Bernstein – Das Gold der Ostsee

Bernstein aus der Ostsee, Foto: Lanzi, CC-BY-SA-3.0-migrated

Bernstein wird auch das Gold der Ostsee genannt und vielfach wie ein Edelstein oder Halbedelstein behandelt, dabei ist das Gold der Ostsee überhaupt kein Stein, sondern ein erhärtetes fossiles Harz aus einer den Koniferen ähnlichen Kiefernart und um die 30 Millionen Jahre alt. Zu jener Zeit versanken im Norden große Wälder im Meer, es brauchte vermutlich eine Million Jahre, bis das Harz dieser Bäume erhärtete. Als das Meer die Bernsteinwälder überflutete, wurden große und kleine Brocken herausgespült. Das Meer trug sie mit fort bis an die heutigen Fundorte, wo sie sich anlagerten. Meist waren dies die Meeresgründe der Ostsee-Küstengebiete, vor allem in Ostpreußen.

Besonders interessant sind für Wissenschaftler die Inklusen, Pflanzenteile, Kleintiere und Insekten, vermitteln sie doch ein Bild vom urzeitlichen Leben auf unserem Planeten.

Seinen Namen erhielt der Bernstein, weil er brannte und angezündet sogar als Weihrauchersatz diente. Bernstein ist keineswegs immer goldfarben, die Palette der möglichen Färbungen reicht von gold- bis dunkelbraun, von einem weißlichen Gelb bis fast ins Schwarze, sogar grünen Bernstein gibt es. Im Rohzustand ist er oft völlig unscheinbar, weil mit einer Verwitterungsschicht umgeben. Wie man Bernstein erkennt? Die Griechen nannten ihn Elektron, wenn man ihn nämlich an Stoff reibt, lädt er sich so sehr negativ auf, dass er Papierschnipsel anzieht. Überdies ist er als Harz sehr viel leichter als ein Stein. Natürlich, bei Bernstein denkt man an Omas gediegene Bernsteinkette, klassisch, goldbraun, ebenmäßig geschliffen, und an die Erzählungen von sagenhaften Bernsteinfunden bei Strandspaziergängen an der Ostsee.

Kaum ein Reisender kann sich der Faszination Bernstein entziehen, irgendwann kauft fast jeder ein Stück auf seiner Reise nach Polen, Russland oder Litauen, und irgendwann läuft fast jeder in der charakteristischen Haltung am Strand entlang: den Blick starr auf den Boden gerichtet nach Bernstein ausschauend.

Bernsteinwind weht immer dann, wenn ein Sturm, der bisher nach Nord wehte, plötzlich nach Süd dreht. Dann sieht man sie an der Ostseeküste – vor allem an der Friscvhen Nehrung  –  in ihren langen Watstiefeln mit den großen, unten abgeflachten Keschern im Wasser stehen und geduldig eins ums andere Mal die Kescher über den Grund ziehen. Die Bernsteinfischer sammeln auf diese Art die Stücke, die mit der Brandung heranrollen, oder im Seetang hängen geblieben sind. An Land wird dann der Fang sortiert. Mit geübtem Blick erkennen die versierten Sammler auf Anhieb auch Stücke, die aussehen wie Stein- oder Schmutzklumpen – den Argusaugen entgeht kein noch so kleines Stückchen.

Das Hin- und Hergerolle in der Brandung wirkt wie eine Poliertrommel, und so ist so mancher Bernstein ohne weitere Verarbeitung oft relativ blank poliert und rund geschliffen. Von Dunkelbraun über der klassischen Honigfarbe bis hin zu fast weißen oder grünlichen Stücken reicht die Bernsteinfarbpalette.

Viele Sagen, Legenden und Märchen ranken sich von Alters her um das Gold der Ostsee, dem sogar Heilkräfte nachgesagt werden, und der gleichfalls seit Menschengedenken ein begehrter Schmuck war.

Relativ profan ist allerdings die Herkunft des heutigen Schmuckbernsteins. Über 90 % des weltweit im Handel befindlichen Schmuckbernsteins, rund 700 Tonnen pro Jahr, stammen aus dem Kaliningrader Gebiet. Dieser Bernstein wird keinesfalls am Strand gesammelt, sondern im Tagebau aus der Blauen Erde von Palmnicken/Jantarnij abgebaut. Hier liegt die Blaue Erde, die Bernsteinschicht, nur ein paar Meter unter der Oberfläche, riesige Bagger fraßen sich hier schon vor dem Krieg durch das Gelände und hinterließen eine kleine, blaue Mondlandschaft.

Schon früh war die Kirche einer der größten Abnehmer von Bernstein. Doch nicht nur wurden große Bernsteinmengen für die Produktion von Rosenkränzen gebraucht, das bei der Bearbeitung der Bernsteinklumpen angefallene Bernsteinpulver wurde zusammen mit Weihrauch und Myrrhe lange in den Kirchen angezündet. Generell eignet sich nur der kleinere Teil des Bernsteins zur direkten Schmuckherstellung. Das Gros geht den Umweg über die Pressbernsteinherstellung, bei der unter Druck und Hitze zu Platten und Rohren verarbeitet werden. Der etwas härtere und in der Farbe vergleichsweise einheitliche Pressbernstein wird gern für die Herstellung von Gebrauchsgegenständen wie Brieföffnern, Briefbeschwerern oder Zigarettenspitzen benutzt.

Der Bernsteinhandel begann schon in der Urgeschichte der Menschheit, an der Ostsee wurde er schon in der Jungsteinzeit künstlerisch bearbeitet. Berühmtestes Zeugnis ist der Schatz von Schwarzort/Juodkrante, der im Museum von Palanga in Litauen ausgestellt wird. Das Gold der Ostsee wurde auf Bernsteinstraßen auch zu entfernten Märkten transportiert. Die Bernsteinstraßen gehörten wie die Seiden-, Salz- und Seidenstraßen zu den frühen Handelswegen quer durch Europa bis zum Ende der damals bekannten Welt. Die Ostroute führte von St. Petersburg über die Kurische Nehrung, durchs Samland an den Ufern des Frischen Haffs entlang nach Danzig und weiter bis nach Venedig.

 Lesen Sie auch: Frische Nehrung – Ostseestrand im Bernsteinland

Die besten Hotels auf der Frischen Nehrung