Masuren: Internationales Herbstmanöver bei Orzysz / Ary

Herbstmanöver auf dem Truppenübungsplatz Orzysz, Foto: Kerim44, gemeinfrei

Schon 1891 wurde der Truppenübungsplatz in Arys angelegt , zunächst für die in der Nähe befindlichen Garnisonen. Doch erst als 1905 die Eisenbahnstrecke Königsberg-Johannisburg, ein Jahr später die Strecke nach Lötzen und endlich 1915 die Strecke Sensburg Lyck fertig war, konnte der Truppenübungsplatz auch mit modernem, schweren Kriegsgerät zum Üben voll genutzt werden, das per Bahn antransportiert wurde. Auch entferntere Truppenteile wurden nun schnell per Bahn hierher geschafft.

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Truppenübungsplatz um 20.000 ha vergrößert, denn Masuren war zum Aufmarschgebiet für den Polenfeldzug und den Krieg gegen die Sowjetunion auserkoren worden. Dazu war Arys in der masurischen Abgeschiedenheit auch der ideale Ort, um neue Waffentechniken auszuprobieren. Auch nach 1945 gab es nur ein kurzes Intermezzo als NKWD-Lager, dann wurde das Areal in Arys, das nun Orzysz hieß, wieder Truppenübungsplatz

Derzeit läuft in Orzysz noch bis zum 3. Oktober das große Herbstmanöver „Anakonda“ unter anderem auf dem Truppenübungsplatz im masurischen Orzysz / Arsys. An diesem alle zwei Jahre stattfindenden NATO-Manöver nehmen diesmal rund 12.500 NATO-Soldaten aus Polen, Tschechien, Estland, den Niederlanden, Kanada, Litauen, Ungarn, Groß-Britannien und den USA teil. Die Militärübungen finden zu Lande, zu Wasser und in der Luft statt. Die Kosten der NATO-Übung betragen 62 Millionen Złoty.

Die sehr komplex angelegte Übung findet auf mehreren Truppenübungsplätzen statt, neben Orzysz gehören noch Drawsko Pomorskie, Ustka und Nowa Dęba dazu, auch auf der Ostsee wird gekämpftt. Die Truppen üben mit 120 gepanzerten Transportern, über 50 Anti-Luft-Systemen sowie 15 Raketenwerfern dazu Antipanzer-Systemen mit Lenkwaffen. Die Luftstreitkräfte bieten 25 Flugzeuge auf wie den Vielzweckjet F 16, Jagdflugzeuge vom Typ MiG 29, Schlachtflieger Su 22 und Transportflugzeuge des Typs C 130 Hercules. Auch 17 Hubschrauber sind im Einsatz. Bei den Seestreitkräften nehmen 17 Kriegsschiffe teil, darunter Raketen-Fregatten, Korvetten und U-Boote.

Das große Manöver hat dieses Szenarium: Wisland, ein Land mit wichtigen Energievorkommen gehört zum Bündnis der Blaumeerländer. Dem gegenüber steht Ost-Euroland, das die Absicht hat Wisland zu annektieren. Diplomatische Bemühungen führten zu keinem Ergebnis und es kommt zum bewaffneten Konflikt. Die Absicht der verteidigenden Blaumeerländer ist es, einen erfolgreichen Gegenschlag zu führen und den Widerstand des Feindes zu brechen. Bei diesem Szenarium werden auch große Flüchtlingsströme berücksichtigt, weshalb auch viele zivile Kräfte am Manöver teilnehmen um das Szenarium möglichst realistisch zu gestalten. Darunter sind Vertreter vom Ausländeramt bis zum Grenzschutz, von Abteilungen des Innenministeriums bis hin zu den Woiwoden.

Ähnlichkeiten mit dem Ukraine-Konflikt sind nicht zufällig. Als größte Übung bewaffneter NATO-Kräfte käme diesem Manöver besonders im Zusammenhang mit dem Geschehen in der Ukraine größte Bedeutung zu. Es sei außerdem die größte Übung seit Krisenausbruch, erklärte der polnische Verteidigungsminister und Vizepremier Tomasz Siemoniak, der beim Manöver-Start am 24. September anwesend war. Dieses Manöver setze im zu Ende gehenden Jahr noch einmal einen kräftigen Akzent, fügte Siemoniak an.

Das Manöver übt die Umsetzung des Artikels 5 des NATO-Vertrags (Nordatlantikvertrag), den Bündnisfall, der alle NATO-Länder zur gemeinsamen Ausübung des in Artikel 51 der UN-Satzung formulierten Rechts auf Selbstverteidigung aufruft. Um die Aktion möglichst realistisch zu üben seien für die Soldaten und die zivilen Teilnehmer zahlreiche Überraschungen eingebaut, erklärte Siemoniak Journalisten.

NATO-Manöver Anakonda auf dem Truppenübungsplatz Orzysz: