Masuren: Gizycko / Lötzen ist Polens Sommerhauptstadt

Gizycko/Lötzen, Blick vom Wassertum, Foto: B.Jäger-Dabek

Gizycko ist eine Stadt am Wasser, wie gemalt, mit lauter Seen in der Umgebung. Eine Schiffstour mit Masurens „Weißer Flotte“ muss man gemacht haben, egal von welchem Ort aus, sehr schön ist die Fahrt von Gizycko zur Kormoraninsel.

Auf einer Landenge zwischen Jezioro Niegocin/Löwentinsee und dem Jezioro Kisajno/Kissain-See liegt Gizycko. Was für eine Lage, überall Wasser und Schiffe, die auf dem Luczanski-Kanal, der die beiden großen Seen verbindet, mitten durch die Stadt fahren. Kein Wunder, dass die 32.000-Einwohner-Stadt ein touristischer Mittelpunkt der Großen Seen ist.

Nachdem die erste vom Deutschen Orden 1337 erbaute Burg von Litauern 1365 zerstört worden war, wurde sie an der heutigen Stelle wieder aufgebaut. Nur ein Flügel dieser Ordensburg steht heute noch neben der Drehbrücke. 1612 erhielt die um die Burg herum entstandene Siedlung das Stadtrecht. Wirtschaftlich bergan ging es mit Lötzen, als 1772 der Luczanski-Kanal fertig gestellt wurde, damit gab es endlich eine Verbindung zwischen Mamry-See und Sniardwy-See. Endgültig zum wirtschaftlichen Zentrum an den Großen Seen wurde die Stadt durch den Bahnanschluss 1868, bald sprach sich die Schönheit der Stadt herum, und die ersten Sommerfrischler kamen. Schon damals war eine Schifffahrt auf den Seen die Attraktion, denn bereits 1856 fuhr mit der „Masovia“ der erste Dampfer von Johannisburg nach Angerburg.

Doch auch für das Militär war Lötzen von Interesse, die Lage auf der Landenge war von strategischer Bedeutung. Zwischen 1844 und 1847 wurde eine der gewaltigsten Festungen Preußens errichtet, die Feste Boyen/Twierdza Boyen. Benannt wurde sie nach dem preußischen Kriegsminister Hermann von Boyen. Die Festung bewährte sich, sie hielt im 1. Weltkrieg der Belagerung der Russen stand. Während des 2. Weltkrieges war hier zeitweilig die Abteilung „Fremde Heer Ost“ des späteren BND-Chefs Reinhard Gehlen untergebracht.

Die Feste überstand den Krieg fast unzerstört und kann heute besichtigt werden. Unweit des Stadtzentrums gelegen ist die Umwanderung der Feste gleichzeitig ein wunderbarer Waldspaziergang. Mehrere Kasematten, die Wälle und Bastionen sind zugänglich, und ein Museum informiert über die Geschichte von Stadt und Feste, besonders aber über ihre großen Tage im Sommer 1914. Das Amphitheater an den Wällen wird heute für kulturelle Zwecke genutzt, besonders für die zahlreichen Sommerfestivals.

Im Zentrum sehenswert ist die evangelische Kirche, ein in den Jahren 1826–27 erbautes Gotteshaus mit klaren Linien, die Baupläne stammen von Karl Friedrich Schinkel. Sie dient heute noch der evangelisch-augsburgischen Gemeinde als Gotteshaus, im Sommer gibt es an jedem Sonntag um 9.30 Uhr auch einen Gottesdienst in deutscher Sprache. Im Sommer finden in der Kirche an jedem Sonntag abends um 19 Uhr im Rahmen der Lötzener Orgeltage Orgelkonzerte statt.

Nicht weit entfernt steht an der ul. Warszawska das Geburtshaus von Wojciech Ketrzynski, einem als Adalbert von Winkler geborenen Vorkämpfer für das polnische Masuren. Gizycko erhielt seinen Namen nach dem Johannisburger Pastor Gustaw Gisewiusz (1810–48), der sich um die polnische Sprache in Masuren verdient gemacht hatte. Sehenswürdigkeiten allerdings treten in den Hintergrund, hier dominiert eindeutig die Lage. Nur einen Steinwurf vom Zentrum entfernt liegt der Hafen mit dem Kai der Weißen Flotte, östlich davon der Jachthafen, westlich der Stadtstrand.

