Reisen auf den Spuren der Kreuzritter in Ermland und Masuren

Eine spannende Zeitreise ins ehemalige Ostpreußen.

Zamek Ryn, Deutschordensschloss Rhein, Foto: B. Jäger-Dabek

Kultururlaub ist ganz im Trend. Also warum nicht einmal einen Urlaub ganz an einer Epoche ausrichten und das Mittelalter im polnischen Masuren live erleben? Spaß und Erholung muss dabei nicht zu kurz kommen, schließlich reist man im Land der 1000 Seen in Masuren und kommt alle paar Minuten an einem anderen tollen Badesee vorbei.

Ordensritter, Wehrburgen und jede Menge Natur

Eine Reise auf den Spuren der Kreuzritter, das sind mächtige, wehrhafte Backsteinburgen, wuchtige Kirchen in einer Landschaft, in der die Zeit stehen geblieben scheint.

Die Tour in die Geschichte der Ritter im weißen Gewand mit dem schwarzen Kreuz ist auch eine Fahrt in die Geschichte des heute in Nordpolen liegenden einstigen deutschen Ostens. Gerade diese Vergangenheit kennen zu lernen, die Grundlage so vieler deutsch – polnischer Missverständnisse ist, lässt uns das heute besser verstehen.

Spannend ist die Geschichte der Eroberung des Prussenlandes allemal, der Weg nach Osten ist von eindrucksvollen Bauwerken gesäumt. Die Geschichte des Deutschen Ordens in der Region begann 1225 mit dem Hilferuf des polnischen Herzogs Konrad von Masowien, der die rebellischen Pruzzen nicht unterwerfen konnte.

Mit dem Überschreiten der Weichsel 1231 begann der Siegeszug, in dessen Folge zur Sicherung des eroberten Geländes nach Osten fortschreitend eine Burg nach der anderen gebaut wurde. Viele davon haben die leidvolle Geschichte bis heute überstanden.

Was eine Reise auf den Spuren des Deutschen Ordens besonders reizvoll macht ist der Pluspunkt der herrlichen  Landschaft Masurens, in der diese Burgen liegen. Abrunden kann man diesen Kultururlaub der besonderen Art, indem man stilecht in Schlössern oder Landsitzen übernachtet.   Die Tour beginnt gleich mit einem echten Highlight, der Marienburg, der gewaltigsten Backsteinburg der Welt, mit deren Bau schon 1274 begonnen wurde. Weiter geht es hinüber ins Ermland.

Burgen im Ermland / Warmia

Weiter geht die Route nach Olsztyn / Allenstein, der Hauptstadt der Wojewodschaft Masuren mit gut 180 000 Einwohnern. Das mitten in der Stadt liegende gotische Schloss wurde ab 1350 erbaut. Gleich nach betreten des Schlosshofes begegnet man zwei steinernen Zeugen der pruzzischen Vergangenheit. Das Schlossmuseum informiert über die deutsch – polnische Geschichte dieser Warmia / Ermland genannten Region. Auch zu Kopernikus, der hier 1516 – 1521 wirkte, findet man einiges. Lohnend ist neben einem Rundgang durch die schön restaurierte Altstadt eine Besichtigung der Jakobikirche, die dem Schloss hinter der anderen Seite des Rathausmarktes gegenüberliegt.

Weiter geht es über Dobre Miasto / Guttstadt mit seiner mächtigen, backsteinernen Pfarrkirche, der zweitgrößten der Region nach Lidzbark Warminski / Heilsberg. Von weitem sieht man schon die Burg, die als Residenz der Bischöfe im Ermland erbaut wurde. Sie ist die neben der Marienburg interessanteste Burg der Region und beherbergt ein Museum mit interessanten Exponaten zur Geschichte und zu Ignacy Krasicki, dem großen polnischen Schriftsteller, der hier Bischof war und natürlich zu Kopernikus, der hier 1504 – 1501 seine astronomischen Studien treib.

Weiter geht es nach Reszel / Rössel, wo die 1321 –1371 entstandene Bischofsburg eine sehenswerte Galerie zeitgenössischer polnischer Kunst beherbergt und ein kleines Schlosshotel Reszel bietet sich als Standquartier für einige Abstecher in die Region an, beispielsweise zum Schloss Dönhoffstädt 25 km nördlich bei Drogosze, zum Wallfahrtsort Swieta Lipka, zur Wolfsschanz Gierloz und nach Ketrzyn / Rastenburg mit seiner kleinen Ordensburg. Wer immer noch nicht genug hat, kann noch die kleine einflügelige Deutschordensburg mit dem Renaissancegiebel in  Gizycko / Lötzen besichtigen und ist hier auch gleich in einem der großen Fremdenverkehrsorte Masurens.

Empfehlenswert ist ein Abstecher nach Ryn/Rhein. Die dortige Kreuzritterburg wurde umfangreich restauriert und zum komfortablen 4-Sterne-Hotel Zamek Ryn ausgebaut, das keine Urlaubswünsche offen lässt.

In den Süden Masurens geht es zur  Ordensburg in Nidzica / Neidenburg, die das Städtchen weit sichtbar dominiert. In der 1370-1380 erbauten Burg befindet sich eine Galerie, sowie eine Bibliothek und das kleine Hotel.

Tannenberg und der Anfang vom Ende

Nicht weit ist es wieder nach Westen, nach Ostroda / Osterode, einer malerisch an fünf Seen gelegenen Kreisstadt mit einer Ordensburg aus dem 14. Jahrhundert, in dem ein Regionalmuseum  und ein Veranstaltungszentrum eingerichtet sind. Von Ostroda aus kann man – nach so viel Kultur eine echte Erholung- eine wunderbare Schiffstour auf dem Oberlandkanal machen und die Seele so richtig baumeln lassen. Wer nicht in der Stadt wohnen möchte, kann in traumhafter Landschaft im Fünfsternehotel in den Kernsdorfer Höhen (Dylewska Gora) wohnen.

Unterwegs kann man sich in  Olsztynek / Hohenstein das Freilichtmuseum Skansen anschauen und im nahen  Grunwald Museum und Schlachtfeld der Tannenbergschlacht von 1410 anschauen, bei der die Macht des Ordens durch die vereinigten litauisch – polnischen Heere unter König Wladyslaw Jagiello gebrochen wurde und Hochmeister Ulrich von Jungingen fiel. Wer es einrichten kann, Mitte Juli zu reisen, sollte das Spektakel der alljährlich vom 13. bis zum 15. Juli stattfindenden Grunwaldfeier nicht versäumen. Auf dem Grunwalder Museumsgelände wird dann die Tannenbergschlacht vom 15.Juli 1410 am Originalschauplatz nachgespielt, als Vorlage dient der Roman „Die Kreuzritter“ von Henryk Sienkiewicz. Es ist dies eines der größten Spektakel dieser Art mit über 1000 Mitwirkenden und regelmäßig gut 50 000 Zuschauern, vom Ritterlager bis zum mittelalterlichen Markt ist alles vorhanden.