Pasym (Passenheim) mit ev. Kirche in Masuren, Foto: B.Jäger-Dabek
Pasym, das einstige Passenheim liegt im Kreis Szczytno (Ortelsburg) 28 km südöstlich der ermländisch-masurischen Wojwodschaftshauptstadt Olsztxn (Allenstein). Der 5.500 Einwohner-Ort liegt malerisch auf einer Landzunge zwischen Kalben- und Lehleskersee (Jez. Kalb, Jez. Leleskie). Schöner kann ein Ort kaum liegen!
Aus der Geschichte von Passenheim
Die kleine Stadt entstand nicht wie fast alle andern Ansiedlungen in der „Großen Wildnis“ aus einer Burgsiedlung, sondern als Umwandlung des von Bischof Heinrich von Luter gegründeten Dorfes Heinrichswalde durch die am 4. August 1386 von Konrad Zöllner von Rotenstein ausgestellte Handfeste. Ihren Namen erhielt die junge Stadt nach Siegfried Walpot von Bassenheim, dem Großgebietiger und Obersten Spittler des Ordens. Um 1350 errichtete der Orden nahe der Siedlung eine Burg. Am gleichen Platz auf der Landzunge befand sich schon im frühen Mittelalter eine prussische Burg, vermutlich von dem Stamm der Galinder.
Im Jahr 1525 wurde der Ordensstaat in ein erbliches, säkulares Herzogtum umgewandelt. Herzog wurde Albrecht von Brandenburg-Ansbach, der zuvor letzter Hochmeister des Deutschen Ordens war. Er kam 1522 mit dem Protestantismus in Kontakt und nahm den neuen Glauben an. Luther persönlich empfahl ihm im November 1523, das Amt des Hochmeisters niederzulegen, den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum umzuwandeln und dort die Reformation einzuführen.
Vor seinem Onkel, dem polnischen König Sigismund I. legte Albrecht am 8. April 1525 am Königshof in Krakau den Lehnseid ab. Damit nahm Albrecht Preußen als ein in gerader, männlicher Linie vererbbares Herzogtum zu Lehen. Sowohl die Stände als auch Georg von Polenz, der Bischof vom Samland, erklärten sich beim folgenden Landtag in Königsberg einverstanden und nahmen damit gleichfalls die Reformation an. Auch die Passenheimer Pfarrer nahmen die Reformation an, die Kirche von Passenheim wurde somit evangelisch.
Mit der Umwandlung des Ordensstaates in das Herzogtum Preußen wurden die geistlichen Komtureien von weltlichen Kreisverwaltungen abgelöst. Passenheim gehörte fortan zum Oberländischen Kreis mit dem Amtssitz Saalfeld. Im Jahr 1616 wurde die Ordensburg abgerissen, die Steine wurden zum Bau des Rathauses verwendet. An der Stelle der Burg wurde später die katholische Kirche errichtet.
Nach der preußischen Verwaltungsreform kam Passenheim 1752 zum neu gegründeten Kreis Neidenburg. Wenige Jahrzehnte später, im Jahr 1818 wurde der Kreis Ortelsburg neu gegründet, dem auch Passenheim zugeschlagen wurde. Dort blieb Passenheim als eine von drei Städten. Zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führte 1883 der Anschluss Passenheims an die Eisenbahnstrecke Allenstein-Johannisburg.
Mit dem Untergang Ostpreußens und dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt polnisch und hieß nun Pasym. Zunächst war Pasym ab 1946 nur eine Landgemeinde. Heute gehört Pasym zur Woiwodschaft Ermland und Masuren und ist seit 1997 wieder Stadt. In Pasym lebengegenwärtig rund 5.300 Menschen.
Sehenswertes in Passenheim
Das den Marktplatz dominierende Rathaus stammt aus dem Jahr 1855 und wirkt wie die kleine Ausgabe des Schlosses Babelsberg in Potsdam. Das alte Rathaus aus der Ordenszeit fiel dem Stadtbrand 1583 zum Opfer. Weiter sehenswert sind sie neogotische katholische Kirche aus dem Jahr 1876 und die Reste der alten Stadtmauer im Westen von Pasym. Den Weg zum kleinen Stadtpark weist der 1911 erbaute Wasserturm
Die Evangelische Kirche in Passenheim
Wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt ist die vermutlich auch als Wehrkirche ab 1350 erbaute und 1391 fertig gestellte evangelische Kirche. Der breite, ohne Chor ausgeführte Backsteinbau steht auf einem Feldsteinsockel. Der dreigeschossige Turm besteht aus drei Stockwerken und hat einen geschweiften Helm mit einem kuppelartigen Schindeldach.
Geweiht wurde die Kirche der heiligen Barbara. Sie war einst Teil des Archipresbyterats Bischofsburg und gehört zu den ältesten erhaltenen Kirchen aus der Zeit des Deutschen Ordens. Die Kirche hieß nach 1525 in protestantischer Schlichtheit „evangelische Pfarrkirche“.
