrten mit der Weißen Flotte.

Im Sommer könnte Mikolajki genauso gut am Gardasee oder an einer Lagune liegen, so südlich-mediterran wirkt das Flair des Ortes mit den vielen Brücken und Stegen und den vielen Booten an der langen Uferpromenade. Die tiefblauen Seen und der blitzblaue Himmel mit den plastischen Pustewolken tun ein Übriges. Der Ortskern rund um den Markt ist attraktiv hergerichtet, viele kleine Lädchen animieren dazu, die Urlaubskasse zu erleichtern, kleine Restaurants und Cafés laden zum Erfrischen. Mittelpunkt ist das gepflegte Grün mit dem Brunnen und dem stilisierten Król Sielaw, dem König der Maränen­.

Der berühmte Stinthengst liegt im Wasser an der Zentrumsbrücke angekettet. Viele Sagen drehten sich um diesen Stinthengst, sie stammen meist schon aus pruzzischer Zeit. Der Stinthengst war einst Herrscher des Sees und ein riesiger Fisch mit edelsteinbesetzter Krone, den alle Fischer fürchteten, denn er hatte schon viele Boote umgekippt. Eines Tages gelang es, den Riesen mit einem eisenbeschwerten Netz zu fangen. Als die Fischer ihn zum Tode verurteilten, versprach er für immer gut gefüllte Netze zu sorgen. Er wurde begnadigt und zur Sicherheit an die Brücke gekettet. Fisch war immer wichtig in Nikolaiken und bereichert bis heute fangfrisch die Speisekarten vieler Restaurants, Spezialität sind Maränen gebraten oder goldbraun geräuchert. Der lachsartige Fisch kommt nur in sehrt tiefen Seen vor.

Ein Spaziergang auf der neuen Uferpromenade ist ein Bummel durch eine mittelmeerhafte maritime Jachthafenlandschaft. Vorbei an Läden, die alles feilbieten, was der Segler braucht und der Tourist sich an Souvenirs wünscht, schlendert man von einem Bistro zum nächsten Café, während der See um Kais und Boote plätschert.

Außer dem Marktplatz und der Uferpromenade sehenswert ist die über 150 Jahre alte evangelische Kirche St. Nikolaus/Kosciól Sw. Mikolaj, die weithin sichtbar ist. Unweit der Kirche an der ul. Kolejoa 6 steht das alte Gymnasium, das seit 1995 Lyzeum Marion Dönhoff hieß, zu Ehren der Zeit-Herausgeberin und berühmten Journalistin. Geehrt wurde damit Marion Gräfin Dönhoffs Engagement für die deutsch-polnische Aussöhnung. Noch im Sommer 2001 verteilte die am 11.3.2002 verstorbene Gräfin die Abiturzeugnisse persönlich. Inzwischen ist die Schule in ein modernes neues Gebäude in die ul. Lesna 2a am Stadtrand umgezogen.

Interessant ist auch das 1973 eröffnete Museum zur Geschichte der Reformation in Polen, das auch viel über Masurens Bevölkerung zeigt. Zuerst warden  Sammlungen des Museums  in der evangelischen Kirche präsentiert, dann kamen sie ins ehemalige Gebäude des Marion-Dönhoff-Lyzeums. Seit 2002 werden sie in einem Gebäude neh der evangelischen Gemeinde in Mikołajki am Plac Kościelny usgestellt.

Muzeum Reformacja Polska, pl. Koscielny 4, Tel. 4216810, geöffnet täglich 10–17 Uhr.

Der Jüdische Friedhof von Nikolaiken  an der ul. Dybowska wurde 1881 angelegt und ist einer der seltenen halbwegs erhaltenen jüdischen Friedhöfen in Masuren. Ein paar Dutzend Grabsteine sind erhalten geblieben

Interessant für Naturliebhaber ist der Jezioro Luknajno/Luknainer See, der zwei Kilometer östlich von Mikolajki liegt und ein Naturschutzgebiet für Graureiher ist. Vor allem aber ist der See Europas größtes Reservat für wilde Schwäne. Mikolajki eignet sich hervorragend als Urlaubsort, viele attraktive Ziele in Masuren sind von hier aus auch mit der Weißen Flotte zu erreichen, da die Großen Seen durch ein ganzes Netz von Kanälen und Flüssen verbunden sind.

Fähre Wierzba über den Beldahnsee, bei Mikolajki, Foto: B.Jäger-Dabek

Ein schöner Ausflug führt nach Wierzba/Wiersba zur alten Fähre über den dort beginnenden Beldahnsee. Die Gemeinde Wierzba liegt auf einer Halbinsel zwischen dem Westufer des Warnoldsees / Jez. Warnolty und dem Ostufer des Beldahnsees. Die Fähre ist von Juni bis Ende September in Betrieb und nimmt auch Fahrräder und Autos mit.  Sehenswert ist die Tarpan-Pferdezucht in Popielnen / Popielno . Die ganze Halbinsel ist Naturschutzgebiet  und gehört zum zoologischen Forschungszentrum der polnischen Akademie der Wissenschaften. Sie bietet eine prächtige Natur mit weiten, an Beeren und Pilzen reichen Wäldern. Mit Rad oder Auto kann man weiter nach Süden fahren und über das hübsche Dorf Weissuhnen / Weisuny mit der neogotischen evangelischen Kirche und die malerische Schleuse Guzianka Ruciane-Nida / Rudczanny erreichen.

Günstige Hotels und sonstige Unterkünfte in Mikolajki