Olsztyn/Allenstein: Neue Attraktion fürs Stadtzentrum

Allenstein, damaliges modernes städtisches Leben, Foto: Historische Ansichtskarte

Nach Schlosspark und Zentralpark bekommt Allenstein/Olsztyn mit dem Industriemuseum im Raphaelsohnschen Sägewerk an der Alle eine weitere Attraktion.

Olsztyn (Allenstein), die Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland und Masuren erhält derzeit wie berichtet eine neue grüne Mitte. Aus Brache und einer Kleingartenanlage wurde der 13 ha große innerstädtische Park Centralny (Zentralpark) an der Biege des Flusses Łyna (Alle). Der Park im Osten der Altstadt wurde für rund 2,5 Millionen Euro als englischer Landschaftspark angelegt und ist mit dem ebenfalls zu großen Teilen neu gestalteten 6 ha großen Schlosspark (Podzamcze-Park) im Westen verbunden. Die Allensteiner können den nun durchgehenden Spazierweg entlang des Alleufers genießen.

Ein ganz neu gestalteter zentraler Treffpunkt für die Einwohner von Olsztyn und ihre Gäste ist das nun ebenfalls fertiggestellte Amphitheater, dessen Bühne und Zuschauertribünen um einen flachen Springbrunnen herum errichtet wurden.

Das neue Amphitheater bietet dabei einen malerischen Blick auf die Jakobikirche, der besonders bei Abendveranstaltungen bezaubert. Die ovale Amphitheater-Anlage wurde nun mit mehreren aus dem Wasser ragenden Halbkugeln und elliptischen Bahnen vervollständigt, die ein Modell des Sonnensystems darstellen, was als Verbeugung vor Nikolaus Kopernikus gedacht ist. Der große Astronom war von 1516 bis 1521 nämlich Verwalter des ermländischen Domkapitels in Allenstein.

So wird man nun die Allensteiner Altstadt auf eine neue ganz neue Weise bei einem Gang an der Alle entdecken können und im Grünen verweilen können. Kaum ist alles fertig, wir die Durchführung der Planungen für die nächste Attraktion in Angriff genommen. Die den neu gestalteten Ring um die Altstadt mit einem weiteren Highlight vervollständigen sollen.

Große Pläne nämlich hat die Universitätsstadt auch mit dem ehemaligen Raphaelsohnschen Sägewerk, das in der ul. Knosały gegenüber dem Zentralpark an der Alle liegt. Hier erstreckte sich einst das Industrie- und Gewerbegebiet zwischen der ul. Pieniężnego (Wilhelmstrasse) und der ul. Niepodległości (Warschauerstrasse).

In dem dort 1884 in Fachwerkbauweise errichteten Sägewerk der Gebrüder Raphaelsohn soll im Herbst 2014 ein Muzeum Nowoczesności”( Museum der Neuzeit) eröffnen. Das seit 2011 für rund 1,2 Millionen Euro restaurierte und umgebaute Sägewerk „Gebrüder Raphaelsohn“ gehörte einst den Brüdern Louis und Rudolf Raphaelsohn, die zu den reichsten Bürgern der Stadt zählten.

In diesem Gebiet hatten sich nicht nur die Raphaelsohns niedergelassen. Neben dem Gaswerk der Stadt  hatten sich eine Maschinenfabrik,  eine Essig- und Senffabrik und Brauereibetrieben  noch weitere Sägewerke angesiedelt. Wie für die Brauereien war vor allem für die Sägewerke die Lage nahe der Alle ideal. Die Raphaelsohns hatten den Komplex ganz in Fachwerkbauweise 1884 errichtet. Auf dem Gelände der Raphaelsohns befanden sich direkt neben dem heute noch stehenden Hauptgebäude mit Sägehalle ein Becken mit Zugang zur Alle, wo das auf der Alle heran treibende Holz aufgefangen wurde. Nördlich davon lag die Kaminanlage, Dampfmaschine und Heizungskeller befanden sich in Süden genau wie die offene Schuppenanlage zum Trockenen des Holzes. Über die Jahrzehnte wurde die Anlage immer wieder ausgebaut, bis dann das Gelände nicht mehr ausreichte, und die Firma 1930 umzog.

Nach der Verlagerung ihres Betriebs der Raphaelsohns wurden die Gebäude ab 1930 von anderen Einrichtungen genutzt und stehen seit 1987 leer. Als Ausstellungsraum des neuen Museums wird die einstige Sägehalle dienen. Anhand der gezeigten Exponate soll die Industriegeschichte Olsztyns vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart nacherzählt werden. Geplant sind im neuen Museum, das zum neuen Centrum Techniki i Rozwoju Regionu (Zentrum der Technik und Entwicklung der Region) gehören wird verschiedene Dauerausstellungen zu Themen wie Stadtentwicklung, Bauwesen und industrielle Produktion. Das Museum soll zeigen, dass die Region Ermland-Masuren in der Vergangenheit nicht nur ein Agrarland war, sondern es auch Gewerbe, Handwerk und Industrie gab, Betrieben, die danach strebten über neueste Technik zu verfügen. Die Sanierungs- und Umbauarbeiten kosten rund 5,5 Millionen und werden von der EU mit rund 3,6 Millionen zł gefördert.

Fotos zum Sägewerk der Brüder Raphaelsohn finden Sie bei der Gazeta Turystyczna Warmia i Mazur