Die Woiwodschaft Ermland-Masuren – Warmia i Mazury

Wappen der Woiwodschaft Ermland und Masuren, public domainPolen ist seit der am 1. Januar 1999 in Kraft getretenen jüngsten Verwaltungsreform in 16 Woiwodschaften eingeteilt, die in dieser heutigen Form in der Größe in etwa unseren Bundesländern entsprechen, ohne allerdings die deutsche Selbstständigkeit ganz erreicht. Unterhalb der Selbstverwaltungsebene Woiwodschaft findet man in Ermland und Masuren 19 Kreis (powiat) und den beiden kreisfreien Städten Olsztyn (Allenstein) und Elblag (Elbing). Die unterste Selbstverwaltungsebene sind die Samtgemeinden (gmina).

Woiwodschaftssitz in Ermland und Masuren ist Olsztyn (Allenstein). Dort ist auch der auf vier Jahr gewählte Sejmik, das Woiwodschaftsparlament angesiedelt. Die Sejmik-Abgeordneten wählen den Marschall, der nicht nur Parlamentspräsident ist, sondern auch als Chef der Woiwodschaftsverwaltung fungiert. Ein Kabinett mit Ministerpräsident an der Spitze gibt es in Polens Woiwodschaften nicht. Eine polnische Besonderheit ist der Woiwode, der Vertreter der Warschauer Zentralregierung ist und den Selbstverwaltungsorganen gegenüber eine Aufsichtsfunktion wahrnimmt. Dazu ist er für den öffentlichen Dioenst wie Polizei und Feuerwehr zuständig. Woiwode ist derzeit Marian Podziewski, Woiwodschaftsmarschall Jacek Protas.

Die Woiwodschaft Ermland und Masuren besteht aus den früheren, kleineren Woiwodschaften Suwalki, Olsztyn und Elblag. Ermland und Masuren gehörten bis Kriegsende zum Deutschen Reich und stellten im wesentlichen den südlichen Teil der Provinz Ostpreußen dar. Beides sind historische Landschaften, mit allerdings kulturgeschichtlich unterschiedlichen Entwicklungen.

Die Region gehörte zu den im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden Siedlungsgebiet der baltischen Pruzzen-Stämme der Sudauer und Galinder. Der Deutsche Orden errichtete seinen Ordensstaat, in dem sich bald Menschen aus vielen Gegenden Europas ansiedelten. Auf westmasurischem Gebiet fand am 15. Juli 1410 die wohl größte Schlacht des Mittelalters statt, bei der sich zwischen Stebark (Tannenberg) und Grunwald (Grünfelde) die Ordensheere den vereinigten polnisch-litauischen Heern gegenüberstanden und von diese geschlagen wurde. Diese Schlacht von Tannenberg stellte den Anfang vom Ende der Ordensherrschaft dar. Im Ersten Thorner Frieden änderte sich noch nicht sehr viel. Im zweiten Thorner Frieden zwischen dem Orden und Polen von 1466 kam es nach langen Konflikten zwischen den Städten und der zunehmend als Fremdbestimmung empfundenen Ordensherrschaft kam es zu Gebietsverlusten. Als Preußen königlichen Anteils kam das Ermland an Polen und wurde dem König persönlich unterstellt, Gleiches galt auch für die Hansestadt Elbing. Das Bistum Ermland wurde zum autonomen Fürstbistum. Im Zuge der Säkularisierung und Reformation wurde 1525 der restliche Ordensstaat zum weltlichen Herzogtum Preußen unter dem bisherigen Ordenshochmeister Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, der nun zu Herzog Albrecht von Preußen wurde. Masuren war nun protestantisch, während Elbing und das Ermland katholisch blieben. Das Ermland wurde nun bis zur Ersten Polnischen Teilung 1772 von polnischen Bischöfen verwaltet, dann kam es genauso ans Königreich Preußen wie Elbing.Das Ermland blieb katholisch geprägt, während die Masuren ab der Reformationszeit evangelisch-lutherische Protestanten waren. Dazu kommt, dass Masuren eine Region ohne feste Grenzen war, während man das Ermland durchaus als geopolitische Einheit ansehen kann. Das Ermland – Warmia –  hat seinen Namen nach den pruzzischen Ureinwohnern,

Weite Teile der Woiwodschaft sind dünnbesiedelte wald- und seenreiche Landschaften. Touristisch von größter Bedeutung ist die  Masurische Seenplatte, eine eiszeitliche Moränenlandschaft mit über 2.700 über 1 ha großen Seen, die das größte Süßwasserreservoir Polens darstellen. Rund 40% der Seenplatte stehen unter Naturschutz. Die höchsten Berge in der Woiwodschaft sind die 312 Meter hohen Kernsdorfer Höhe (Dylewska Gora) bei Ostroda (Osterode). Der südwestliche Teil der Woiwodschaft wird Oberland genannt. Dort lohnt der Besuch des Oberlandkanals, der Ilawa (Deutsch Eylau), Ostroda (Osterode) und Elblag (Elbing) verbindet. Die Besonderheit dieser Wasserstraße sind die geneigten Ebenen, auf denen Schiffe Berge überwinden. Das Ermland ist die Region der schönsten Kalvarienberge und Wallfahrtsorte, dazu liegt dort mit der dem alten Sitz der ermländischen Fürtsbischöfe in Lidzbark Warminski (Heilsberg) dem und im Dom von Fromork am Frischen Haff eine bedeutende Kopernikus-Wirkungsstätte. Die Hauptstadt Olsztyn ist eine quirlige, junge Stadt geworden, die von rund 40.000 Einwohner zu deutscher Zeit auf heute fast 180.000 Einwohner angewachsen und Universitätssitz ist. Elblag ist lebendiges Zeugnis polnischer Städtebau- und Restuarierungskunst und besitzt eine der bedeutendsten Bibliothek Nordpolens.

Ermland-Masuren – Warmi i Mazury in Zahlen

  • Fläche der Woiwodschaft: 24.192 km²
  • Einwohner: 1,4 Millionen
  • Größte Städte: Olsztyn 175.482, Elblag 123.977
  • Bevölkerungsdichte: 59/km²
  • Wälder: 30 % der Gesamtfläche
  • Seen: 7 % der Gesamtfläche