Sommerfest: 20 Jahre Dachverband der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren

Bürgermeister Najmowicz, Verbandsvorsitzender Hoch und Starost Wlodzimierz Brodiuk

Bei strahlendem Sonnenschein beging der Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren im Amphitheater von Ostroda (Osterode) sein Sommerfest und feierte dabei sein 20jähriges Bestehen. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des Marschalls der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Rund 1.500 Deutschstämmige aus den 21 dem Dachverband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM) angeschlossenen Ortsvereinen dazu viele Gäste – auch aus Deutschland – waren dabei und genossen Atmosphäre, Beisammensein und Kulturvorführungen.

Botschafter Rüdiger von Fritsch, Foto: Brigitte Jäger-DabekBegeistert zeigten sich die Teilnehmer vom direkt am Drewenzsee in Ostrodas Stadtmitte gelegenen neuen Amphitheater. Das hohe Dach bot den Teilnehmern und immer angenehm frische Luft. Um 10 Uhr begann die Feier mit einem ökumenischen Gottesdienst.

Der evangelische Pastor Marcin Pysz überbrachte die Grüße von Rudolf Bazanowski, dem Bischof der evangelisch-augsburgischen Kirche in Masuren und stellte das Anliegen Jesu, dass alle Menschen einander Brüder und Schwestern zu sein sollen, in den Mittelpunkt. Sein katholischer Kollege Domherr Andre Schmeier aus Olsztyn betonte, diese Region und ihre Geschichte lehre die Menschen eins zu sein. Es sei wichtig, sowohl den Glauben der Väter, sondern als auch ihre Traditionen und Bräuche zu bewahren.

Danach stimmte Henryk Hoch, der Vorsitzende des VdGEM die Teilnehmer und Ehrengäste auf das Sommerfset ein. „Heute ist ein großer Tag. Heute ist ein Tag der Freude, denn mit diesem Sommerfest 2013 feiern wir den 20. Geburtstag unseres Verbandes der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren. Wer hätte es bei Gründung der ersten deutschen Vereine nach der politischen Wende in Polen gedacht, dass die deutschen Vereine auch in Ermland und Masuren wie Pilze aus dem Boden schießen würden und es bald einer Dachorganisation bedürfen würde, um die Aktivitäten zu bündeln und zu organisierten. So wurde am 9. März 1993 unser Verband registriert.

Daher feiern wir in diesem Jahr das 20. Jubiläum der Gründung unseres Verbandes der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren im Amphitheater am Drewenzsee im schönen Osterode, zu dem ich Sie liebe Landsleute und Gäste ganz herzlich willkommen heiße. Besonders freue ich mich über unsere so zahlreich angereisten Ehrengäste.“

Unter den Ehrengästen begrüßte Hoch den deutschen Botschafter in Warschau Rüdiger Freiherr vonGeneralkonsulin Anette Klein, Danzig, Foto: Brigitte Jäger-Dabek Fritsch mit Gattin, die deutsche Generalkonsulin in Danzig Anette Klein und den Vizekonsul Gerd Fensterseifer. Unter den polnischen Honoratioren begrüßte Henryk Hoch den Woiwodschafts-Vizemarschall Jaroslaw Marek Sloma, den Vertreter des Ministers für Verwaltung, Digitalisierung, nationale und ethnische Minderheiten Jaroslaw Malecki, den Osteroder Bürgermeister Czeslaw Najmowicz, Starost Wlodzimierz Brodiuk, Wiktor Marek Leyk, Berater des Marschalls für Minderheitenfragen, Maria Neumann, die Büroleiterin des Hauses der deutsch-polnischen Zusammenarbeit Maria Neumann aus Oppeln und last but not least den Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft Osterode Prof. Dr. Edgar R. Steiner.

Nach der Begrüßung der Ehrengäste fuhr Henryk Hoch fort „bei diesem Jubiläums-Sommerfest blicken wir zurück auf eine zwanzigjährige Tätigkeit zum Wohle der Verständigung zwischen Deutschen und Polen. Inzwischen sind wir unter dem gemeinsamen europäischen Dach zu geachteten Bürgern in unser angestammten Heimat geworden, die in Polen als Brückenbauern zu den deutschen Nachbarn geschätzt werden. Diesen Erfolgsweg wollen wir in Zukunft fortsetzen und weiter Wege und Brücken zur deutschen Kultur uns Sprache bauen.

Wir danken von ganzem Herzen unseren deutschen und polnischen Partnern für ihre großartige und großzügige Unterstützung, ohne die wir hier und heute diese Erfolge nicht feiern könnten.

Und nun lassen Sie uns das gemeinsam Erreichte feiern und einen bunten Reigen der vielfältigen Aktivitäten aus Brauchtum und Kultur unser Mitgliedsvereine zeigen.“

Der deutsche Botschafter Rüdiger von Fritsch überbrachte die Grußworte der Bundesrepublik Deutschland. Er betonte seine persönliche Verbundenheit mit der Arbeit des Verbandes und gratulierte dem Verband für 20 erfolgreiche Jahre in einer „von Gott gesegneten Landschaft“, in denen es gelungen sei, die kulturellen und sprachlichen Wurzeln am Leben zu erhalten.

Die Generalkonsulin Anette Klein vom für die Region zuständigen Generalkonsulat in Danzig ergänzte, hier werde deutsches Erbe bewahrt und in die polnische Gesellschaft integriert. Sie nannte den Verbandsvorsitzenden Henryk Hoch als Vorbild, sei er doch zugleich einerfolgreicher Kommunalpolitiker. Die deutsche Minderheit sei auch wichtig für die Integration der anderen in Ermland und Masuren lebenden Minderheiten und natürlich für die deutsch-polnische Zusammenarbeit also eine wirkliche Perspektive für die Zukunft.

Vizemarschall Jaroslaw Marek Sloma hatte die Freude, zusammen mit dem Sejmik-Vorsitzenden Julian Osiecki mit Barbara Ruzewicz, Heinz Otto Czerwinski und Henryk Hoch drei besonders verdiente Aktive der deutschen Minderheit in der Region mit dem Ehrenabzeichen für Verdienste um die Woiwodschaft Warmia i  Mazury auszuzeichnen. Er sah in seiner Laudatio die deutsche Minderheit als wichtigen Aktivposten der Integration, der die Region mit ihrer Geschichte verbindet.

Joanna Wankowska Sobiesiak überbrachte als Beauftragte ein Grußwort des Woiwoden Jacek Protas,  und überreichte als Anerkennung Geschenke an Henryk Hoch. Das aus Milomlyn/Liebemühl stammende Mitglied des Senats der Republik Polen Stanislaw Gorczyca zeichnete Henryk Hoch und den Verband mit der Senatsmedaille aus. Der „Silberne Adler“ geht an alle Mitarbeiter und Aktiven des Verband, denn sie sorgten für eine vertrauensvolle Atmosphäre zwischen den Ethnien in der Region, begründete Senator Gorczyca die Auszeichnung.

Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen Stephan Grigat betonte, die deutschen Vereine könnten sich wie bisher, so auch weiterhin der Unterstützung der Landsmannschaft sicher sein und dekorierte Henryk Hoch mit dem goldenen Ehrenzeichen des Verbands.

Nach den Grußworten folgte der kulturelle Teil der Veranstaltung. Tanz- und Gesangsdarbietungen vieler Gruppen aus dem Verband zeigten die ganze kulturelle Vielfalt. Für die Teilnehmer des Sommerfests ermöglichte die flotte Unterhaltung auch zwanglose Gespräche am Rande, einen Spaziergang am See oder eine Erfrischung. Mit leckerer Erbsensuppe, aber auch Kaffee und Kuchen sorgte das Catering des Restaurants La Luna für das leibliche Wohl. Für die Unterhaltung des Nachwuchs sorgte Tomasz Lipka von der deutschen Minderheit Osterode bei einer Schifffahrt auf dem schönen Drewenzsee.

Zwei besondere Darbietungen waren Höhepunkte des Kulturprogramms. Beim wenige Tage zuvor im Osteroder Schloss durchgeführten Wettbewerb des deutschen Lieds, waren zwei junge Interpreten als große Talente aufgefallen und mit einem Auftritt beim Sommerfest ausgezeichnet worden. Mateusz Gawronski zeigte sich mit seiner Interpretation von „Griechischer Wein“ als „The Voice“ unter den in Ostroda auftretenden Sängern. Die noch jüngere Wiktoria Hatowska aus Osterode war wie Mateusz Gawronski eine der Siegerinnen beim Wettbewerb. Auch sie erhielt die Chance im Osteroder Amphitheater vor großem Publikum aufzutreten und auch sie begeisterte das Publikum mit dem Nicole-Schlager „Ein bisschen Frieden“.

Gäste und Teilnehmer der gegen 17 Uhr endenden Veranstaltung zeigten sich begeistert, die Atmosphäre im Amphitheater habe auch die längste Anreise gelohnt. Dazu sei es sei sehr schön gewesen sich zu treffen, das stärke das Zusammengehörigkeitsgefühl, auch hatten viele gar nicht gewusst, wie schön Osterode ist, hörte man zum Abschied.