Als ein Zeichen Gottes betrachtete die noch junge evangelische Gemeinde es, dass bei einem Großbrand in Passenheim im Jahr 1583 nur die Kirche, die alte Ordensburg und neun weitere Häuser verschont blieben. Selbst beim Tatareneinfall am 19. Dezember 1657 blieb die Kirche unversehrt. Ein Mauerbild soll die Tataren von anzünden der Kirche abgehalten haben. In diesen schweren Jahren war Stephan Hartknoch Pfarrer der Passenheimer Gemeinde. Er war der Vater des Historikers Christoph Hartknoch.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Passenheim polnisch. Flucht, Vertreibung und Neubesiedelung brachte einen fast völligen Bevölkerungsaustausch mit sich – die Mehrheit war nun katholisch. Anders als die meisten anderen Kirchen Masurens, die von der katholischen Kirche übernommen wurde, konnte die nun kleine evangelische Gemeinde in Passenheim ihre angestammte Kirche behalten. Mit dem Untergang Ostpreußens waren auch die kirchlichen Strukturen zerstört, doch die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen nahm sich der Gläubigen an, baute gegen enorme staatliche Widerstände neue Gemeinde- und Kirchenstrukturen auf und richtete eine seelsorgerische Betreunung der verbliebenen Evangelischen auf. Die Gemeinde Pasym gehört heute zur Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen. In den 1990er Jahren gelang es das Kirchendach zu sanieren und die Inneneinrichtung zu restaurieren. Heute gehören zur evangelischen Gemeinde Pasym drei Landgemeinden (gmina) mit 20 Dörfern und 190 Gläubigen – ein Gemeindeleben in der Diaspora.
Nach der Instandsetzung des Kirchendachs und der Inneneinrichtung 1990 wurden in den Jahren 2009 – 2016 groß angelegte Restaurierungsmasßnahmen durchgeführt, bei der die gesamte Außenfassade saniert wurde, die Dacheindeckung teils erneuert und die Installation einer Blitzschutzanlage vorgenommen wurde.
Das Kircheninnere
Das Mittelschiff des Gotteshauses hat ein hölzernes Tonnengewölbe. In der Sakristei ist noch ein Detail der ursprünglichen Ausführung der massic gebauten Tonnenwölbung zu sehen, wie sie auch im Kirchenschiff war.
Der manieristische Altar stammt von 1673 stellt in seinem Hauptbild die heilige Dreifaltigkeit dar. Die barocke Kanzel von 1680 hat einen Stuckfuß und ist mit Engelsköpfen verziert. Die Tür zur Kanzel ist vom Stadtwappen und einer Darstellung Marias mit dem Jesuskind verziert. Vom Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert neben dem Altar sind genauso noch Reste erhalten wie von den Renaissance-Kirchenbänken. Einige Wandtafeln in der Kirche erinnern an die gefallenen Kriegsteilnehmer von 1813/1815, 1866, 1870/71 und die Toten der Stadt aus dem Ersten Weltkrieg. Unverwechselbar macht das Kircheninnere der hängende Hirsch aus dem Jahr 1608, der an eine Choleraepidemie erinnert.
Die Orgel mit dem barocken Orgelprospekt von 1744 stammt aus der Werkstatt des Königsberger MeistersJosua Mosengel. Sie könnte tatsächlich aber bereits zu Lebzeiten des 1731 verstorbenen Orgelbauers gefertigt worden sein. Der Vertrag nämlich wurde bereits 1705 abgeschlossen. Ursprünglich hatte die Orgel 13 Stimmen und zwölf Register. Bereits 1902 wurde ein neues Orgelwerk eingebaut, das 1998 durch ein Werk mit mechanischer Traktur und 23 Registern ersetzt wurde.
625 Jahre Kirche Passenheim
Am 6. Und 7. August 2016 feierte die evangelischen Gemeinde in Pasym das 625-Jahr-Jubiläum der Kirche.
Die Veranstaltung wurde von zahlreichen ehemaligen und aktuellen Pfarrern besucht. Auch der evangelische Landesbischof von Polen Bischof Jerzy Samiec ließ es sich nicht nehmen, der Einladung von Gemeindepfarrer Witold Twardzik zu folgen, und den Kirchengeburtstag mitzufeiern.
Die Feiern begann am 6. August mit einem Vortrag vom masurischen Bischof Rudolf Bażanowski über die schwierige Geschichte der masurischen Evangelischen in den Nachkriegsjahren. Am Abend konnten Zuhörer als Teil der neunzehnten Passenheimer Orgel- und Kammermusikkonzerte in der Kirche ein Orgelkonzert von Prof. Oskar Gottlieb Blarra (Deutschland) und Klaudia Twardzik (Polen) genießen
Im Sonntagsgottesdienst am 7. August wurde die Predigt von einem Gast aus Afrika, dem namibischen Bischof Ernst Gamxamub gehalten. Am Gottesdienst nahmen Geistlichen und Gläubige, Vertreter der lokalen Behörden, Gäste aus der Ökumene sowie vom Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig teil. Nach dem Gottesdienst folgte ein großes Gemeindepicknick.