Fünfzehn Jahre alt wird in diesem Jahr die Ermländisch-Masurische Universität (Uniwersytet Warmiński-Mazurski) UWM in Olsztyn (Allenstein). Die Uni wurde am 1. September 1999 auf dem Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Kortau (Kortowo) gegründet. Doch war das beileibe nicht der Beginn der akademischen Tradition in Olsztyn, denn es gab schon drei Hochschulen, die vor 15 Jahren miteinander fusionierten. Es waren dies die 1950 gegründete Technisch-Landwirtschaftliche Akademie, die seit 1969 bestehende Pädagogische Hochschule und das 450 Jahre alte Hohe Geistliche Seminar, das 1980 zur theologischen Hochschule wurde.
Nach der politischen Wende 1989 kam der Wunsch nach einem Ausbau der drei bestehenden Hochschulen zu einer Universität auf. Im Juli 1999 war man am Ziel. Das polnische Parlament und der Senat beschlossen die Eröffnung einer Universität in Olsztyn, und im August 1999 unterschrieb der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski die Gründungsurkunde. Die Bedeutung, die man von polnischer Seite dieser Neugründung beimaß, wird auch dadurch belegt, dass der damalige Premierminister Jerzy Buzek persönlich zur Inaugurationsfeier am 1. Oktober 1999 an die Alle kam.
Als Ziele der Universität wurden vor allem die Hebung des Bildungsniveaus genannt, die Hoffnung, die Hochqualifizierten in der Region halten zu können und im Umfeld der Universität neue Betriebe ansiedeln zu können, die ihrerseits wiederum Arbeitsplätze nicht nur für Hochschulabsolventen schaffen.
Das war damals bei einer Arbeitslosenquote von 21,7 Prozent in der Woiwodschaft gegenüber 13,6 Prozent im Landesdurchschnitt von großer Bedeutung. Selbst wurde die Universität schnell ein bedeutender Arbeitgeber in der Region. Auch Deutsch wurde nun wieder gelehrt, von Anfang an sollte die germanistische Fakultät Brücken bauen zum Vorkriegskulturraum. Begonnen hatte man schon 1995, als an der Pädagogischen Hochschule Olsztyn eine Abteilung für deutsche Philologie eingerichtet worden war, die von der damaligen Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth mit eingeweiht wurde. Die germanistische Abteilung nahm dort 1996 den Studienbetrieb auf.
Heute ist Olsztyn-Kortowo nicht mehr wieder zu erkennen, ein Campus mit hochmodernen Funktionsgebäuden wie Bibliotheken, Forschungseinrichtungen und allem, was eine moderne Hochschule braucht, macht modernes Lernen mit allen Kommunikationsmitteln unser Zeit möglich. Studiert werden kann hier nicht nur in polnischer Sprache. Studiengänge wie Geodäsie und Kartographie, Umweltschutz, Politische Wissenschaft oder Medizin können auch in englischer Sprache studiert werden.
Hatte man damals bei den Gründungsprognosen was das angepeilte Wachstum der Universität und der Studentenzahlen betraf, vielfach nur gelächelt, sind sie 15 Jahre später übererfüllt. Die fast 31.500 Studenten können sich an 17 Fakultäten in 59 eigenständigen Fächern, drei interdisziplinären Studiengängen und 138 verschiedenen Aufbaustudiengängen einschreiben, und werden von über 2.000 Hochschullehrern unterrichtet, von denen 491 Professoren sind.
So steht denn die Universität in Olsztyn auch für das zuweilen atemberaubende Entwicklungstempo Polens. Da braucht man nur die Zahlen in Relation zueinander setzen: Mit den über 31.000 Studenten und mehr als 3.300 bei der Universität Beschäftigten, ist die Gesamtzahl von knapp 35.000 fast so groß, wie die Einwohnerzahl von ganz Allenstein vor dem Krieg. Die einstige ostpreußischen Bezirkshauptstadt ist eine der am dynamischsten wachsenden früher deutschen Städte mit einer Bevölkerung, die zur Hälfte unter 30 Jahre alt ist.
Dennoch ist auch an der Universität Olsztyn nicht alles Gold. Kürzlich fand dort eine Zusammenkunft der polnischen Universitätsprorektoren statt, die mit den Finanzen ihrer jeweiligen Hochschulen befasst sind, denn die Finanzlage der polnischen Universitäten ist nicht rosig. Dr. hab. Mirosław Gomowicz, der mit den Finanzen befasste Prorektor der UWM sagte Journalisten gegenüber, alle polnischen Universitäten gingen derzeit durch finanziell schwierige Zeiten. Noch im Jahr 2008 habe es in Polen etwa 450.000 Abiturienten gegeben, im Jahr 2014 waren es aber nur noch rund 300.000. Fast 30 Prozent von Ihnen hätten sich – aus welchen Gründen auch immer – für ein bezahltes Fernstudium entschlossen. Auch die Zahl der Studenten, die ein Aufbaustudium aufgenommen haben sei gesunken, erklärte Gomowicz.
In dieser Situation müssten die Hochschulen nach neuen Einnahmequellen suchen und Kosten einsparen, auch Entlassungen könnten an mehreren Hochschulen nicht ausgeschlossen werden. Die UWM gehöre nicht dazu und schreibe über alles gesehen noch keine roten Zahlen. Auf die Frage zu den Gerüchten, die UWM sei übermäßig verschuldet erklärte Gomowicz ausführlich, dass der Verschuldungsgrad zum Abrechnungszeitpunkt am Jahresende bei knapp 40% liege, während des Jahres aber auch schon einmal höher sein könne.
Zwar verfüge die Hochschule über ein beträchtliches Immobilien- und Grund-Vermögen, davon habe man in den Jahren 2012-2013 auch zwischen 4 und 5 Millionen zł jährlich ins Budget einfließen lassen, in den Vorjahren sei das viel mehr gewesen. Die Lage auf dem Markt aber empfehle derzeit weitere Verkäufe nicht. Verkaufen nämlich könne man nur einmal, jetzt sei es aber unwirtschaftlich. Man habe daher viele Maßnahmen und Prozeduren beschlossen, die auch Fehler aus der Vergangenheit eliminieren. So habe man sich mit von der EU geförderten Projekten übernommen, was die UWM 7,1 Millionen zł gekostet habe. Hätte man dieses Geld noch, wäre die Situation an der UWM bedeutend besser, fügte Gomowicz an.
Um die Lage weiter zu verbessern habe der Senat seiner Hochschule eine größere finanzielle Selbstständigkeit für die einzelnen Fakultäten beschlossen, die nun ihre eigenen Budgets erhalten werden, die sie rationell einzusetzen haben. Davon verspreche man sich größere Effektivität, schloss der Prorektor.