Olsztyn: Äpfel kaufen und Putin ärgern

Esst mehr Äpfel, Foto: Dezidor, CC-BY-3.0

Das russische Embargo trifft in Polen zuvorderst die Obstbauern. Auch in Olsztyn (Allenstein), der Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland-Masuren heißt es an den Marktständen nun: Äpfel kaufen und Putin ärgern.

Und die Allensteiner machen mit beim Proitest gegen das russische Embargo gegen Obst und Gemüse aus der EU, die Aktion gefällt. Inzwischen wird der Apfel zu einem patriotischen Symbol. Der Verbraucher zieht mit und will den Obstbauern bei ihrem Kampf um Sein oder Nichtsein helfen. So ist denn der Verkauf von Äpfeln auch auf den Märkten der Region deutlich angestiegen.

Nun ist das Essen von Äpfeln, anderem Obst und Gemüse ja generell eine gute Sache, weil es gesund ist, und die Äpfel aus der Region sind schmackhaft und saftig. Doch habe die Ernte der ersten Sorten gerade erst begonnen. Deshalb seien die Äpfel derzeit mit bis zu 3,50 zł pro Kilogramm einigermaßen teuer und es gäbe wenige Auswahl an Sorten. Das werde sich erst Richtung Herbst ändern, erklärt Irena Piotrowska, eine Marktstandinhaberin der Regionalzeitung Gazeta Olstyńska gegenüber. Im Herbst würden die Äpfel nur um die zwei zł aufs Kilo kosten. Dann werde es auch 10-12 verschiedene Sorten geben, fügt sie an.

Das russische Embargo, das mit Monatsbeginn in Kraft trat, betrifft aber nicht nur die Äpfel, sondern auch Birnen, Kirschen, Pflaumen und alle Sorten von Kohl von Erzeugern aus der Region. Insgesamt könnte Polen so einen Verlust von rund 500 Millionen Euro erleiden, bestätigte das Landwirtschaftsministerium.

Dazu könnte es sich bei den polnischen Äpfeln erst um den Anfang einer Lawine handeln, die Russland als Antwort auf die europäischen und amerikanischen Sanktionen plant. So liest man in russischen Medien, der Kreml plane weitere Embargo-Aktionen, ein Vorwand lasse sich immer finden, schreibt die Gazeta Olsztyńska.

Jedenfalls sei das russische Embargo ein mächtiger Schlag gegen die polnischen Obstbauern, denn nach Russland flossen bisher 70% des Apfelexports liest man in der Gazeta Olsztyńska. Die These, dass eine Prokopfsteigerung des Äpfelverbrauchs in Polen um 4,5 Kilo das Embargo-Problem löse ist nur hypothetisch. Der Verbrauch an Äpfeln geht nämlich seit Jahren kontinuierlich zurück, erklärte Jolanta Kazimierska, die Vorsitzende der Erzeugerorganisation Unia Owocowa (Obstunion) der Gazeta Olsztyńska gegenüber. Der Verbraucher habe die Auswahl, und es gäbe ja auch noch Bananen, Orangen, Pfirsiche und viele andere Obstsorten. Dazu sein das Ganz nicht nur ein Problem der Erzeuger, sondern auch der Exporteure, Transporteure und Händler, fügt sie an.

Auch der Handel in der Region ist betroffen. Durch den kleinen Grenzverkehr mit Kaliningrad, bei dem ein großer Teil der einreisenden Bürger der russischen Föderation viel Lebensmittel kauften, bleiben diese Käufer ab sofort aus. Da bisher schon die Einfuhr polnischen Schweinefleisch wegen der afrikanischen Schweinepestvariante verboten war, die im Frühjahr bei einigen Tieren in Polen und Litauen festgestellt wurde, ist dies nun der zweite herbe Schlag für den Handel und die Erzeuger der Region. Begründet mit der afrikanischen Schweinepest müssen ebenfalls seit Monatsbeginn alle Pkws, die aus Polen oder Litauen ins Kaliningrader Gebiet einreisen wollen, durch ein Desinfektionsbad. Die EU-Länder exportieren jährlich 500.000 Tonene Schweinefleisch nach Russland, das sind 30% des gesamten EU-Schweinefleisch-Exports.

Eine Diversifikation des Exports muss nun schleunigst in Angriff genommen werden. Doch genau da liegt der Punkt, der irgendwann nach dem Ende des Embargos Russland als Bumerang treffen könnte. Erzeuger, Exporteure und Händler, die sich vertraglich anderweitig gebunden haben, werden nicht zum Russlandhandel zurückkehren.