Die beiden Seen Niegocin und Kisajno verbindet der mitten durch die Stadt führende Luczanski-Kanal (Lötzener Kanal), über den eine der letzten Handdrehbrücken Europas führt. Sie ist eine der Hauptattraktionen, wenn eine lange Reihe von Seglern hinter dem Ausflugsschiff hertuckert.

Unmittelbar neben dem Kanal befindet sich das einstige Schloss der Deutschordensritter, von dem nur ein barocker Wohnflügel erhalten geblieben war. Im Jahr 2010 begann die Investorengruppe „Zamek  Gizycko“ das Gebäude instand zu setzen und weitere Gebäudeflügel anzubauen. Das neue Viersterne-Hotel „St. Bruno“ ist im Juli 2011 eröffnet worden. Es bietet Platz für 169 Gäste, das Kellergewölbe soll als Konferenz- und Bankettsaal für bis zu 300 Personen dienen. Ein Spa- und Wellnessbereich, eine Bibliothek sowie ein Schwimmbad stehen den Gästen zur Verfügung.

An der ul. Sw. Brunona erreicht man die Wzgorze Sw. Brunona, die St.Bruno-Höhe, auf der das Kreuz des Heiligen Bruno von Querfurt, der vermutlich hier im am 9.Februar 1009 den Märtyrertod starb, was allerdings nicht gesichert ist. Vom Aussichtspunkt hat man einen schönen Blick über den Jez. Nioegocin/Löwentinsee.

In Gizycko löst im Sommer ein Festival das andere ab, von den Orgeltagen bis zum Motorradfest ist für jeden etwas dabei. Bei der Lage ist Gizycko natürlich prädestiniert für alle Arten von Wassersport.

Perkunowo/perkuhnen bei Lötzen/Gizycko

Für Wassersportler wurde 2011 in  Gizycko die neue Ekomarina in unmittelbarer Nähe des städtischen Hafens und des Bahnhofs von  Gizycko fertiggestellt. Sie zählt zu den größten Marinas in Masuren. Segler, Hausboote und Passagierschiffe können den modernen Hafen mit 138 Liegeplätzen (32 Liegeplätze für Boote mit mehr als 12 Meter Länge) am Jezioro Niegocin nutzen.

Das Hauptgebäude am Hafen beherbergt neben dem Hafenamt ein Restaurant mit Außenterrasse, im oberen Bereich befindet sich eine Aussichtsplattform, die über einen Aufzug erreicht werden kann. Des weiteren finden Nutzer der Anlage hier ein Touristeninformationszentrum, eine Polizeidienststelle, den Wasserrettungsdienst, ein Öko-Informationszentrum sowie eine kleine Galerie mit wechselnden Ausstellungen.

Die Weiße Flotte bietet eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die Großen Seen zu erkunden, von der Ganztagestour nach Wegorzewo oder Ruciane-Nida angefangen bis hin zu kurzen Rundfahrten zum Heranschnuppern. Ob mit dem Schiff der Weißen Flotte oder einem gemieteten Boot: Besonders schön ist der Abschnitt auf dem Jez. Kisajno zwischen Gizycko und Perkunowo/Perkuhnen mit seinen vielen Inseln. Besonders schön ist die mehrstündige Tour zur Kormoraninsel, einem Naturreservat, das nicht betreten werden darf. Aber auch vom Schiff aus kann man die Tausende von Kormoranen gut beobachten, die dort brüten. Gizycko ist einer der ganz wenigen Orte Masurens, die schon touristischen Ganzjahresbetrieb bieten, im Winter mit Eissegeln, Hundeschlittenrennen und Skilanglauf.

Auf der Fahrt nach Wegorzewo/Angerburg kommt man nach Pozezdrze/Grossgarten, wo Heinrich Himmler von 1941–1944 sein Feldquartier hatte. Dort kann man nach links Richtung Harsz abbiegen und die Brücke über die Seeenge zwischen dem Dargin-See und dem Mamry-See überqueren. Durch die Ulmen- und Eschenwälder des Reservats Mokre kommt man nach Sztynort, wo man dem Wegweiser „Palac Lehndorffow“ folgend das Schloss Steinort erreicht.

Die Drehbrücke in Gizycko/Lötzen:

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