Olsztyn: Kulturzeitschrift Borussia wird eingestellt

 Borussia-Chefredakteur Prof. Dr. Robert Traba, Foto: Rafal Zytyniec, GFDL, CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0

Nach 22 Jahren des Erscheinens stellt die Allensteiner Kulturgemeinschaft Borussia das Erscheinen ihgrer renommierten Kulturzeitschrift Borussia ein. Dort haben über die Jahre immer wieder namhafte Literaten und Wissenschaftler Artikel zu Kultur und Geschichte dieser multikulturellen Region publiziert, unter ihnen waren Czesław Milosz, Leszek Szaruga, Witold Wirpsza, Stefan Chwin, Inga Iwasiów, Wlodzimierz Kowalewski und Olga Tokarczuk. Die Publikation erhielt mehrere preise

Die Entscheidung der Borussia ihre gleichnamige Zeitschrift einzustellen, habe ausschließlich finanzielle Gründe teilte die Redaktion mit. Unter den derzeitigen Umständen sähe man sich außerstande einfach so weiter zu machen, erklärte Prof. Dr. Robert Traba, der Chefredakteur das Ende der Kulturzeitschrift, die seit 1991 zunächst als Vierteljahresschrift, zuletzt aber ohne feste Erscheinungstermine herauskam. Die Herausgabe der Publikation bedinge auch eine gewisse Logistik, es sei aber – vor allem bei reduzierter Ausgabenzahl auf einen Jahresband – nicht möglich Mitarbeiter fest einzustellen. Das sie bei dem derzeitigen System für jede Ausgabe nach Sponsoren suchen zu müssen, nicht möglich, dabei bedinge aber gerade die ständige Suche nach finanzieller Hilfe einen enormen Verwaltungsaufwand, teilte die Borussia-Redaktion mit.

Zumindest eins sei entschieden, bemerkte Prof. Dr. Traba; Weder 2013 noch 2014 werde eine Ausgabe der Borussia erscheinen, doch bemühe sich die Redaktion, die Herausgabe später wieder aufzunehmen und suche finanzielle Hilfe von außen, möglichst auf langfristiger Basis..

Die Borussia ist nicht die einzige Kulturzeitschrift, die in Polen derzeit ihr Erscheinen wegen finanzieller Schwierigkeiten einstellen muss, ähnlich ging es Kresow, Pogranicza und RED. Das sei besonders beunruhigend, weil alle diese Publikationen seit den 1990-er Jahren bestünden und über zwei Jahrzehnten das kulturelle Bild ihrere Regionen nach außen getragen haben, erklärte der Literaturwissenschaftler Prof. Slawomir Buryla der polnischen Nachrichtenagentur PAP gegenüber.

Vor allem in den ehemals deutschen Gebieten mit dem fast vollständigen Bevölkerungsaustausch haben Zeitschriften wie die Borussia die Aussöhnung der neu entstandenen Gesellschaft mit der deutschen Geschichte ihrer Region befördert und einen großen Beitrag zum Entstehen neuer regionaler Identitäten geleistet.

Finanziell angeschlagen ist auch der Verlag Borussia, der ebenso seit 1991 besteht. Man habe nur noch Mittel für die beiden 2013 erscheinenden Bände, weitere Pläne habe man derzeit nicht. Es werde immer schwieriger, Mittel für eine derartige Verlagstätigkeit mit aufwendigen Übersetzungen zu akquirieren, erklärte die Vorsitzende der Stiftung Borussia Kornelia Kurowska.

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Wer ist die Borussia?

Die Kulturgemeinschaft Borussia ist eine polnische Nichtregierungsorganisation und wurde 1990 in Olsztyn gegründet. Sie kümmert sich um das kulturelle Erbe der Woiwodschaft Ermland-Masuren in ihrem historischen und nachbarschaftlichen Kontext. Dabei wird eine Kultur des Dialogs und der Toleranz in einem interkulturellen Umfeld und dem zusammenwachsenden Europa gepflegt. Die Arbeit der Borussia wird von zwei Leitideen getragen: „Die Atlantis des Nordens“ und „Offener Regionalismus“. Die Stiftung Borussia wurde im Frühjahr 2006 von Robert Traba und Kazimierz Brakoniecki gegründet und unterstützt die Arbeit der Kulturgemeinschaft Borussia.

Konkret sehen die Tätigkeiten der Borussia so aus: Durchführung grenzüberschreitender Programme als praktische Form der Realisierung der Idee des „offenen Regionalismus“ mit dem Ziel der Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Polen und dessen Nachbarn (auch in Form internationaler Jugendaustausche), dazu fungiert die Borussia als Verlag, Herausgeber der Zeitschrift Borussia, Herrichtung des Bet Tahara als Kulturzentrum Mendelsohn-Haus.

Mehr über die Tätigkeit der Kulturgemeinschaft und Stiftung Borussia: