Marienburg – Die Stein gewordene Ordensmacht

Die Marienburg/Malbork bei Nacht, Foto: B. Jäger-Dabek

Zwar liegt die Marienburg in Malbork streng genommen nicht mehr in dem, was man heute Westmasuren nennt, gehörte früher zur Prvinz Westpreußen, nach dem Versailler Vertrag von 1919 zum Regierungsbezirk Westpreußen in der Provinz Ostpreußen und heute zur polnischen Woiwodschaft Pommern. Sie gehört aber als eines der kulturhistorischen Highlights zu vielen Reisen nach Masuren. Außerdem ist ihre Besichtigung nützlich, um ein besseres Verständnis für die Geschichte der Region zu entwickeln.

Die Marienburg, größter Backsteinbau der Welt, ist nach dem Prager Hradschin und dem Moskauer Kreml die drittgrößte Burganlage Europas. Vom Westufer der Nogat aus gesehen hat man den schönsten Blick auf die gegenüberliegende Marienburg. Ein trutziger Backsteinbau, so dominierend und gewaltig, dass die Stadt noch heute fast dahinter verschwindet.

Von hier aus erkennt man die Gliederung der Marienburg am besten: die Vorburg im Norden, das Mittelschloss mit der zur Nogat zeigenden, reich gegliederten Fassade des Hochschlosses. Südlich schließt sich die Altstadt von Malbork an die Burgmauern an. Die ab 1270 erbaute Marienburg war ab 1309, als Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen den Sitz hierher verlegte, Hochmeistersitz des Deutschen Ordens und belegt eindrucksvoll über sieben Jahrhunderte deutscher und polnischer Geschichte.

Die Marienburg/Malbork an der Nogat, Foto: B.Jäger-Dabek

Sie war 147 Jahre Sitz des Hochmeisters und damit so etwas wie der Regierungssitz des Deutschordensstaates. Später diente sie 315 Jahre lang bis zur ersten polnischen Teilung von 1772 den polnischen Königen als Residenz. Die Ordensritterburg in Malbork an der Nogat gehört zu den wertvollsten Kulturdenkmälern der Region. Sie ist die bei weitem größte mittelalterliche Festungsanlage und steht auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

Gut eine halbe Million Kulturinteressierter besuchen die Burg jährlich, welche nach schwersten Kriegszerstörungen von polnischen Restauratoren wiederaufgebaut wurde. Der ganze 20 Hektar große Burgkomplex ist von mächtigen Mauern und Wassergräben umgeben. Das quadratische, vierflügelige ab 1274 erbaute Hochschloss ist der äl­tes­te Teil der Burg, später kam das repräsentative Mittelschloss dazu. Etwa drei Stunden dauert eine Besichtigung der Burg, die man durch ein Tor des 1318 erbauten Mittelschlosses-Zamek œredni betritt, aber man sollte sich mehr Zeit nehmen. Zu den schönsten Burgteilen gehört der Hochmeisterpalast-Palac Wielckich Mistrzów mit dem Sommer- und Winterremter und deren jeweils auf nur einer Stütze ruhenden Palmengewölben. Der Hochmeisterpalast war von Anfang an zuvorderst als eleganter Repräsentationsbau geplant.

Das Hochschloss-Zamek Wysoki mit dem am Ende eines 65 m langen Ganges liegenden Danskers (der Burgtoilette) und der Goldenen Pforte-Zólta Brama schließt sich südwestlich an. Dieser große, quadratische Bau wurde ab 1280 erbaut, als die Hochmeister ihren Sitz noch in Italien hatten, hier residierte nur ein Komtur. Im Nordflügel des Hochschlosses befindet sich übrigens die 1340 fertiggestellte Marienkirche. In diesem als Hauptschloss fungierenden Bau liegen auch sämtliche Wirtschaftsräume. In der ersten Etage des Nordflügels liegt der große Kapitelsaal, während Süd- und Ostflügel die Schlafsäle der Ritter beherbergten sowie in der zweiten Etage den Konventsremter genannten Speise- und Versammlungssaal der Ritter. In diesem Saal ist heute die Ausstellung über die Marienburg untergebracht.

Das Mittelschloss, mit dessen Bau 1309 begonnen wurde, ist mit dem Hochschloss durch eine Brücke verbunden. Hier befand sich der Große Remter, der seinerzeit mit 30 m Länge und 15 m Breite einer der größten Säle Europas war: bis zu 400 Gäste konnten hier gleichzeitig bewirtet werden. Im alten Gästeflügel, dem Ostteil des Mittelschlosses ist eine besonders eindrucksvolle Ausstellung untergebracht, die man sich unbedingt ansehen sollte: die Bernsteinausstellung. Eine ungeheure Vielfalt an Formen und Farben des Goldes der Ostsee, und eine schier unglaubliche Kreativität bei der Verarbeitung wird hier in wunderschönen Exponaten belegt.

Muzeum Zamkowe, ul. Staroscinska 1, Tel. +48 55 647 09 78.  Die Ausstellungen sind in der Sommersaison vom 13. April bis 30. September täglich 9–19 Uhr, sonst von 10–15 Uhr. Vom 13. April bis 30. September abends zu wechselnden Uhrzeiten „Son et Lumiere“ (Licht- und Klangspektakel) statt mit mittelalterlichen Vorführungen, Wein und Gebäck.

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